Kein Ersatz für Berufsorientierung

Bundesarbeitsagentur: Soziales Pflichtjahr würde Arbeitskräftemangel langfristig nicht beseitigen

Mehr ukrainische Flüchtlinge verzeichnet die Arbeitsagentur für Mittelholstein in Neumünster in ihrem Novemberbericht.

Die Bundesagentur für Arbeit hält wenig von einem sozialen Pflichtjahr für Schulabgänger zur Lösung des Fachkräfte­problems (Symbolbild).

Berlin. Der Vorstand für Regionen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA), Daniel Terzenbach, hält ein soziales Pflichtjahr zur Behebung des Fachkräfte­mangels nicht für das richtige Mittel. „Ein soziales Pflichtjahr kann zwar bei der Persönlichkeits­entwicklung helfen, aber den Arbeitskräfte­mangel würde es langfristig nicht lösen“, sagte er dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND).

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„Schulabgängerinnen und -abgänger würden in einem Pflichtjahr einen Einblick in nur einen Teil des Arbeitsmarktes bekommen“, betonte er. „Es ist kein Ersatz für eine breite Orientierung über die Vielzahl von Berufen, die darüber hinaus auch zu den eigenen Interessen und Stärken passt.“

Berufsorientierung schon ab der fünften Klasse?

Terzenbach sprach sich für Berufs­orientierung bereits ab der fünften Klasse aus. „Daher darf eine umfassende Berufs­orientierung nicht erst nach der Schule beginnen, sondern bereits während der Schulzeit – idealerweise ab der fünften Klasse“, sagte er. „Die Arbeitswelt kann da schon spielerisch nähergebracht werden und dann Stück für Stück über Praktika in den Unternehmen erprobt werden.“ Der BA-Vorstand stellt sich Orientierungs­angebote vor, die von Berufs­beratern, Unternehmens­vertretern und Lehrkräften gemeinsam gestaltet werden. „Außerdem sollten Berufs­beraterinnen und ­‑berater und Unternehmen gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern in den Schulen über ihre Angebote informieren“, sagte er.

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In den vergangenen Wochen und Monaten ist eine Debatte über ein soziales Pflichtjahr entstanden, nachdem sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mehrmals dafür ausgesprochen hatte. Auch die CDU fordert ein Pflichtjahr. Gesundheits­verbände zeigten sich offen dafür – sie versprechen sich davon Entlastungen etwa im Pflegebereich, wo ein großer Personal­mangel herrscht.

Weniger Schülerinnen und Schüler sollten die Schule abbrechen

BA-Vorstand Terzenbach mahnte im RND-Gespräch weiter die Reduzierung der Schulabbrecher­quoten an. „Wir müssen das Potenzial von Schülern, Auszubildenden und Studenten ausschöpfen. Die Quote der Schulabbrecher beispielsweise muss dringend reduziert werden: Wenn Schülerinnen und Schüler einen Abschluss machen, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass sie einen Ausbildungsplatz bekommen“, sagte er. „Ländern wie Hessen oder Bayern gelingt es, den Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss auf einem niedrigen Niveau zu halten. Wenn wir den Anteil in ganz Deutschland noch weiter senken könnten, hätten wir circa 50.000 bis 80.000 Schulabgängerinnen und ‑abgänger, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Fachkräften ausgebildet werden könnten.“

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