Kampf gegen Kindesmissbrauch: Es müssen neue Wege her
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Eine Ermittlerin sitzt vor Monitoren mit unkenntlich gemachten Fotografien, die teilweise sexuellen Missbrauch zeigen, am Hinweistelefon im Landeskriminalamt (Archivbild).
© Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Der Missbrauchsfall von Wermelskirchen lässt einem das Blut in den Adern gefrieren: Mindestens dutzendfacher sexueller Missbrauch von Babys und Kleinkindern, Millionen von Fotos und Videos solcher grausamen Taten. Der Fall ist lediglich einer von vielen – und auch nur einer von denen, die überhaupt auf dem Radar der Ermittler gelandet sind.
Kindesmissbrauch im Raum Köln: Ermittlungen in mehr als 70 Fällen
Haupttatverdächtig ist ein verheirateter 44‑Jähriger aus Wermelskirchen. Ermittlungen gegen weitere 72 Tatverdächtige in 14 Bundesländern wurden aufgenommen.
© Quelle: Reuters
Was bisher im Kampf gegen pädokriminelle Täter geschieht, reicht nicht aus. Das Dunkelfeld derer, denen die Behörden nicht auf die Schliche kommen, ist zu groß – und noch viel größer das Leid unzähliger Kinder in Deutschland und weltweit. Es müssen neue Wege her.
Vorratsdatenspeicherung ist zu Recht umstritten
Eine automatisierte Untersuchung privater Chats auf strafbares Material, wie sie der EU‑Kommission vorschwebt, kann jedoch kein Mittel sein – sie wäre ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in das Grundrecht auf Privatsphäre. Ein Mittel wäre die Vorratsdatenspeicherung von IP‑Adressen, wie sie das BKA fordert, um Täter im Internet nachträglich identifizieren zu können. Doch auch die Vorratsdatenspeicherung ist politisch und gesellschaftlich zu Recht umstritten. Auch ihr Erfolg ist begrenzt. Denn IP‑Adressen lassen sich selbst ohne technisches Verständnis leicht anonymisieren.
Das BKA und die Polizeien der Länder gehen bereits richtige Wege: Sie setzen etwa auf Software, die große Datenmengen automatisiert auswertet und mutmaßliche Missbrauchsdarstellungen erkennt. Dadurch wird Arbeitskraft von Ermittlern frei, die dann an anderer Stelle eingesetzt werden kann. Hier braucht es mehr Tempo.
Bund, Länder und nicht zuletzt die EU müssen weitere Lösungen finden, die eine effektivere Strafverfolgung ermöglichen. Sie müssen aber der Versuchung widerstehen, zu allzu einfach klingenden und plakativen Lösungen zu greifen. Und der Schutz der Grundrechte von Millionen unbescholtenen Bürgerinnen und Bürgern darf dabei niemals zur Nebensache werden.