Abschaffung des EU-Verteidigungsvorbehalts

Volksabstimmung: Dänen wollen sich militärischen EU-Missionen beteiligen

01.06.2022, Dänemark, Kopenhagen: Jakob Ellemann-Jensen (vorne l-r), Vorsitzender der Liberalen Partei, Sofie Carsten Nielsen, Vorsitzende der Sozialliberalen Partei, Soeren Pape, Vorsitzender der Konservativen Partei, Pia Olsen Dyhr, Vorsitzende der Sozialistischen Volkspartei und Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei 2022, werben im Zentrum der Hauptstadt mit Plakaten für ein JA. Bei einer Volksabstimmung in dem Land zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für die Abschaffung des sogenannten EU-Verteidigungsvorbehalts ab.

01.06.2022, Dänemark, Kopenhagen: Jakob Ellemann-Jensen (vorne l-r), Vorsitzender der Liberalen Partei, Sofie Carsten Nielsen, Vorsitzende der Sozialliberalen Partei, Soeren Pape, Vorsitzender der Konservativen Partei, Pia Olsen Dyhr, Vorsitzende der Sozialistischen Volkspartei und Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei 2022, werben im Zentrum der Hauptstadt mit Plakaten für ein JA. Bei einer Volksabstimmung in dem Land zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für die Abschaffung des sogenannten EU-Verteidigungsvorbehalts ab.

Kopenhagen. Die dänische Bevölkerung hat sich eindeutig für die Abschaffung des sogenannten EU-Verteidigungsvorbehalts ihres Landes ausgesprochen. 66,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler votierten bei einer Volksabstimmung am Mittwoch dafür, den seit knapp 30 Jahren bestehenden Vorbehalt loszuwerden. Die Gegenseite kam nach Auszählung aller abgegebenen Stimmen auf 33,1 Prozent. Eine überwältigende Mehrheit der Dänen habe dafür gestimmt, den Vorbehalt abzuschaffen, stellte die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Abend vor Parteifreunden in Kopenhagen fest.

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01.06.2022, Dänemark, Kopenhagen: Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin von Dänemark und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, spricht zu Mitgliedern ihrer Partei im Parlament in Kopenhagen. Bei einer Volksabstimmung in dem Land zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für die Abschaffung des sogenannten EU-Verteidigungsvorbehalts ab.

01.06.2022, Dänemark, Kopenhagen: Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin von Dänemark und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, spricht zu Mitgliedern ihrer Partei im Parlament in Kopenhagen. Bei einer Volksabstimmung in dem Land zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für die Abschaffung des sogenannten EU-Verteidigungsvorbehalts ab.

Damit wird sich Dänemark künftig an der europäischen Sicherheits- und Verteidigungszusammenarbeit und somit zum Beispiel an militärischen EU-Missionen beteiligen können. Bislang bedeutete die EU-weit einzigartige Sonderregelung, dass sich das Land zwar an zivilen, nicht aber an militärischen Missionen der EU und auch nicht an der gemeinsamen Entwicklung etwa von Waffensystemen beteiligen konnte.

Die dänische Regierung rechnet damit, ab dem 1. Juli bei Sicherheitsthemen mitreden zu können. Außenminister Jeppe Kofod sagte am Donnerstag, er gehe davon aus, dass die Formalitäten bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen seien.

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Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der dadurch veränderten Sicherheitslage in Europa waren am Mittwoch knapp 4,3 Millionen Däninnen und Dänen aufgerufen, über den Vorbehalt abzustimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 65,8 Prozent. Der Großteil der dänischen Parteien einschließlich der regierenden Sozialdemokraten hatte sich für die Abschaffung ausgesprochen.

„Eine historische Entscheidung“

Dänemark habe ein sehr deutliches Signal an seine Verbündeten in der Nato und in Europa gesendet, aber auch an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Frederiksen. „Wir zeigen: Wenn Putin in ein freies und unabhängiges Land einmarschiert und die Stabilität Europas bedroht, dann rücken wir anderen näher zusammen“, sagte die Regierungschefin.

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Zu den ersten Gratulanten zählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Ich bin überzeugt, dass sowohl Dänemark als auch die EU von dieser Entscheidung profitieren werden“, erklärte sie auf Twitter. EU-Ratschef Charles Michel schrieb: „Die Menschen in Dänemark haben eine historische Entscheidung getroffen.“

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock begrüßte den Ausgang des Referendums im nördlichen Nachbarland. „Jeder Schritt, den alle von uns unternehmen, macht uns in Anbetracht dieser tektonischen Verschiebungen stärker“, schrieb sie auf Twitter.

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Dänemark ist das einzige EU-Land mit einem solchen Sonderstatus in Verteidigungsfragen. Er besteht bereits seit 1993. Ein Jahr zuvor hatten die Däninnen und Dänen gegen den Vertrag von Maastricht gestimmt. Darauf handelte das skandinavische Land vier Vorbehalte bei der EU-Zusammenarbeit aus, um unter anderem in Verteidigungsfragen außen vor zu bleiben. Im zweiten Anlauf stimmte das Volk dem Maastricht-Vertrag dann zu.

Ergebnis erst in einigen Wochen wirksam

Das Ergebnis nun bedeutet, dass sich Deutschlands nördlichster Nachbar zum ersten Mal per Volksabstimmung einer seiner Sonderregelungen entledigt. Im Jahr 2000 hatte das Volk gegen den Euro gestimmt, 2015 auch gegen die EU-Justizzusammenarbeit.

Die Abschaffung des Verteidigungsvorbehalts gilt ab dem Tag, an dem die anderen EU-Länder schriftlich von dem skandinavischen Land davon in Kenntnis gesetzt worden sind. Nach dem Votum dürften aufgrund von Formalitäten jedoch noch einige Wochen vergehen, bis die Sonderreglung endgültig der Vergangenheit angehört. Im Anschluss wird das dänische Parlament in Kopenhagen dann Stellung zu verschiedenen Teilen der EU-Verteidigungszusammenarbeit beziehen, etwa dazu, welchen Militäreinsätzen sich Dänemark letztlich anschließen möchte.

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Dänemark ist wegen des Vorbehalts bislang nicht Teil der Kooperationsplattform Pesco, über die gemeinsame Militärprojekte von EU-Staaten organisiert werden. Die militärische Zusammenarbeit in der EU fokussiert sich vor allem auf Friedensmissionen, Stabilität und die Ausbildung von Soldaten anderer Staaten.

RND/dpa

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