Erklärung mit Leutheusser-Schnarrenberger

Gerhart Baum fordert Haftbefehle gegen russische Kommandoebene

Gerhart Baum (FDP), früherer Bundesinnenminister, bei einem Interview.

Gerhart Baum (FDP), früherer Bundesinnenminister, bei einem Interview.

Berlin. Der frühere Innenminister Gerhart Baum und die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (beide FDP) haben den Generalbundesanwalt aufgefordert, mit Haftbefehlen gegen die Kommandoebene der russischen Armee vorzugehen. Ähnlich wie dies der Internationale Strafgerichtshof gegen Putin tut.

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„Wir Deutschen sollten jetzt auch unsere Möglichkeiten nutzen. Als Ziel für Haftbefehle kommt jetzt die Kommandoebene in Betracht, also beispielsweise die Söldnerführer oder einzelne Kommandanten, denen bewusste Angriffe auf die Zivilbevölkerung zur Last gelegt werden können“, schreiben Baum und Leutheusser-Schnarrenberger in einer Erklärung, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

Den Haags Haftbefehl gegen Putin: erstmals gegen Staatsoberhaupt einer Atommacht

Das Haager Tribunal hatte am Freitag Haftbefehl gegen Putin wegen dessen Kriegsverbrechen in der Ukraine erlassen. Damit ist Putin das erste Staatsoberhaupt einer Atommacht, gegen das der Internationale Strafgerichtshof vorgeht. Konkret werfen die Ermittler Putin die Verschleppung von Kindern aus besetztem ukrainischen Gebiet nach Russland vor. Moskau wiederum behauptet, die Kinder nur in Sicherheit gebracht zu haben. Mittlerweile hat die russische Justiz ihrerseits ein Strafverfahren gegen die Richter in Den Haag eingeleitet.

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Baum und Leutheusser-Schnarrenberger betonen in ihrer Erklärung die Bedeutung des Vorgehens des Haager Tribunals: „Mit der Entscheidung, gegen Putin einen Haftbefehl zu erlassen, hat der ISTG seine Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt“, heißt es. Er habe eine historische Entscheidung getroffen. Diese Entscheidung und die erklärte Absicht von Bundesjustizminister Buschmann, den Haftbefehl wenn möglich, auch zu vollstrecken, machten deutlich, dass das erst seit 2002 geltende Weltstrafrecht eine wirksame Waffe bei der Ahndung von gravierenden Verstößen gegen das Völkerrecht sei.

Ex-Präsident Medwedew: Festnahme von Putin käme Kriegserklärung gleich
RUSSIA, MOSCOW - MARCH 21, 2023: Russia s First Deputy Prime Minister Andrei Belousov L and Russian Security Council Deputy Chairman Dmitry Medvedev are seen before Russian-Chinese talks at the Moscow Kremlin. Sergei Karpukhin/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY 57990205

Gegen den Kremlchef Putin besteht seit vergangener Woche ein internationaler Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine.

28.02.2023, Russland, Moskau: Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Wladimir Putin, Präsident von Russland, der eine Rede während einer Sitzung des Vorstands des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) hält. Putin hat den letzten großen atomaren Abrüstungsvertrag mit den USA außer Kraft gesetzt. Dazu habe Putin ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, teilte der Kreml am Dienstag in Moskau mit. Foto: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Wie Putin Revanche für eine empfundene Kränkung nimmt

Schon 2005 bezeichnete Russlands Präsident Wladimir Putin den Zerfall der Sowjetunion als „die größte geopolitische Katastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Während viele der ehemals 15 Sowjetrepubliken das Ende auch als Chance begriffen, trauern alte russische Eliten dem kollabierten Gebilde bis heute nach. Für Putin stellt er auch persönlich eine Kränkung dar. Seit Jahren arbeitet der Kremlchef zielstrebig an einem Comeback des untergegangenen Imperiums.

Die beiden früheren FDP-Minister sehen das Vorgehen des Internationalen Strafgerichtshofs, an dessen Urteile weltweit 120 Staaten gebunden sind, als wirksam an. Sie verweisen auf die „von russischer Seite erfolgte Gegenreaktion gegenüber dem Gericht“. Sie zeige, dass die Gerichtsentscheidung nicht einfach negiert werde. „Unser Wunsch ist es nun, dass auch das nationale Völkerstrafrecht zur Geltung gebracht wird“, schreiben Baum und Leutheusser-Schnarrenberger. Es sei 2002 gleichzeitig mit dem Statut für den Internationalen Strafgerichtshof vom Bundestag verabschiedet worden.

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Laut Baum und Leutheusser-Schnarrenberger: Voraussetzungen für Haftbefehle gegeben

Auch die Voraussetzungen für Haftbefehle sind aus Sicht von Baum und Leutheusser-Schnarrenberger gegeben. „Wir erinnern daran, dass wir bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn eine mit Fakten unterlegte Strafanzeige wegen russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine beim Generalbundesanwalt eingereicht hatten“, erklären die beiden. Der Generalbundesanwalt habe in den letzten Monaten intensiv ermittelt.

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Moskau hat auf das Vorgehen des Haager Tribunals nicht nur mit eigenen juristischen Schritten reagiert. Russlands Ex-Präsident Dimitri Medwedew hatte damit gedroht, den Internationalen Strafgerichtshof mit Hyperschallraketen zu beschießen.

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