Nach Angriff auf Geburtsklinik: Ukrainerin bringt ihr Kind im belagerten Mariupol zur Welt
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Ein Bild, das um die Welt geht: Eine verletzte schwangere Frau geht die Treppe eines Entbindungskrankenhauses hinunter, das durch Beschuss in Mariupol, Ukraine, beschädigt wurde.
© Quelle: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Mariupol. Trotz des Beschusses durch russische Truppen hat eine Ukrainerin in der belagerten Stadt Mariupol ihr Kind zur Welt gebracht. Zuvor hatten Bilder der hochschwangeren Frau weltweit für Bestürzung gesorgt, auf denen diese blutverschmiert und in einem gepunkteten Pyjama bei der Flucht aus einer zerstörten Geburtsklinik zeigten.
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Die Mutter, Mariana Wischegirskaja, brachte ihr Baby nach Informationen der Nachrichtenagentur AP am Freitag in einem Krankenhaus am Rande von Mariupol zur Welt. Dabei habe sie immer noch den gepunkteten Schlafanzug getragen. Am Vorabend der Geburt hatte das russische Militär einen Luftangriff auf Mariupol geflogen und dabei die Geburtsklinik getroffen, in der Wischegirskaja und andere schwangere Frauen lagen.
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Mariana Wischegirskaja liegt nach der Geburt ihrer Tochter Veronika in einem Krankenhausbett, während ihr Ehemann Yuri die Tochter im Arm hält. Wischegirskaja überlebte den russischen Luftangriff auf eine Geburtsklinik in Mariupol.
© Quelle: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Angesichts der weltweiten Verurteilung infolge des Angriffs stellte die russische Seite mehrere falsche Behauptungen auf: Das Krankenhaus sei von rechtsextremen ukrainischen Kräften übernommen worden, um es als Stützpunkt zu nutzen, Patienten und Patientinnen sowie Krankenpflegende seien entlassen worden.
Russische Botschaft in London nutzte die Bilder für Propaganda
Die russische Botschaft in London behauptete auf Twitter, Wischegirskaja sei kein Opfer, sondern eine Beauty-Bloggerin und ein Model, das sich als zwei verschiedene schwangere Frauen ausgegeben habe. Wischegirskaja ist zwar eine ukrainische Bloggerin in Mariupol, die über Hautpflege, Make-up und Kosmetik schreibt, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass sie etwas anderes als eine Patientin des Krankenhauses war. In den vergangenen Monaten postete sie mehrere Fotos und Videos, die ihre Schwangerschaft dokumentieren. Auf einem ist sie in dem gleichen gepunkteten Schlafanzug wie auf den Bildern am Mittwoch zu sehen.
Die Botschaft stellte zwei Fotos der Nachrichtenagentur AP nebeneinander, von denen das eine Wischegirskaja zeigt und das andere eine Frau, die auf einer Bahre abtransportiert wird. Darüber ist das Wort „Fake“ in roter Schrift gesetzt. Die Bildunterschrift lautete: „Das Entbindungsheim war zum Zeitpunkt des Streiks lange nicht in Betrieb.“ In einem zweiten Tweet legte die Botschaft ein Foto von Wischegirskaja in eine Decke gewickelt außerhalb des Krankenhauses zusammen mit einem Bild von ihrem Instagram-Account nach, um anzudeuten, dass sie eine Rolle spiele.
Diskussionen auch im UN-Sicherheitsrat
Die AP-Reporter in Mariupol, die den Angriff in Videos und Fotos dokumentierten, haben die Opfer und Schäden selbst gesehen – und nichts, was darauf hindeutet, dass das Krankenhaus als etwas anderes als ein Krankenhaus genutzt wurde. Twitter hat die Tweets der russischen Botschaft inzwischen entfernt und die bestehenden Links mit dem Hinweis versehen, dass die Beiträge gegen die Twitter-Regeln verstoßen.
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Ukrainische Rettungskräfte und Freiwillige tragen eine verletzte schwangere Frau aus einer Entbindungsklinik, die durch Beschuss in Mariupol, Ukraine, beschädigt wurde.
© Quelle: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Der Fall erregte die Aufmerksamkeit des UN-Sicherheitsrats, wo der russische Botschafter Wassili Nebensja während einer Sitzung am Freitag Kopien der AP-Fotos hochhielt und dabei Unwahrheiten über die Identität von Wischegirskaja und den Angriff wiederholte. Die Identität der Frau auf der Bahre hatten die AP-Reporter nicht ermitteln können. US-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield lobte die Medien dafür, dass sie „die Wahrheit vor Ort dokumentieren“ und fügte hinzu: „Russland kann die Arbeit der AP-Fotografen nicht vertuschen.“
RND/jw/AP