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Drakonische Politik in Afghanistan

Amnesty-Bericht: Taliban zerstören Leben von Frauen und Mädchen

ARCHIV - 10.05.2022, Afghanistan, Kabul: Ein Taliban-Kämpfer hält sein Gewehr in der Hand, während Menschen in Kabul auf die Verteilung von Lebensmittelrationen durch eine südkoreanische Hilfsorganisation warten. Seit der Machtergreifung der Taliban hat sich das Leben von Frauen und Mädchen in Afghanistan spürbar eingeschränkt. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation «Amnesty International» hervor. Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 10.05.2022, Afghanistan, Kabul: Ein Taliban-Kämpfer hält sein Gewehr in der Hand, während Menschen in Kabul auf die Verteilung von Lebensmittelrationen durch eine südkoreanische Hilfsorganisation warten. Seit der Machtergreifung der Taliban hat sich das Leben von Frauen und Mädchen in Afghanistan spürbar eingeschränkt. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation «Amnesty International» hervor. Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Frankfurt a.M., London. Laut Amnesty International wird das Leben afghanischer Frauen und Mädchen systematisch zerstört. Das geht aus einem Bericht der Menschenrechtsorganisation hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

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Die Taliban missachten demnach seit ihrer Machtübernahme im August 2021 die Rechte der weiblichen Bevölkerung auf Bildung, Arbeit und freie Fortbewegung, verweigern ihnen Schutz und Unterstützung im Fall häuslicher Gewalt und inhaftieren sie für mindere Verstöße gegen diskriminierende Regeln.

TV-Moderatorin kritisiert Gebot der Taliban in Afghanistan
22.05.2022, Afghanistan, Kabul: Die Fernsehmoderatorin Khatereh Ahmadi trägt eine Gesichtsbedeckung, während sie die Nachrichten auf TOLO NEWS verliest. Journalistinnen in Afghanistan müssen künftig im Fernsehen ihre Gesichter bedecken. Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Nach der Anordnung der Taliban präsentierten sich Nachrichtensprecherinnen verschleiert im TV – doch die Frauen äußerten auch Kritik.

Frauen, die gegen die Verhältnisse protestieren, würden verschleppt und gefoltert. Auch die Zahl der Kinder- und Zwangsehen habe signifikant zugenommen, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Frauen in Afghanistan stürben einen „Tod in Zeitlupe“, zitiert der Bericht eine afghanische Journalistin.

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„Jedes alltägliche Detail wird kontrolliert und massiv eingeschränkt“

„In weniger als einem Jahr seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat deren drakonische Politik Millionen Frauen und Mädchen ihres Rechtes auf ein sicheres, freies und erfülltes Leben beraubt“, sagte die Generalsekretärin von Amnesty International, Agnès Callamard. Fast in jedem Bereich ihres Lebens mache sich das Repressionssystem bemerkbar. „Jedes alltägliche Detail - ob sie zur Schule gehen, ob sie arbeiten, ob und wie sie das Haus verlassen - wird kontrolliert und massiv eingeschränkt.“

Ganz unbeteiligt sind westliche Länder an dieser Lage nicht, wie der Bericht aufzeigt: 2020 kam es zu einem Friedensvertrag zwischen den USA und den Taliban. Dort wurde der Rückzug der US- sowie der Nato-Truppen vereinbart. Was Amnesty jedoch anprangert: Die Wahrung von Frauenrechten war kein Teil des Vertrages. Die Taliban sollten lediglich der militant-islamistischen Gruppierung Al-Kaida keinen Rückzug in Afghanistan gewähren. Der Friedensvertrag sei größtenteils unter Ausschluss von Frauenrechtlerinnen vereinbart worden, beklagt Amnesty.

Amnesty fordert internationale Strategie, um Taliban unter Druck zu setzen

Amnesty International fordert die Taliban zu einem Politikwechsel auf. Zudem sollten weltweit alle Regierungen und internationale Organisationen, darunter die Vereinten Nationen, dringend eine effektive und koordinierte Strategie entwickeln, um die Islamisten unter Druck zu setzen. Möglich seien Sanktionen wie Einreisesperren. Für den Bericht befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 90 afghanische Frauen und 11 Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren in 20 der 34 afghanischen Provinzen.

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Die Mehrzahl der Mädchen über zwölf darf seit knapp einem Jahr keine Schule besuchen. Die für März versprochene Öffnung der Sekundarschulen wurde am angekündigten Öffnungstag von den Taliban mit Verweis auf technische Probleme zurückgenommen. An den Universitäten sind Frauen laut dem Amnesty-Bericht aufgrund der Repression nicht mehr sicher. Viele hätten das Studium aufgegeben.

RND/epd/dpa

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