Fachkräftemangel steigt durch die demografische Entwicklung
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Weil die geburtenschwachen Jahrgänge auf dem Arbeitsmarkt nicht die in Rente gehenden Boomerjahrgänge ausgleichen, wird sich der Fachkräftemangel verschärfen.
© Quelle: Uwe Zucchi/dpa
Berlin. Ein Blick in die Zukunft zeigt: Deutschland wird nicht nur das Problem haben, dass immer weniger Arbeitskräfte in einem Arbeitsverhältnis auf einen Menschen im Ruhestand kommen. Es werden auch viele Fachkräfte fehlen. 2017 war das erste Jahr, in dem mehr Personen in Rente gegangen, als in den Arbeitsmarkt eingetreten sind. Das hat der Ökonom Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln berechnet, wie „Zeit Online“ berichtete.
Seitdem geht die Schere immer weiter auseinander. Die geburtenstarken Boomerjahrgänge erreichen das Rentenalter. Die geburtenschwachen Jahrgänge kommen auf den Arbeitsmarkt, was zu einer Differenz führt. Die Situation verschärft sich dadurch, dass immer mehr in Teilzeit gearbeitet wird.
Weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter
„Wir stehen vor einer Krise gewaltigen Ausmaßes, die Unternehmen und Märkte auf der ganzen Welt wie ein Erdbeben erschüttern wird“, schreibt das Beratungsunternehmen Korn Ferry in seiner Untersuchung zur Zukunft der Arbeit. „Experten gehen davon aus, dass bis 2030 weltweit 85,2 Millionen Fachkräfte fehlen werden.“
Dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) liegen Vorausberechnungen für Deutschland vor. Im Jahr 2030 wird demnach der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter (zwischen 20 und 65 Jahren) um 3,9 Millionen auf 45,9 Millionen sinken. Im Jahr 2060 gibt es dann laut der Berechnungen schon 10,2 Millionen weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter.
Fachkräftemangel in handwerklichen Berufen
Im Frühjahr des vergangenen Jahres stellte das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) eine repräsentative Studie zum Thema Fachkräftemangel vor. Insgesamt würden in handwerklichen Berufen bundesweit knapp 65.000 Handwerkerinnen und Handwerker fehlen.
Einen hohen Bedarf gebe es vor allem in den Bereichen Bau sowie Produktion und Fertigung. Immerhin: Von 2019 auf 2020 stieg die Zahl der Lehrlinge in diesem Bereich bundesweit um 2,9 Prozent. Im Vergleich dazu brach die Anzahl der Lehrlinge im Textilbereich um 10 Prozent ein, in kaufmännischen Ausbildungsberufen um 7,7 Prozent. Der Mangel an Fachkräften im Bauwesen kann zu einer längeren Suche nach den zu beauftragenden Unternehmen oder längeren Fertigungszeiten führen.
Strategie der Bundesregierung
Die Zuwanderung von Fachkräften entlastet die Situation bereits in Deutschland, so das BMWK. Im November 2018 hat die Bundesregierung bereits ihre Strategie zur Sicherung von Fachkräften vorgelegt. Die Erwerbsbeteiligung soll gesteigert werden, indem Frauen und ältere Personen noch mehr in das Berufsleben eingebunden, aber auch die Zuwanderung von Fachkräften gefördert werden. Ziel sei es auch, das Potenzial von Geflüchteten zu nutzen, um das Problem zu mildern.