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Wegen Schulschließungen und Fernunterricht

„Auf halber Strecke aufgegeben“: Lehrerverbände unzufrieden mit Hilfen für Lernlücken bei Schülern

Die Schulschließungen haben große Lernlücken bei Schülerinnen und Schülern hinterlassen - sie zu schließen könnte Jahre dauern.

Die Schulschließungen haben große Lernlücken bei Schülerinnen und Schülern hinterlassen - sie zu schließen könnte Jahre dauern.

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Berlin. Schul­schließungen und Distanz­unterricht haben bei Schülerinnen und Schülern zu großen Lernlücken geführt. Weiterhin gelten deswegen vielerorts vereinfachte Prüfungs­anforderungen. Dabei gelinge die Aufarbeitung vor allem dort, wo Unterstützung sowieso kaum gebraucht werde, kritisieren Lehrer­verbände. Das Aktions­programm vom Bund Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche ist nach zwei Jahren am 31. Dezember 2022 ausgelaufen. Ein falsches Signal, findet Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands.

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„Wir befinden uns auf einer langen Strecke“, sagte Meidinger dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND), „jetzt bei der Hälfte aufzugeben, das ist das falsche Signal.“ Dabei sei es schwierig festzustellen, inwiefern sich Lücken überhaupt geschlossen hätten. „Eigentlich müsste man Ansprüche für Versetzung und Prüfungen wieder anziehen. Nur dann könnte man anhand von Schul­abbrechern und Durchfall­quoten bei Prüfungen sehen, wie verheerend die Lage noch ist.“

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Lehrerpräsident Meidinger: Aufholprogramm erreicht nicht die richtigen Schüler

Das Bundesprogramm sei nicht bei den Schülerinnen und Schülern angekommen, die es am ehesten gebraucht hätten, stellt Meidinger fest. Das habe unter anderem daran gelegen, dass die Teilnahme stets freiwillig war. „So erreichen wir nur die Kinder von Eltern, die sowieso schon sehr bemüht waren, Bildungslücken aufzuholen.“ Die Kinder, die am meisten unter den Schul­schließungen und dem Online­unterricht gelitten hätten, erreiche man nicht.

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Diesen Eindruck teilt auch Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Das sogenannte Aufhol­programm nach Corona von Bund und Ländern ist nicht dort angekommen, wo es am meisten benötigt wird, nämlich bei den benachteiligten Kindern und Jugendlichen.“ Sie resümiert: „Kurzfristige Unterstützungs­programme oder Förderung von Nachhilfe­instituten bringen nichts.“

Man brauche gezielte Förderungen für Schulen in schwieriger Lage, verbesserte Arbeits­bedingungen für Lehrer und mehr Schul­sozialarbeit. „Wir sind weit davon entfernt, die Lücken zu schließen.“ Die akuten Probleme von Lehrermangel bis Lernlücken machten auch die Beschulung der aus der Ukraine geflüchteten Kinder nicht einfacher.

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Meidinger erwartet weiterhin Unterstützung vom Bund. Auch wenn Bildung hauptsächlich Ländersache sei, habe die Ampelkoalition einen Fokus auf Bildungs­politik legen wollen. Nun habe man beispielsweise das „Start­chancen“-Programm, mit dem man etwa 4000 Schulen fördern wolle, bereits auf 2024 vertragt. „Das ist enttäuschend.“

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Der Bund hatte das Aktions­programm „Aufholen nach Corona“ zunächst 2021 beschlossen, später verlängert und damit etwa Lerncamps für Kinder und Jugendliche mit mehreren Milliarden Euro finanziert. Einen abschließenden Bericht zu dem Programm will das Bildungsministerium zum 31. März vorlegen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat das Programm bis zum Ende der Sommerferien 2023 verlängert, finanziert wird es von nun an aus Landesmitteln.

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