Lawrow: „Der Atomkrieg findet in den Köpfen des Westens statt“
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Der russische Außenminister Sergei Lawrow. (Archivbild)
© Quelle: imago images/ITAR-TASS
Moskau. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich in einem Interview mit mehreren internationalen Journalisten an die Öffentlichkeit gewandt. Er sei davon überzeugt, dass die Welt Russland zuhöre. „Aber wie weit man uns auch hört, kann ich nicht sagen“, sagte Lawrow. Die Mehrheit sei gezwungen, sich einem „grausamen Diktat unterzuordnen“ sagte der Außenminister mit Blick auf die USA und die Nato. Er stellte Russland als Opfer einer westlichen Expansion dar. Die Ukraine würde dafür genutzt, Russland daran zu hindern, eine eigenständige Politik zu führen.
Die ersten Verhandlungen mit der Ukraine seien vertagt worden, berichtete der Außenminister. Die ukrainischen Gesprächspartner hätten Gründe dafür gefunden. Die zweite Runde der Verhandlungen beginnt heute. Lawrow erwarte später am Tag eine Rückmeldung seiner Unterhändler, sagte er.
Es gehe aber derzeit nicht nur um die Situation in der Ukraine, erklärte Lawrow weiter. „Es geht um die Weltordnung.“ Wiederholt machte der Außenminister deutlich, dass sich Russland durch den Westen in seiner Sicherheit bedroht fühle. Nicht zufällig wolle der Westen nicht auf Russlands Sicherheitsforderungen eingehen. „Kein Land darf seine Sicherheit auf die Sicherheit anderer aufbauen“, sagte Lawrow.
Der russische Außenminister warf dem Westen vor, die aktuelle Situation zu einem Hollywoodthriller aufzubauschen – mit den „Guten“ auf der einen und den „Bösen“ auf der anderen Seite. Er komme nicht um den Vergleich der USA mit Napoleon und Hitler umhin, sagte Lawrow. „Die USA geben den Ton an und geben ihre Anweisungen“, sagte der Außenminister. Man habe aus der Ukraine einen Brückenkopf gemacht, um alles Russische zu bekämpfen.
Russland sei aber immer dialogbereit unter der Bedingung, dass der Dialog auf Augenhöhe und mit Respekt für die Bedürfnisse Russlands stattfinde.
„Atomkrieg in den Köpfen des Westens“
Mit Blick auf den möglichen Einsatz von Atomwaffen sagte Sergej Lawrow, dass bisher keine Einigungen auf eine Deeskalation getroffen worden seien. Er warf der Nato und dem Westen vor, mit Äußerungen zu Atomwaffen die Eskalation selbst voranzutreiben. „Wir versichern Ihnen, dass irgendwelche Provokationen uns nicht dazu bringen werden, die Contenance zu verlieren“, sagte Lawrow. „Der Atomkrieg findet in den Köpfen des Westens statt, nicht in denen der Russen.“ Gleichzeitig machte er deutlich, dass Russland entsprechend reagieren könne.
Jedes Menschenleben sei unendlich viel Wert, aber Kampfhandlungen führen zu Opfern – nicht nur unter Soldaten, sondern auch unter Zivilisten, sagte Lawrow zu den Verlusten in der ukrainischen Zivilbevölkerung. Er betonte, dass Russland nur Präzisionswaffen nutze und nicht die Zivilbevölkerung angreife. Der Außenminister warf den westlichen Medien Doppelstandards vor und die Diskussion „emotional aufzuladen“. Experten werfen der russischen Armee derweil vor, Streumunition im Krieg in der Ukraine einzusetzen.
Man habe die Russen 30 Jahre lang nicht ernst genommen, sagte Lawrow weiter. Man habe die Bedürfnisse seines Landes „hochnäsig“ ignoriert – nun müsse der Westen auf die russischen Bedingungen eingehen.
RND/ag