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Leben auf Pump – und auf Kosten des Klimas

Ein Demonstrant der Bewegung Fridays For Future geht mit einem Plakat mit einer gezeichneten weinenden Erde durch Hannover.

Ein Demonstrant der Bewegung Fridays For Future geht mit einem Plakat mit einer gezeichneten weinenden Erde durch Hannover.

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Liebe Leserinnen und Leser,

schwupp sind sie weg. Aufgebraucht, von einem Tag auf den anderen. Würden alle Menschen so leben wie wir in Deutschland, wären die natürlichen Ressourcen der Erde für dieses Jahr schon jetzt nicht mehr ausreichend. Ab heute leben wir hierzulande auf Pump: Wir verbrauchen mehr nachwachsende Rohstoffe, als die Erde liefern kann. Wir werden zu Parasiten, lassen die Erde ausbluten, um unseren Lebensstandard zu wahren. Ein Lebensstandard, für den es eigentlich drei Erden bräuchte, wie das Global Footprint Network berechnet hat.

Auch weltweit betrachtet gehen die Ressourcen jedes Jahr frühzeitig zur Neige. Und mit jedem Jahr kommt der globale Stichtag früher: 1971 fiel er noch auf den 20. Dezember, 2001 auf den 22. September und vergangenes Jahr auf den 28. Juli. Machen wir so weiter wie bisher, können wir uns vielleicht eines Tages den Erdüberlastungstag schon im Januar rot im Kalender anstreichen. Die „zerstörerische Party“, die wir auf der Erde feiern, muss sofort enden, findet mein Kollege Imre Grimm. (+) Es sei an der Zeit, die Klimapolitik hierzulande endlich in den Mittelpunkt zu stellen und nicht wiederkehrend über Klimaproteste wie die der Letzten Generation zu diskutieren.

Doch wie kann Deutschland seine Ökobilanz verbessern? Dieser Frage ist meine Kollegin Judith von Plato nachgegangen, als sie zum Erdüberlastungstag recherchiert hat. Schon kleine Maßnahmen können der Erde helfen. Dazu gehört zum Beispiel, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Das würde den Erdüberlastungstag um 13 Tage nach hinten verschieben. Auch weniger Fleisch zu essen, Kleidung länger zu tragen, öfter mit dem Bus, Fahrrad oder der Bahn statt mit dem Auto zu fahren schont die natürlichen Ressourcen. Am Ende kann jeder und jede also einen Teil dazu beitragen, die eine Erde, die wir haben, zu schützen und zu erhalten.

Ihre Laura Beigel

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Was kann ich tun?

Photothermie-Anlagen produzieren sowohl Strom als auch Wärme.

Photothermie-Anlagen produzieren sowohl Strom als auch Wärme.

Ökostrom und klimaneutrale Wärme gleichzeitig erzeugen? Ja, das geht, und zwar mit einer Photothermie-Anlage. Mein Kollege Sebastian Hoff hat sich die Technik dahinter genauer angeschaut. Sein Fazit: Die Photothermie, kurz PVT, steckt zwar noch in den Kinderschuhen, hat aber durchaus Potenzial, wichtiger Bestandteil der Energiewende zu werden.

Um PVT nutzen zu können, braucht man Module, die auf dem Dach montiert werden. Sie sehen den Fotovoltaik-Anlagen zum Verwechseln ähnlich. Doch anstatt nur Strom zu erzeugen, entsteht bei den Module eben auch Wärme. Das hat seinen Preis: Die Investitionskosten für die gesamte Technik betragen in der Regel mehrere Zehntausend Euro. Wer bereits eine Fotovoltaikanlage hat, kann diese nachträglich auf PVT-Technologie umstellen. Es gibt inzwischen auch Solardachziegel mit Hybridfunktion und Indachmodule, mit denen sich Dächer neu eindecken lassen. Genauso ist es möglich, PVT in die Fassade zu integrieren.

Die PVT-Anlage können Besitzerinnen und Besitzer mit einer Wärmepumpe kombinieren. Dadurch werden Bohrungen ins Erdreich oder ein zusätzliches Außengerät, das optisch oder akustisch stören kann, überflüssig. Einzige Nachteile: Es gibt bislang nur wenige Fachbetriebe, die sich mit der PVT-Technik auskennen. Und an heißen Tagen, wenn die produzierte Wärme nicht genutzt wird und die Module zusätzlich erhitzen, kann die Anlage an Leistung verlieren. Was Sie sonst noch über die Technik wissen müssen, lesen Sie hier.

 

Das macht Hoffnung

Ein Landwirt drillt Saatgut auf einem Acker in Ostbrandenburg: Im Osten Deutschlands sind die Böden vor allem in tieferen Lagen noch zu trocken.

Ein Landwirt drillt Saatgut auf einem Acker in Ostbrandenburg: Im Osten Deutschlands sind die Böden vor allem in tieferen Lagen noch zu trocken.

Dank der Niederschläge in den vergangenen Wochen haben sich die Wasservorräte in Deutschland wieder gefüllt. Die oberen Bodenschichten bis auf 60 Zentimeter seien inzwischen „gut durchfeuchtet“ und Dürre spiele keine Rolle mehr, sagt Andreas Marx, Leiter des deutschen Dürremonitors. Gute Nachrichten, vor allem für Landwirtinnen und Landwirte: „Für die Landwirtschaft ist in diesem Jahr daher nicht mit besonderen Trockenproblemen zu rechnen.“

Doch es gibt sie noch immer: Regionen, in denen die Böden zu trocken sind. Problem sind vor allem die tieferen Bodenschichten im Osten Deutschlands. „Allerdings ist die Ausgangslage auch für das Auflösen der Gesamtbodendürre zurzeit günstig“, sagt Marx. Dazu müssten zwei Faktoren stimmen: Erstens müsste die aktuelle zu nasse Wetterperiode bis in den Juni anhalten und zweitens eine Hitzewelle ausbleiben.

 

Was diese Woche wichtig war

 

Der Ausblick

Fahrzeuge stauen sich auf der Autobahn 8 von München nach Salzburg: Immer mehr Autos sind auf Deutschlands Straßen unterwegs.

Fahrzeuge stauen sich auf der Autobahn 8 von München nach Salzburg: Immer mehr Autos sind auf Deutschlands Straßen unterwegs.

Die Deutschen lieben ihr Auto. Das zeigt sich auch in den Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamts: Die Behörde hat am 1. Januar diesen Jahres knapp 49 Millionen Personenkraftwagen registriert – 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

„Das Auto ist nach wie vor die dominierende Grundlage unserer heutigen mobilen Gesellschaft“, sagt Mobilitätsexperte Hans-Peter Kleebinde. Er warnt vor einem „Verkehrsinfarkt“. (+) Bleibt es dabei, dass immer mehr Autos zugelassen werden, dürfte es auf den Straßen zunehmend voller werden, unberechenbare Staus stünden dann auf der Tagesordnung. Kleebinde fordert deshalb einen „Paradigmenwechsel“ – also „weg von einer autozentrierten Gesellschaft hin zu einer Mobilität, die nachhaltig, sozial gerecht, wirtschaftlich erreichbar und wieder entspannt und freudvoll wird“.

 

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