Nach Protesten gegen Hidschab: Taliban führen Frauenaktivistin und ihre Schwestern ab

Frauen stehen in Kabul Schlange, um bei einer vom Welternährungsprogramm organisierten Geldausgabe Bargeld zu erhalten. (Archivbild)

Frauen stehen in Kabul Schlange, um bei einer vom Welternährungsprogramm organisierten Geldausgabe Bargeld zu erhalten. (Archivbild)

Kabul. Die Taliban haben eine Wohnung in der afghanischen Hauptstadt Kabul gestürmt und eine Frauenaktivistin festgenommen. Auch die drei Schwestern der Frau seien abgeführt worden, sagte ein Augenzeuge am Donnerstag. Die Taliban schienen die Polizeiaktion auf einen Frauenprotest zurückzuführen und teilten mit, eine Beleidigung afghanischer Werte werde nicht länger toleriert.

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Die Aktivistin Tamana Sarjabi Parjani gehörte zu den etwa 25 Frauen, die am Sonntag an einer Demonstration gegen das obligatorische islamische Kopftuch, den Hidschab, teilgenommen hatten. Ein Bewohner der Nachbarschaft, der Zeuge der Festnahme war, sagte, etwa zehn bewaffnete Männer, die nach eigenen Angaben zum Geheimdienst der Taliban gehörten, hätten die Razzia am Mittwochabend durchgeführt.

Kurz bevor sie und ihre Schwestern abgeführt wurden, erschienen in den sozialen Medien Aufnahmen von Parjani, auf denen zu sehen war, wie sie verängstigt um Hilfe rief und sagte, die Taliban würden an ihre Tür klopfen. Ein Zeuge sagte, als die Aktivistin die Tür nicht aufgemacht habe, hätten die Taliban sie mit Gewalt geöffnet. „Sie nahmen vier Frauen mit, alles Schwestern“, sagte der Zeuge. Eine von ihnen sei Parjani gewesen.

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Taliban sprechen von Inszenierung

Der Sprecher der von den Taliban ernannten Polizei in Kabul, General Mobin Chan, twitterte, die Aufnahmen von Parjani seien inszeniert worden.

Ein Sprecher des Geheimdienstes, Chalid Hamras, wollte die Festnahme weder bestätigen noch dementieren. Er twitterte jedoch, dass „eine Beleidigung der religiösen und nationalen Werte des afghanischen Volkes nicht mehr geduldet wird“ - eine Anspielung auf die Proteste vom Sonntag, bei denen die Demonstranten eine weiße Burka verbrannten, den Ganzkörperschleier, der von Kopf bis Fuß reicht und nur eine Öffnung für die Augen freilässt. Hamras warf den Aktivistinnen vor, Afghanistans neue Taliban-Herrscher und ihre Sicherheitskräfte zu verleumden, um im Westen Asyl zu erhalten.

Besonders Frauen leiden unter Taliban-Herrschaft

Seit ihrer Machtübernahme Mitte August verhängten die Taliban weitreichende Beschränkungen, von denen sich viele gegen Frauen richten. Frauen wurden von vielen Berufen außerhalb des Gesundheits- und Bildungswesens ausgeschlossen, ihr Zugang zu Bildung wurde über die sechste Klasse hinaus eingeschränkt und ihnen wurde befohlen, den Hidschab zu tragen, ein kapuzenartiges Kopftuch, das das Gesicht frei lässt. Die Taliban haben jedoch davon abgesehen, die Burka vorzuschreiben, die während ihrer früheren Herrschaft in Afghanistan in den 90er Jahren Pflicht war.

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Bei der Demonstration am Sonntag in Kabul forderten die Frauen auf Plakaten Gleichberechtigung. Sie verbrannten eine weiße Burka und erklärten, sie könnten nicht gezwungen werden, den Hidschab zu tragen. Nach Angaben der Organisatoren der Demonstration nahm Parjani an der Protestaktion teil. Die Teilnehmer zerstreuten sich, nachdem die Taliban Tränengas in die Menge geschossen hatten.

RND/AP

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