Afghanistan: US-Regierung war vor Kollaps der Luftwaffe gewarnt
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Seit der Übernahme Kabuls durch die Taliban im August steht die bereits vom Krieg zerstörte Wirtschaft, die einst allein durch internationale Spenden am Leben erhalten wurde, kurz vor dem Zusammenbruch.
© Quelle: Petros Giannakouris/AP/dpa
Kabul. Mehrere Monate vor der Ankündigung des endgültigen Abzugs der US-Truppen aus Afghanistan durch Präsident Joe Biden hat der zuständige Generalinspekteur vor einem Zusammenbruch der afghanischen Luftwaffe gewarnt.
Dies werde der Fall sein, wenn entscheidende Unterstützung, Ausbildung und Wartung vonseiten der USA ausblieben, hieß es in einem Bericht des Sonder-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau Afghanistans (Sigar), John Sopko. Der zunächst als geheim eingestufte Bericht wurde dem Verteidigungsministerium im Januar 2021 vorgelegt und am Dienstag freigegeben.
Der Bericht unterstreicht, dass die US-Behörden darauf aufmerksam gemacht worden waren, dass die afghanische Luftwaffe nach einem Abzug nicht überlebensfähig sei. Insbesondere verweist der Bericht auf eine mangelnde Ausbildung der afghanischen Hilfskräfte. Ohne US-Unterstützung könne die Luftwaffe die Flugzeuge daher nicht warten, hieß es.
Berichte werden üblicherweise rasch freigegeben
Die US-Luftunterstützung der afghanischen Regierungstruppen war im 20-jährigen Krieg gegen die Taliban entscheidend. Ihr Abzug, verbunden mit der Unfähigkeit der afghanischen Luftwaffe, in die Bresche zu springen, war einer der Faktoren für den rasanten Siegeszug der Taliban im Sommer vergangenen Jahres.
Das Büro des Generalinspekteurs erklärte der Nachrichtenagentur AP am Montag, es sei unüblich, dass Sigar-Berichte als geheim eingestuft würden. Geschehe das, werde normalerweise innerhalb von weniger als zwei Monaten eine freigegebene Version vom Pentagon veröffentlicht. Warum das Verteidigungsministerium in diesem Fall mehr als ein Jahr vergehen ließ, sei nicht bekannt.
Biden hatte im April 2021 angekündigt, dass die letzten 2500 bis 3500 US-Soldaten zusammen mit den 7500 Soldaten der Nato-Verbündeten aus Afghanistan abziehen würden. Ein entsprechendes Abkommen hatte sein Vorgänger Donald Trump mit den Taliban ausgehandelt.
Nach der Ankündigung folgte ein rascher Zusammenbruch der afghanischen Streitkräfte. Am 15. August nahmen die Taliban nach weiten Teilen des Landes auch Kabul ein, die letzten ausländischen Truppen verließen den Flughafen Ende August.
RND/AP