Umgang mit Waffe und Erste Hilfe

Tschechen bieten Ukrainern kostenlos Schießtraining an

Tschechien, Brünn: Ein Ausbilder trainiert ukrainische Staatsangehörige auf einem Schießstand.

Tschechien, Brünn: Ein Ausbilder trainiert ukrainische Staatsangehörige auf einem Schießstand.

Brünn. Von den ersten vier Kugeln, die Olha Dembizka auf einem Schießstand in der tschechischen Stadt Brünn (Brno) abfeuerte, traf eine das Ziel - die Nachbildung des Umrisses eines menschlichen Körpers. Das nächste Mal könnte es wirklich ernst werden, in der Ukraine, und das Ziel einer der russischen Soldaten sein, die Dembizkas Heimatland überfallen haben.

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Sie ist eine von bislang mindestens 130 ukrainischen Männern und Frauen, die sich in Tschechien aufhalten und lernen wollen, wie man die Aggressoren daheim bekämpfen kann. Und so nehmen sie Unterricht im Schießen, den ihnen Tschechen kostenlos anbieten. „Ich gehe vielleicht in die Ukraine zurück, wenn sie (ihre Landsleute) mich brauchen“, sagt Dembizka.

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Kaum einer hatte Waffenerfahrung

Fast niemand der Teilnehmer an dem speziellen Training für Ukrainer hatte auch nur die geringste Erfahrung mit Waffen, als der Krieg in ihrer Heimat begann. Auch Dembizka nicht. „Es ist ziemlich schwierig das erste Mal“, sagt die junge Frau über ihre Schießübungen.

In den Kursen lernen die Ukrainer, wie man sicher mit der Waffe umgeht, wie man sich auf dem Gefechtsfeld bewegt und Erste Hilfe leistet. Das könnte Menschenleben retten, wenn sie von ihrem Land einberufen werden oder beschließen, den ukrainischen Streitkräften als Freiwillige zur Seite zu stehen.

Sie alle sind motiviert. „Es ist schrecklich“, sagt Dembizka über die Lage in ihrer Heimat. Sie informiert sich mit Hilfe der sozialen Medien und in Telefongesprächen mit einer Freundin in der südlichen ukrainischen Stadt Cherson, die von russischen Soldaten besetzt ist. „Sie sagt mir alles“, erzählt Dembizka. „Sie haben keine humanitäre Hilfe erhalten. Es ist ein Horror, was die russischen Soldaten tun.“

Geld für die Munition kam per Crowdfunding zusammen

Michal Ratajski ist der Besitzer von CS Solutions, einer Sicherheitsfirma, die das Trainingsprogramm am Rande von Brünn - etwa 200 Kilometer südwestlich von Prag - anbietet. Er nennt das „unseren Beitrag zur Hilfe für die Ukrainer“. Es gehe darum, ihnen einen moralischen Auftrieb zu geben und zu zeigen, „dass wir sie unterstützen und dass wir für sie tun werden, was wir zum gegebenen Zeitpunkt können“.

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Das Geld für die Munition kam per Crowdfunding zusammen, Ratajskis Firma stellt den Rest zur Verfügung - erfahrene Ausbilder, Waffen und die Schießbahn. Er räumt ein, dass das kurze, gerade mal dreistündige Training keine Wunder bewirken könne, aber es sollte genug sein, so sagt er, die Ukrainer einigermaßen mit dem Schießen vertraut zu machen.

„Wir wissen, dass wir sie in den drei Stunden nicht zu Soldaten machen. Wir versuchen, in dieser Zeitspanne das Maximale für sie zu tun, mit dem Fokus auf ihrer Sicherheit“, meint er.

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Teilnehmer auch aus Österreich

Einige der Teilnehmer haben den Kursus gleich mehrere Male absolviert. Manche sind von weither angereist, um am Unterricht teilzunehmen, aus allen Teilen der Ukraine, aber beispielsweise auch aus Tschechiens Nachbarland Österreich. Andere machten auf ihrem Rückweg aus Westeuropa in die Ukraine in Brünn Halt, um das Angebot zu nutzen. Es hat sich herumgesprochen, dass es diese Kurse gibt. Ratajski zufolge sind die Ukrainer in ihrem Zorn über die russische Aggression geeint - und entschlossen, sie zu beenden. „Sie wollen etwas dagegen tun.“

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Jehor Netschyporenko ist zum zweiten Mal aus der rund 260 Kilometer entfernten Stadt Mlada Boleslav nach Brünn gekommen. Wie er sagt, hilft er ukrainischen Flüchtlingen, die in der Tschechischen Republik eintreffen, aber er möchte sich auch darauf vorbereiten, nach Hause zurückzukehren, um zu kämpfen. „Es ist sehr nützlich für mich“, sagt er über den Unterricht. „Ich muss diese Dinge lernen, denn ich war nicht im Militärdienst.“

Netschyporenko ist sich nach eigenen Angaben sicher, dass die Russen keine Chance haben, das ganze Land einzunehmen. „Ich glaube, der Krieg wird in ein paar Monaten vorbei sein“, meint er. „Und wenn wir sehen, dass wir verlieren, werden wir alle nach Hause reisen.“

RND/AP

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