Blitztour durch Europa: Selenskyj sammelt neue Waffen ein
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Der ukrainische neben dem französischen Präsidenten: Wolodymyr Selenskyj und Emmanuel Macron.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Brüssel. Erst Italien, dann Deutschland und Frankreich, schließlich überraschend auch noch Großbritannien: Im Eiltempo hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in wenigen Tagen wichtige europäische Nato-Staaten besucht. Sein Wunsch, mehr Waffen für den Kampf gegen die russischen Invasoren zu bekommen, ging zwar in Erfüllung. Doch unklar ist, ob die Waffen rechtzeitig in der Ukraine ankommen, um in einer möglichen Gegenoffensive eingesetzt zu werden.
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Die Waffenliste ist umfangreich. Der britische Premierminister Rishi Sunak versprach dem ukrainischen Staatschef am Montag, demnächst Hunderte von Kampfdrohnen zu schicken. Diese Waffen haben eine Reichweite von mehr als 200 Kilometern. Damit könnte die ukrainische Armee auch Ziele auf der Krim treffen, die 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektiert wurde. Das gilt auch für Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow, deren Lieferung die Regierung in London bereits vor einigen Tagen zugesagt hat. Damit könnte die ukrainische Armee Nachschubwege der Russen weit hinter der Front angreifen.
Scholz: Militärhilfe von 2,7 Milliarden Euro
In Frankreich versprach Präsident Emmanuel Macron am Sonntagabend seinem Amtskollegen aus Kiew ebenfalls eine stärkere Militärhilfe. So sollen mehrere ukrainische Bataillone in Frankreich und in Polen ausgebildet werden. Die Rede war von mehreren Tausend Soldaten. Außerdem will Paris Dutzende von leichten Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in die Ukraine schicken.
Frankreich sichert Kiew neue Militärhilfe zu
Frankreich will Kiew unter anderem leichte Panzer und Luftabwehrsysteme schicken.
© Quelle: Reuters
Auch Deutschland will noch deutlich mehr tun, damit die Ukraine die von Russland besetzten Gebiete im Süden und Osten des Landes zurückerobern kann. Die Bundesregierung gab pünktlich zum Besuch Selenskyjs in Berlin und Aachen bekannt, ein neues Militärpaket in Höhe von 2,7 Milliarden Euro zu schnüren. Es sollen unter anderem 20 weitere Marder-Schützenpanzer, 30 Leopard-1-Panzer und vier Flugabwehrsysteme Iris-T-SLM bereitgestellt werden.
Damit zählen Deutschland und Großbritannien nach den USA inzwischen zu den größten Unterstützern der ukrainischen Armee. Entsprechend erfreut zeigte sich Selenskyj während seiner Blitztournee – und das, obwohl er auf westliche Kampfjets weiter warten muss. Denn sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch Präsident Macron sind bei dem Thema seit Monaten zurückhaltend. Die britische Regierung verwies darauf, dass sie die von der Ukraine gewünschten F-16-Jets gar nicht im Bestand habe.
Wie sich die neuen versprochenen Waffen auf den Fortgang des Krieges in der Ukraine auswirken werden, ist noch unklar. Das Material werde die Ukraine in den kommenden Monaten „bei ihrem erwarteten militärischen Vorstoß unterstützen“, hieß es in London.
Europa-CDU: Ukraine braucht noch „viel mehr Waffen“
Doch der außenpolitische Sprecher der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, Michael Gahler (CDU), zeigte sich skeptisch. Die Bundesregierung etwa habe viel Zeit vertan, die „auch mit der Ankündigung der 2,7 Milliarden Euro nicht aufgeholt wird“, sagte Gahler dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Denn vieles von den Zusagen wird erst nächstes Jahr geliefert, hilft bei der geplanten Offensive also jetzt nicht.“
Auch Frankreich müsse „noch viel mehr Waffen liefern“, forderte Gahler. Bisher habe der Westen für die Ukraine viel weniger getan als seinerzeit für Afghanistan.
Ähnlich äußerte sich der Grünen-Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky. „Ich glaube nicht, dass die Reise Selenskyjs mit der Offensive direkt zu tun hat“, sagte er dem RND.
Gleichwohl sei jede neue Lieferung schwerer Waffen wichtig, damit sich die Ukraine verteidigen könne. Die jetzigen Zusagen seien ein Beleg dafür, dass die Ukraine über einen längeren Zeitraum hinweg auf westliche Hilfe zählen könne.
Außerdem könnten diese Waffen der Ukraine zu militärischen Erfolgen im Süden des Landes verhelfen. Dadurch könnte der russische Präsident Wladimir Putin in Moskau unter Druck geraten. „Ein solches Szenario ist nicht zwingend, aber ohne die Hilfe der Verbündeten gänzlich ausgeschlossen“, sagte Lagodinsky.