Das Märchen von Makkabi
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Die Spieler von TuS Makkabi jubeln: Sie haben den Berliner Landespokal gewonnen.
© Quelle: Matthias Koch/dpa
Julius „Juller“ Hirsch spielte siebenmal für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Das war zwischen 1911 und 1913. Die Nazis deportierten den jüdischen Innenstürmer nach Auschwitz-Birkenau, er überlebte das Konzentrationslager nicht.
Der TuS Makkabi Berlin spielt auf der Julius-Hirsch-Sportanlage am Rande des Berliner Grunewalds. In unmittelbarer Nähe, im Mommsenstadion, schrieb der Verein am Samstag Fußballgeschichte: Als erster jüdischer Verein gewann der Fünftligist das Berliner Landespokalfinale. Als erster jüdischer Verein wird Makkabi am DFB-Pokal der Großen teilnehmen und damit bundesweite Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
21 Pokalfinals werden am „Finaltag der Amateure“ ausgetragen, am Abend folgt das große Finale im Berliner Olympiastadion zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. Viele Frankfurt-Fans waren am Mittag im Mommsenstadion, auch die Eintracht hat viele jüdische Fans.
Der Sieg von Makkabi ist nicht viel mehr als eine Randnotiz an diesem Tag. Und dennoch bedeutet es mehr als nur einen Erfolg für einen kleinen Verein aus dem Berliner Westen mit gerade mal 550 Mitgliedern, der bisher nur dann in den Schlagzeilen war, wenn gegnerische Spieler oder Fans gegen sie antisemitisch ausfällig wurden.
Jüdisches Leben gehört auch zum Fußball
Wenn Fußball die Gesellschaft abbildet – und wer würde das bezweifeln – dann zeigt der Sieg von Makkabi eben, dass auch Jüdinnen und Juden selbstverständlich zu dieser Gesellschaft der Bundesrepublik im Jahr 2023 gehören.
Und es zeigt, dass „Jude“ nicht nur viel zu oft ein Schimpfwort auf den Fußballplätzen dieser Republik ist
Makkabi Berlin zeigt aber noch mehr: Das Erfolgsgeheimnis seiner Fußballer ist, dass sie sich nicht in ihrer eigenen Community abschotten, sondern Toleranz und Vielfalt als wichtigste Eigenschaften der Makkabi-Familie nach vorne stellen. So gewannen sie mit einer bunt zusammengewürfelten, aber dennoch fest zusammengewachsenen Truppe, in der Kapitän Doron Bruck der einzige Spieler jüdischen Glaubens war.
Der wünscht sich jetzt schon einmal die Hertha für die erste DFB-Pokalrunde. „Gegen die hätten wir sogar eine Chance“, meint Bruck, der wie viele Makkabi-Mitglieder selber Hertha-Fan ist. Das Märchen geht weiter.