Neue Zahlen zu Opfern in der Ukraine: Fast 7000 tote Zivilisten – darunter mehr als 400 Kinder
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In Charkiw betrachtet eine Frau das Grab ihres Mannes, einem ukrainischen Soldaten, der an der Frontlinie gestorben ist.
© Quelle: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Genf. Im Ukraine-Krieg sind nach jüngsten Zählungen der Vereinten Nationen (UN) bisher knapp 6900 Zivilisten getötet worden. Fast 11.000 unbewaffnete Menschen seien verwundet worden, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) in Genf mit. Unter den Getöteten seien auch 1800 Frauen und etwa 400 Kinder, hieß es.
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Die meisten der registrierten zivilen Opfer wurden laut UN durch den Einsatz von explosiven Waffen mit weitreichender Wirkung verursacht, darunter Beschuss durch schwere Artillerie, Mehrfachraketensysteme, Raketen und Luftangriffe. Das OHCHR geht davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen erheblich höher liegen.
Von einigen Orten mit intensiven Kämpfen verzögerten sich die Berichte und müssten teils noch bestätigt werden. Dies gelte zum Beispiel für die Regionen um Mariupol und diverse Orte in der Region Luhansk.
UN-Hochkommissar fordert Bestrafung der Kriegsverbrecher in Ukraine
Derweil forderte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, eine Strafverfolgung der Verbrechen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Die Täter müssen wissen, dass sie nicht straffrei davonkommen werden“, sagte der 57-Jährige dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.
Derzeit scheine es aber so, als würden die meisten Täter straffrei ausgehen, hielt der oberste Wächter der Menschenrechte der UN fest. Wenn ihnen nicht in der Ukraine und nicht in Russland der Prozess gemacht werde, müssten die UN-Mitgliedsländer entscheiden, ob sie ein internationales Tribunal einrichten.
Der Österreicher Türk betonte, dass auch einzelne Staaten nach dem Weltrechtsprinzip eigene Strafverfahren gegen mutmaßliche Verbrecher einleiten könnten. Ein Gericht in Deutschland habe das Weltrechtsprinzip im Fall von Folter in Syrien angewendet. „Die Geschichte lehrt uns, dass die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen“, unterstrich der Jurist Türk, der sein Amt im Oktober angetreten hatte.
Auf die Frage, ob sich Russlands Präsident Wladimir Putin für seine verbrecherischen Befehle jemals vor einem Gericht werde verantworten müssen, entgegnete Türk, das sei politisch wie rechtlich äußerst kompliziert. „Ich will nicht spekulieren, aber so etwas erscheint mir zurzeit nicht realistisch.“
Nach Sicherheitskontrollen hingerichtet
Türk erklärte, dass die Strafverfolgungsbehörden der Ukraine derzeit 40.000 mutmaßliche Kriegsverbrechen untersuchten. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte habe bereits 2014 nach der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim durch Russland und dem Beginn der Kämpfe im Osten Ermittler in die Ukraine geschickt.
Seitdem hätten die Ermittler Berichte mit mutmaßlichen Kriegsverbrechen angefertigt. „Erst jüngst dokumentierten sie die Tötungen von 441 Zivilisten in drei Regionen während der ersten Monate der Invasion 2022. Es handelte sich um 341 Männer, 72 Frauen, 20 Jungen und acht Mädchen“, sagte der Hochkommissar. Die tatsächlichen Zahlen seien wahrscheinlich wesentlich höher.
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© Quelle: Reuters
„Wir erfassen auch neue Fälle in Teilen der Regionen Charkiw und Cherson, die von den ukrainischen Streitkräften zurückgewonnen wurden“, erläuterte er. In einigen hätten russische Soldaten Zivilisten in behelfsmäßigen Gefangenenlagern exekutiert. Andere Zivilisten seien nach Sicherheitskontrollen hingerichtet worden. „Eine weitere Kommission des UN-Menschenrechtsrates und des Internationalen Strafgerichtshofs ermitteln in der Ukraine“, hielt Türk fest.
RND/dpa/epd