Funklöcher, lahmes Internet – strukturschwache Regionen bleiben benachteiligt
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Die Funkabdeckung mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G gibt es längst nicht überall – in manchen Regionen ist LTE schon ein Traum.
© Quelle: Till Simon Nagel/dpa-tmn
Berlin. Die Angleichung der Lebensverhältnisse von besonders strukturschwachen Regionen an den Rest der Republik bleibt schwierig. Jobs in bundeseigenen Unternehmen werden dort kaum geschaffen, auch der Ausbau der digitalen und der mobilen Infrastruktur lahmt.
Das geht aus der Antwort des zuständigen Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag zur Bilanz der Heimatpolitik der Bundesregierung seit 2018 hervor. Sie liegt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor.
Bei der Neuansiedlung von Behörden oder neuen Außenstellen wurden in besonders strukturschwachen Regionen, die mehrheitlich im Osten Deutschlands liegen, zwar mit 987,5 mehr Stellen als in anderen Kreisen (776) geschaffen. Allerdings gibt es bei neuen Stellen in bundeseigenen Unternehmen zwischen 2019 und 2021 ein großes Ungleichgewicht: In besonders strukturschwachen Landkreisen entstanden 782 neue Stellen, in allen anderen Kreisen insgesamt 10.642 Stellen.
Mehr Stellen in starken Regionen
Bei der Rentenversicherung wurden in der Zeit 162 neue Stellen in benachteiligten Kreisen geschaffen, in allen anderen Kreisen 1668 – das Zehnfache. Beim Stellenaufwuchs in bestehenden Behördenstandorten waren ebenfalls die stärken Regionen im Vorteil: Sie erhielten 22.600 Stellen mehr, die strukturschwachen dagegen lediglich 4100.
Auch beim Anschluss – digital und mobil – an die Netze bleiben viele strukturschwache Regionen abgehängt. Seit Ende 2018, schreibt das Bundesinnenministerium, seien dort 1,7 Millionen Haushalte mit Internetdatenraten von mindestens 100 Mbit/s versorgt worden. In allen anderen Kreisen waren es 6,2 Millionen Haushalte.
Seit Januar 2019 sind laut Angaben der Bundesregierung 14.357 neue Mobilfunkstandorte in strukturschwachen Regionen und 68.091 – und damit fast fünfmal so viele – in strukturstärkeren Regionen errichtet worden.
Beim Bahnausbau geht es offenbar nirgends voran: Nach Angaben der Bundesregierung entstanden im sächsischen Landkreis Görlitz fünf Kilometer neue Gleise, im Rest des Landes vier Kilometer.
Beim Städtebau erhielten strukturstarke Kreise seit Anfang 2019 1,14 Milliarden Euro an Förderung für 3717 Maßnahmen. Im gleichen Zeitraum förderte der Bund in strukturschwachen Kreisen 1307 Maßnahmen für insgesamt 430,6 Millionen Euro – das ist annähernd ein Verhältnis von 3:1.
Linke kritisieren bundeseigene Unternehmen
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken-Fraktion im Bundestag, Jan Korte, hält die von der Bundesregierung als positiv eingestufte Angleichung der Lebensverhältnisse angesichts dieser Zahlen für eine Mogelpackung.
„Mit einigen Leuchtturmansiedlungen wird so getan, als würde der Osten endlich mehr Behördenjobs bekommen. Dabei ist in den letzten zwei Jahren ein Vielfaches an neuen Stellen in strukturstarken Regionen entstanden“, sagte Korte dem RND. „Der Osten und die strukturschwachen Regionen im Westen bleiben damit abgehängt.“
Der Linken-Politiker übt vor allem Kritik an den bundeseigenen Unternehmen. „Die denken gar nicht daran, Jobs außerhalb ihrer Komfortzone zu schaffen. Hier hätte eine Bundesregierung, die es ernst mit der Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen meint, schon längst ein Machtwort sprechen müssen. Von einer besonderen Förderung der strukturschwachen Kommunen kann jedenfalls überhaupt keine Rede sein.“
RND