Erstmals in erobertem Gebiet: Russland setzt Statthalterin in Melitopol ein
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Ein Konvoi von Militärfahrzeugen steht Ende Februar auf einer Straße in der von prorussischen Kämpfern kontrollierten Region Donezk im Osten der Ukraine. (Symbolbild)
© Quelle: Uncredited/AP/dpa
Melitopol. Erstmals hat Russland in einem eroberten Gebiet eine eigene Statthalterin eingesetzt. Die prorussische Abgeordnete Halyna Daniltschenko rief die Einwohner der südukrainischen Stadt Melitopol auf, sich „an die neue Realität“ anzupassen. Zugleich verlangte sie, die Einwohner sollten nicht mehr gegen die russischen Besatzungstruppen demonstrieren.
„Trotz unserer Anstrengungen, gibt es noch immer Leute in der Stadt, die versuchen, die Situation zu destabilisieren und Euch zu extremistischen Handlungen auffordern“, sagte Daniltschenko in einer Videobotschaft. Sie wolle ein „Komitee der Volksdeputierten“ schaffen, das die Stadt mit knapp 150.000 Einwohnern leitet.
Russland hatte angekündigt, die Ukraine „entnazifizieren“ zu wollen. Der Kreml behauptet, die Führung in Kiew werde von „Nazis“ kontrolliert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat jüdische Wurzeln.
Bürgermeister wurde laut Ukraine verschleppt
Melitopols Bürgermeister Iwan Fedorow war zuvor nach Kiewer Angaben von russischen Kämpfern verschleppt worden. Präsident Selenskyj forderte Fedorows Freilassung, in der Stadt demonstrierten mehrere Hundert Einwohner für das gewählte Stadtoberhaupt.
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In der Nähe von Kiew ist einem Medienbericht zufolge am Morgen ein ukrainischer Luftwaffenstützpunkt durch russischen Raketenbeschuss zerstört worden.
© Quelle: Reuters
Selenskyj drohte Statthalterin Daniltschenko mit dem Tod. Örtliche Medien bezeichneten die Abgeordnete am Sonntag in Anlehnung an die SS-Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg als „Gauleiterin im Rock“.
Auch in der eroberten südukrainischen Stadt Cherson gibt es offensichtlich Bestrebungen, die russische Besatzung abzusichern. Wie Selenskyj sagte, strebt Russland die Bildung einer „Volksrepublik Cherson“ an – demnach wäre ein ähnliches Modell wie in den als unabhängig anerkannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk denkbar.
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In der Südukraine wurde nach Behördenangaben ebenfalls ein Bürgermeister von russischen Truppen verschleppt. „Kriegsverbrechen werden immer systematischer“, schrieb der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Saporischschja, Olexander Staruch, am Sonntag bei Facebook.
„Der Bürgermeister von Dniprorudne, Jewhenij Matwjejew, wurde entführt.“ Dniprorudne ist eine Kleinstadt mit knapp 20 000 Einwohner am Fluss Dnipro, der an dieser Stelle zum Kachowkaer Stausee gestaut ist.
RND/dpa