Kommentar

Es ist zu früh für Friedensgespräche – warum die Ukraine jetzt Kampfpanzer braucht

Odessa im Dunkeln: Nach den russischen Angriffen auf die Infrastruktur leuchtet sich ein Mann den Weg mit einer Taschenlampe in einer dunklen Straße.

Odessa im Dunkeln: Nach den russischen Angriffen auf die Infrastruktur leuchtet sich ein Mann den Weg mit einer Taschenlampe in einer dunklen Straße.

Berlin. Erst vor wenigen Tagen hat der Bundestag den sogenannten Holodomor als Völkermord eingestuft. Dem „Mord durch Hunger“ waren unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin Anfang der 1930er-Jahre Millionen Menschen in der Ukraine zum Opfer gefallen. 90 Jahre später droht zahlreichen Ukrainern wegen eines anderen Herrschers im Kreml ein Tod durch Kälte. Seit Wochen lässt Wladimir Putin die Energie-Infrastruktur der Ukraine bombardieren, eine Taktik, die sich eindeutig gegen die Zivilbevölkerung richtet.

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Putins skrupelloses Vorgehen ist ein Beleg für seine Fehleinschätzungen: Weil seine Truppen auf dem Schlachtfeld bislang alle Ziele verfehlt haben, will er mit den Luftangriffen auf die Infrastruktur nun die Bevölkerung zermürben. Die Menschen in der Ukraine haben sich aber nicht nur als außerordentlich leidensfähig erwiesen, sie stehen zudem mit gewaltiger Mehrheit hinter ihren Soldaten – kaum verwunderlich, schließlich geht es für sie um das Überleben ihres Landes. Das verschafft ukrainischen Soldaten auch eine ganz andere Motivation als ihren Gegnern.

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Demütigung für Putin

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums haben ukrainische Truppen inzwischen mehr als die Hälfte des Gebiets zurückerobert, das Russland seit dem Einmarsch am 24. Februar besetzt hatte. Eine weitere Demütigung haben die Ukrainer Putin mit den jüngsten Drohnenangriffen auf Ziele in Russland beschert. Gewiss, diese Angriffe bergen aus Sicht der Nato die Gefahr einer weiteren Eskalation des Krieges. Andererseits wäre es vermessen, der Regierung in Kiew solche Gegenschläge nicht zuzugestehen, wenn der Kreml die Ukraine in ihrer jetzigen Form auszulöschen versucht – dem Opfer eines Mordversuchs billigt man schließlich auch Gegenwehr gegen den Täter zu.

Verglichen mit den massenhaften russischen Luftangriffen sind die vereinzelten ukrainischen Drohnenangriffe nicht mehr als Nadelstiche. Militärisch bedeutsam sind die Attacken dennoch. Sie führen auch den Menschen in Russland vor Augen, dass ihr Präsident bislang nicht nur dabei versagt, die Ukraine zu unterwerfen – sondern auch, dass er noch nicht einmal Ziele im eigenen Land schützen kann. Die Fähigkeit, Ziele tief in Russland anzugreifen, könnte außerdem die Verhandlungsposition Kiews stärken, sollte es irgendwann zu Gesprächen mit Moskau kommen.

Für solche Verhandlungen ist es jetzt aber viel zu früh. Sie würden Putin nur Zeit verschaffen, seine Truppen neu aufzustellen und im Frühjahr wieder angreifen zu lassen. Völlig zu Recht macht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Rückgabe aller besetzten Gebiete, die Zahlung von Reparationen und die Ahndung von Kriegsverbrechen zur Bedingung für Gespräche. Um auch nur einen Teil dieser Ziele zu erreichen, muss die Ukraine den militärischen Druck erhöhen – und Russland den Krieg letztlich verlieren.

Mehr Waffen – für früheren Frieden

Dafür aber brauchen die Ukrainer so bald wie möglich mehr schwere Waffen. Das Argument, wonach mehr Waffen mehr Blutvergießen bedeuteten, ist nachvollziehbar, aber in diesem Fall falsch. Stattdessen würden die Ukrainer durch sie in die Lage versetzt, die russischen Truppen schneller aus ihrem Land zu vertreiben – und früher den Weg für Friedensverhandlungen zu ebnen.

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Umso unverständlicher ist es, dass Deutschland der Ukraine zwar schwere Artillerie wie beispielsweise die Panzerhaubitze 2000 liefert, ihr aber weiterhin Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 vorenthält. Die Bundesregierung argumentiert, sie wolle einen Alleingang vermeiden. Dafür aber gäbe es einen Ausweg: Die Bundesregierung könnte sich darum bemühen, andere Nato-Partner mit ins Boot zu holen. Solche Bemühungen sind jedoch nicht bekannt.

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