Großbritannien lockert Corona-Regeln: Wissenschaftler warnen

Zwei Frauen tragen Masken, während sie auf einer Straße in London stehen.

Zwei Frauen tragen Masken, während sie auf einer Straße in London stehen.

London. 2022 begann in der City of London so trist wie das Jahr zuvor. Die Straßen, gesäumt von historischen Bauten sowie imposanten Wolkenkratzern, waren verwaist. Wo sonst um die Mittagszeit Tausende Bankangestellte und Anwälte in die nahegelegenen Schnellrestaurants oder zu Meetings eilten, herrschte gähnende Leere. Doch dies soll sich nun ändern: Denn Finanzunternehmen haben diese Woche ihre Mitarbeiter dazu aufgerufen, nach Monaten im Homeoffice wieder in ihre Büros zurückzukehren.

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Der Grund: Die britische Regierung hebt nächsten Donnerstag alle Corona-Schutzmaßnahmen auf, die sie seit dem 10. Dezember angesichts der neuen Covid-Variante eingeführt hatte. Denn es scheint, als sei die Omikron-Welle endgültig über das Land hinweggeschwappt. Seit über zwei Wochen sinkt die Zahl der Fälle auf der Insel, und in den Krankenhäusern des Landes sterben weniger Menschen mit oder an Covid. Ein positiver Trend, den man zuerst in London beobachten konnte, wo die Zahl der mit Omikron Infizierten im Königreich als erstes in die Höhe schnellte und dann recht schnell wieder fiel.

Noch im Dezember warnten Experten vor einer drohenden Überlastung des nationalen Gesundheitssystems NHS durch die neue Variante. Deshalb wurde die „Boosterkampagne“, eine Initiative der Regierung, mit der möglichst viele Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten sollten, im ganzen Land massiv vorangetrieben.

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Im Dezember ließen sich täglich im Schnitt eine Million erwachsene Briten von Brighton bis Edinburgh einen Pieks verabreichen, sei es in einer Apotheke, im Stadion oder bei ihrem Arzt. Geimpft wurde damals von früh bis spät, an Wochenenden und Feiertagen. Ermöglicht auch durch das Engagement vieler freiwilliger Helfer. Außerdem wurde der sogenannte „Plan B“ eingeführt, der beispielsweise eine Maskenpflicht umfasst.

Die große Katastrophe blieb aus

Dank der erfolgreichen Boosterkampagne, der sinkenden Zahl von Infizierten und auch, weil sich die Variante als harmloser herausgestellt hat als ursprünglich befürchtet, blieb die große Katastrophe auf der Insel aus. Das Gesundheitssystem war angespannt, hielt jedoch stand. Lockerungen seien deshalb verhältnismäßig, auch um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, betonte man in Westminster. „Covid wird nicht verschwinden. Es wird viele Jahre bei uns bleiben, vielleicht für immer, aber wir müssen lernen, damit zu leben“, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid diese Woche.

Die Lockerungen kommen, so vermuten manche, wohl auch genau jetzt, da Boris Johnson angesichts von mindestens 15 Partys in der Downing Street 10 und weiteren Ministerien während des Lockdowns unter immer massiverem politischen Druck steht. Mit der Abschaffung der Maßnahmen, so heißt es, versuche er nun zumindest einen Teil seiner Parteimitglieder zu besänftigen. Denn konservative Hinterbänkler forderten die Aufhebung der Restriktionen schon lange.

Für Briten, die in England leben, bedeutet dies, dass sie ab kommender Woche nicht nur nicht mehr zu Hause arbeiten müssen. Auch das obligatorische Tragen von Gesichtsmasken beispielsweise im Supermarkt und dem öffentlichen Nahverkehr wird abgeschafft sowie der Covid-19-Pass, den man unter anderem bei Konzerten oder einem Theaterbesuch vorzeigen musste, um nachzuweisen, dass man geimpft oder negativ getestet ist. Darüber hinaus ist geplant, dass sich Infizierte ab dem 24. März nicht mehr isolieren müssen.

Wissenschaftler warnen vor zu frühen Lockerungen

Britische Wissenschaftler warnen jedoch davor, dass die Lockerungen zu früh kommen könnten. Sie fürchten, dass die Infektionszahlen schnell wieder zunehmen, wenn die Immunität durch die Auffrischungsimpfungen nachlässt. Dabei ginge es, so betonen sie, nicht nur um die Zahl der Krankenhausaufenthalte, sondern auch um die Gefahr einer möglichen Erkrankung mit Long-Covid in der Folge einer Infektion mit Omikron.

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Auch wenn Boris Johnson mit diesem Schritt die Pandemie de facto für beendet erklärt, haben viele Menschen Bedenken. Vor allem diejenigen mit Gesundheitsproblemen fühlen sich übergangen. So sagte die 32-jährige Pippa Kent aus London, die sich vor fünf Jahren einer Lungentransplantation unterziehen musste, gegenüber der britischen Tageszeitung „Metro“: „Die Vorstellung, dass ich, jedes Mal wenn ich zum Arzt oder zum Zahnarzt gehe, neben jemandem sitzen könnte, der Covid-positiv ist, ist wirklich schlimm.“

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