Britischer Geheimdienst: Russland bereitet sich auf Kämpfe um AKW Saporischschja vor
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Ein russischer Soldat steht auf dem Gelände des Kernkraftwerks Saporischschja in einem Gebiet unter russischer Militärkontrolle im Südosten der Ukraine Wache. (Archivbild)
© Quelle: Uncredited/AP/dpa
London. Die russischen Besatzungstruppen in der Ukraine bereiten sich nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten auf Kämpfe um das Atomkraft Saporischschja vor. Auf Satellitenbildern sei zu sehen, dass auf den Dächern der Reaktoren teilweise Verteidigungsstellungen mit Sandsäcken geschaffen wurden, hieß es am Donnerstag im täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London.
„Russland hat diese Stellungen wahrscheinlich errichtet, weil es zunehmend besorgt ist über die Aussicht auf eine große ukrainische Offensive“, hieß es in der Mitteilung. Der Schritt erhöhe das Risiko von Schäden an dem Sicherheitssystem des Atomkraftwerks, sollten dort Kämpfe stattfinden. Katastrophale Schäden an den Reaktoren seien aber in den meisten plausiblen Szenarien mit Infanterie-Waffen unwahrscheinlich, da die Gebäudestrukturen sehr gut bewehrt seien.
Ukraine meldet russische Angriffe nahe des AKWs
Im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja, dem größten in Europa und einem der zehn größten der Welt, sind seit der Eroberung des Geländes zu Beginn des Krieges russische Streitkräfte stationiert. Ukrainische Vertreter haben dem russischen Militär wiederholt vorgeworfen, von der Anlage aus benachbarte ukrainische Gebiete anzugreifen. Erst am Dienstag wurde von ukrainischer Seite schwerer russischer Artilleriebeschuss auf Städte am Westufer des Dnipro gegenüber des AKWs gemeldet. Alle sechs Reaktoren in Saporischschja sind seit Kriegsbeginn im vergangenen Jahr abgeschaltet.
Die Internationale Atomenergiebehörde bemüht sich seit Monaten um eine Absprache zwischen der Ukraine und Russland über die Sicherung der Anlage und deren Reaktoren. Das AKW wird von außen mit Strom versorgt. Durch russische Angriffe kam es wiederholt zu vorübergehenden Ausfällen der Stromversorgung.
Der Vorsitzende der ukrainischen Militärverwaltung in der Region Saporischschja, Jurij Malaschko, sagte am Mittwoch, das russische Militär habe in der Nacht 19 zivile Gebiete angegriffen. Er berichtete von 53 Artillerieangriffen, sechs Raketenangriffen, sieben Drohnenangriffen und einem Luftangriff. Das ukrainische Präsidialamt meldete mindestens zwei getötete Zivilisten am Dienstag und der folgenden Nacht.
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
RND/dpa/AP