Ohne Öl aus Russland: Streit über Energiesicherheit in Ostdeutschland
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/PZ2OMSPSPFFZ7EVNHKNKES5NAE.jpeg)
Eine Pumpanlage.
© Quelle: Charlie Riedel/AP/dpa
Berlin. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Sepp Müller, hat angesichts der jüngsten Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zur Energiesicherheit in Ostdeutschland verärgert reagiert. „Die Antworten der Bundesregierung zeigen uns, dass der Ampel ein konkreter Plan fehlt“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Obwohl die Situation dringlich ist, fällt ihr an mehreren Punkten nichts weiter ein, als auf Arbeitsgruppen zu verweisen.“ Müller fügte hinzu: „Der dringend benötigte Ausbau der Pipeline von Rostock nach Schwedt dauert erkennbar zu lange, auch konkrete Zeitpläne und Mengen der Lieferung von Öl über den polnischen Hafen in Danzig bleiben weiter im Dunkeln.“
Der CDU-Politiker aus Sachsen-Anhalt betonte: „Wir brauchen weniger Arbeitsgruppen und weniger Ankündigungen. Sollte im nächsten Jahr den Tankstellen in Ostdeutschland der Sprit ausgehen, dann hat dies die planlose Ampel zu verantworten.“
Anfang 2023 will Deutschland auf russisches Öl verzichten
Ab Anfang 2023 will Deutschland auf russisches Öl verzichten. Vor allem für die PCK-Raffinerie in Schwedt mit rund 1200 Beschäftigten ist das ein Problem, da die Anlage bislang vor allem über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert wird. Neben Lieferungen von Tankeröl aus dem Hafen Rostock waren seit einiger Zeit schon weitere Mengen via Polen im Gespräch.
In der Antwort der Bundesregierung heißt es nun: „Die Auswirkungen eines reduzierten Produktausstoßes bei Teillastbetrieb der Raffinerien PCK Schwedt und TRM Leuna infolge einer Unterbrechung der Lieferung von Rohöl russischer Herkunft ist hinsichtlich der zu substituierenden Mengen anspruchsvoll, aber beherrschbar.“ Dabei würde der innerdeutsche Transportaufwand für Mineralölprodukte zunehmen. Weiter heißt es: „Je nach Szenario sind lokale, temporäre Versorgungsengpässe und Preissteigerungen nicht auszuschließen, vergleichbar mit den Auswirkungen des Rheinniedrigwassers in Teilen Süddeutschlands in diesem Sommer.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EZHJQQG67RD4LOGG3ATC7MQUTQ.jpg)
Hauptstadt-Radar
Der Newsletter mit persönlichen Eindrücken und Hintergründen aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Am Mittwoch hatte das Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt, dass die Raffinerie PCK im Nordosten Brandenburgs zum ersten Mal Rohöl über den Hafen im polnischen Danzig erhalten habe. Neben der Raffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt) sei damit auch für Schwedt ein weiterer alternativer Lieferweg für nicht russisches Rohöl gegeben. „Das ist ein wichtiger Schritt für die Versorgungssicherheit von Schwedt“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (Grüne). Die Lieferungen über Danzig müssten aber noch erhöht werden. Dazu gebe es einen engen Austausch mit der polnischen Regierung.
Die Raffinerie in Schwedt versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff. Es geht seit Monaten um die Frage, wie eine zu geringe Auslastung von Januar an verhindert werden kann.