Obama hält Trump für „unfähig, den Job ernst zu nehmen“ – Biden ist Corona-Krise gewachsen
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Philadelphia: Barack Obama, ehemaliger Präsident der USA, spricht auf einer Wahlkampfveranstaltung zur Unterstützung für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Biden.
© Quelle: Matt Slocum/AP/dpa
Philadelphia. Ex-US-Präsident Barack Obama hat scharfe Kritik am Corona-Krisenmanagement der Regierung seines Nachfolgers Donald Trump geübt und Bürger zu dessen Abwahl aufgerufen. Der Umgang mit einer solchen Pandemie wäre schwierig für jeden Präsidenten gewesen, sagte Obama bei seinem ersten persönlichen Wahlkampfauftritt für den demokratischen Spitzenkandidaten Joe Biden in Philadelphia bei einer Diskussionsrunde mit 14 schwarzen Männern. Doch müsse man sich das „Ausmaß der Inkompetenz und Fehlinformationen und die Zahl der Menschen“ vergegenwärtigen, „die nicht gestorben wären, wenn wir einfach nur das Grundlegende getan hätten“, fügte er mit Blick auf die aktuelle Regierung am Mittwoch (Ortszeit) hinzu.
Sein früherer Vize Biden und dessen Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris seien bereit, mit der Corona-Pandemie umzugehen. Er sei zuversichtlich, dass das Duo „sich mit Menschen umgeben wird, die seriös sind und wissen, was sie tun und alle Menschen - und nicht nur bestimmte Leute - repräsentieren“, sagte Obama. Dann werde es möglich sein, „dass wir uns selbst aus diesem Loch buddeln.“
Trump „will volle Ehre für die Wirtschaft, die er geerbt hat“
Im Anschluss an die Diskussionsrunde hielt Obama noch eine Rede vor Anhängern, die ihn in ihren Autos sitzend über Radio hörten. Einen Großteil der 35-minütigen Rede verbrachte Obama damit, Trump als „unfähig, den Job ernst zu nehmen“ und nur an sich selbst interessiert darzustellen. Trump „will volle Ehre für die Wirtschaft, die er geerbt hat, und keinen Vorwurf für die Pandemie, die er ignoriert hat“, sagte Obama.
„Amerika ist ein guter und anständiger Ort, aber wir haben so viel Unsinn und Lärm gesehen, dass es manchmal schwierig ist, sich daran zu erinnern.“ Obama appellierte an die Wähler: „Ich bitte euch, an Joes Fähigkeit und Kamalas Fähigkeit zu glauben, das Land aus diesen dunklen Zeiten zu führen und uns zu helfen, es besser wieder aufzubauen.“ Die Teilnehmenden stimmten seinen Angriffen auf Trump mit Hupen zu.
Obama warnte davor, dass Gefälligkeit liberaler Wähler vor vier Jahren geholfen habe, Trump ins Amt zu bringen, und sprach insbesondere Wähler an, die Biden misstrauisch betrachten. „Was wir in den nächsten 13 Tagen machen, wird sich jahrzehntelang auswirken“, sagte Obama. „Der Fakt, dass wir nicht direkt 100 Prozent dessen bekommen, was wir wollen, ist kein guter Grund, nicht zu wählen.“
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Der ehemalige US-Präsident Barack Obama (rechts) mit seinem Vize-Präsident und heutigen Kandidaten der US-Demokraten, Joe Biden.
© Quelle: imago images/UPI Photo
Nichtwählen bedeute, Macht aus der Hand zu geben
Bei der Diskussionsrunde rief Obama vor allem schwarze Männer auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, damit es nicht zur Wiederwahl Trumps komme. Zugleich äußerte Obama Verständnis für die Skepsis und das Desinteresse junger Wähler. Noch vor Jahrzehnten habe er selbst eine ähnliche Haltung an den Tag gelegt.
Als er 20 Jahre alt gewesen sei, sei er nicht sonderlich wachsam gewesen, was soziale und politische Themen angegangen sei, räumte Obama ein. Junge schwarze Männer engagierten sich nicht, „weil sie jung und abgelenkt sind.“ Doch Nichtwählen bedeute, Macht aus der Hand zu geben, mahnte der erste schwarze US-Präsident. Wenn er mit jungen Leuten spreche, antworte er ihnen, dass Wählen nicht alles perfekt mache. Es mache die Dinge vielmehr besser, weil Politiker auf die Bürger reagierten, die ihre Stimmen abgegeben hätten.
Philadelphia liegt in Pennsylvania, einem sogenannten Swing State, in dem sich das Rennen zwischen Biden und Trump entscheiden könnte. Die Stadt ist ein geschichtsträchtiger Ort mit hoher Symbolkraft - ihre Beinamen sind „Wiege der Freiheit“ und „Geburtsort Amerikas“.
Die Stadt mit rund 1,6 Millionen Einwohnern gilt als liberal: Besonders in Philadelphia habe Obama eine enorme Zugkraft und sei „noch immer ein Bannerträger für Demokraten“, sagt der frühere Bürgermeister der Stadt, Michael Nutter.
RND/AP