Studie liefert Schock-Ergebnis

Bereits regionaler Atomkrieg hätte katastrophale Folgen für die Welt

Nach der Explosion einer französischen Atombombe schwebt dieser riesige Atompilz über dem Mururoa-Atoll. (Archivbild)

Nach der Explosion einer französischen Atombombe schwebt dieser riesige Atompilz über dem Mururoa-Atoll. (Archivbild)

New Brunswick. Selbst ein regionaler Atomkrieg, etwa zwischen Indien und Pakistan, könnte weltweit Hungersnöte auslösen. Dies geht aus Modellberechnungen hervor, die die Auswirkungen eines solchen Krieges durch Rußpartikel in der höheren Atmosphäre simuliert haben. Der Ruß würde einen Teil des Sonnenlichts blockieren und zu Ernteausfällen führen. Forscher um Lili Xia und Alan Robock von der Rutgers University in New Brunswick (New Jersey, USA) stellten ihre Erkenntnisse im Fachjournal „Nature Food“ vor. Die Studie wurde beim Journal bereits 2021 eingereicht und durch den üblichen Überprüfungsprozess Monate später veröffentlicht.

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„In einem Atomkrieg würden auf Städte und Industriegebiete gerichtete Bomben Feuerstürme auslösen und große Mengen Ruß in die obere Atmosphäre schleudern, der sich global ausbreiten und den Planeten schnell abkühlen würde“, schreiben die Wissenschaftler, von denen drei am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung tätig sind. Die Fortschritte bei der Modellierung der globalen Veränderungen im Zuge des Klimawandels haben Simulationen wie in dieser Studie möglich gemacht. Die Folgen eines Atomkriegs würden jedoch erheblich schneller eintreten als beim Klimawandel.

Erliegen des weltweiten Lebensmittelhandels

Xia, Robock und Kollegen entwarfen mehrere Kriegsszenarien und simulierten die Auswirkungen auf die Produktion einer ausgewählten Zahl an Lebensmitteln in den folgenden zehn Jahren. In allen Szenarien führt die Lebensmittelknappheit im eigenen Land dazu, dass alle Nationen Lebensmittelexporte stoppen; der weltweite Lebensmittelhandel käme zum Erliegen. Auf dieser Basis berechneten die Forscher, wie viele Kalorien pro Person in einzelnen Ländern noch zur Verfügung stehen würden und wie viele Menschen durch Hunger sterben würden.

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Scholz zur Ukraine: „Es darf keinen Atomkrieg geben“
BERLIN, GERMANY - APRIL 19: Olaf Scholz, Chancellor of Germany issues a statement following a virtual meeting with world leaders at the Chancellery on April 19, 2022 in Berlin, Germany. Chancellor Scholz joined in discussions with leaders of the United States, Great Britain, France, Japan, Poland, Romania, Italy, the European Council, the European Commision and NATO. (Photo by Clemens Bilan - Pool/Getty Images)

Bundeskanzler Olaf Scholz hat es als oberste Priorität seiner Ukraine-Politik bezeichnet, ein Übergreifen des Krieges auf die Nato zu vermeiden.

Über die Hälfte der Weltbevölkerung könnte sterben

Im kleinsten berechneten Szenarium würden 100 Atombomben mit einer Sprengkraft von jeweils 15.000 Tonnen rund fünf Millionen Tonnen Ruß in die obere Atmosphäre schleudern. In diesem Fall würden den Simulationen zufolge 27 Millionen Menschen direkt sterben und 255 Millionen Menschen durch Hungersnöte in verschiedenen Regionen der Erde.

Die Forscher berechneten auch die Auswirkungen eines atomaren Weltkriegs mit 4400 Atombomben zu 100.000 Tonnen Sprengkraft. Dadurch würden die verfügbaren Kalorien drastisch reduziert, in einigen Ländern um jeweils etwa 99 Prozent. Weltweit würden mehr als fünf Milliarden Menschen sterben, also mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Dabei sind die Folgen der radioaktiven Verseuchung noch gar nicht einkalkuliert. Lebensmittel aus dem Meer, das Essen von Insekten und andere Nahrungsalternativen oder das Schlachten des gesamten Nutzviehbestandes würden die Situation nur leicht verbessern.

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Lob für die Studie von Wissenschaftlern weltweit

„Diese Daten zeigen uns Eines: Wir müssen verhindern, dass ein Atomkrieg jemals geschieht“, sagte Robock. „Wenn es Atomwaffen gibt, können sie auch eingesetzt werden. Das Verbot von Atomwaffen ist die einzige langfristige Lösung.“ Wie es zu einem Atomkrieg kommen könnte oder verschiedene Wege, diesen zu verhindern, haben die Forscher nicht untersucht.

Von einer „sehr guten Studie“ spricht Angelika Claußen von der Organisation IPPNW Deutschland (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges). Auch wenn andere Folgen, wie der Zusammenbruch der medizinischen Versorgung, nicht Studienthema gewesen seien, machten die Ergebnisse der Simulationen die dramatischen Folgen für die Weltbevölkerung deutlich. „Das hilft uns in unserer Argumentation gegen jeglichen Einsatz von Atomwaffen und für den Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag“, sagt Claußen. Sie fordert alle neun Atommächte auf, gemeinsam einen Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen zu erklären. Bislang haben das einzeln nur Indien und China getan.

Die Atommächte haben nach Angaben der Federation of American Scientists insgesamt rund 12.700 Atomsprengköpfe, die meisten davon besitzen Russland und die USA. Indien und Pakistan haben zusammen über 300 Stück.

RND/dpa

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