Kommentar

Steigende Preise sind das kleinere Übel

Ein Preisschild für Zwiebeln wird in die Auslage auf dem Wochenmarkt gesteckt. (Archivbild)

Ein Preisschild für Zwiebeln wird in die Auslage auf dem Wochenmarkt gesteckt. (Archivbild)

Berlin. Auf den ersten Blick ist die Sache ganz einfach: Weil die Inflation von Rekord zu Rekord klettert, muss die Europäische Zentralbank (EZB) endlich die Zinsen anheben, und zwar deutlich. Dann wird sich die Teuerung abschwächen, und wir werden wieder ohne Sorge vor massiven Preissteigerungen einkaufen und heizen können.

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Gibt es wirklich Grund zur Panik?

Wie (ir)rational ist die Angst vor Inflation?

Steigende Preise, hohe Inflation: Ist das ein Grund zur Panik? Wirtschaftswissenschaftlerin Kerstin Bernoth erklärt im Interview, welche Rolle psychologischen Effekte spielen – und wie Menschen mit ihrem Konsumverhalten auf die Inflation wirken können.

Leider ist das die blanke Theorie. Denn anders als im Lehrbuch ist die aktuelle Inflation keine Folge einer erhitzten Konjunktur, die durch eine Verteuerung von Krediten abgekühlt werden muss. Stattdessen wird die Inflation getrieben von steigenden Energie- und Rohstoffkosten, was durch den Krieg in der Ukraine und unterbrochene Lieferketten unter anderem aufgrund von Corona-Lockdowns in China extrem verstärkt wird.

Hinzu kommt der demografische Wandel, der zu einem steigenden Fachkräftemangel führt. Das alles sorgt auch bei einer gewöhnlichen Auslastung der Volkswirtschaft und einer eher normalen Nachfrage zu massiv steigenden Preisen.

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Inflation mit 7 Prozent weiterhin auf hohem Niveau

Höhere Energiekosten reißen Löcher in die Haushaltskassen der Menschen, aber auch Nahrungsmittel verteuern sich überdurchschnittlich.

Anhebung der Leitzinsen birgt große Gefahr

Selbst wenn es unter diesen Umständen gelingen sollte, durch eine Anhebung der Leitzinsen die Inflation zumindest zu dämpfen, wird der Preis dafür hoch sein. Es besteht die große Gefahr, dass die nach der Corona-Krise gerade erst wieder anlaufende Konjunktur regelrecht abgewürgt wird. Am Ende verlieren viele Menschen ihren Job. Sie bekommen dann nur noch Arbeitslosengeld oder rutschen sogar in Hartz IV. Verglichen mit diesen Aussichten sind steigende Preise das kleinere Übel.

Allerdings ist das Risiko hoch, dass das Schrauben an den Leitzinsen nicht einmal die Inflation begrenzen kann, schließlich ist sie nicht hausgemacht, sondern weitgehend „importiert“. Dann leistet die EZB einer Stagflation Vorschub, also einer Wirtschaftsflaute mit gleichzeitig steigenden Preisen. Die Währungshüter sind also gut beraten, weiter einen kühlen Kopf zu bewahren und nichts zu überstürzen.

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