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Das Impfgebot – wir sollten Geimpften Freiheiten gönnen

Ein Senior wird von einer medizinischen Fachkraft mit dem Pfizer-BioNTech-Covid-19-Impfstoff geimpft.

Ein Senior wird von einer medizinischen Fachkraft mit dem Pfizer-BioNTech-Covid-19-Impfstoff geimpft.

Berlin. Es mangelt gravierend an Impfstoff und zugleich entzündet sich eine Debatte über die Rechte für jene Menschen, die irgendwann gegen das Coronavirus geimpft sein werden. Passt das wirklich zusammen? Ja, es ist sogar folgerichtig, denn alle sehnen sich zurück zur guten alten Freiheit. Aber, um es vorweg zu nehmen: Es wird keine „Impfprivilegien“ geben. Denn es gibt nur Rechte.

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Es mag als Impfpflicht durch die Hintertür interpretiert werden, wenn Privatunternehmer über den Einlass in ein Konzert oder Restaurant nur mit Impfausweis nachdenken. Oder Bundeskanzlerin Merkel unter der Voraussetzung eines breiten Corona-Impfangebots über Impfunwillige sagt: „Ok, wer das nicht möchte, der kann vielleicht auch bestimmte Dinge nicht machen.“

Und trotzdem gibt es keinen Zwang, sich den Piks setzen zu lassen. Es ist das gute Recht, auf etwas verzichten, worauf Millionen von Menschen ihre Hoffnungen setzen. Es könnte nur sein, dass man dann an anderer Stelle auch auf etwas verzichten muss.

Der Impfstoff gilt für viele Bürger als Rettung

Es sollte aber Bürgerpflicht sein, genau hinzuschauen, was durch Corona passiert ist: Rekordstaatsverschuldung, Insolvenzen, Verzweiflung von Unternehmern, Vereinsamung alter Menschen, Vernachlässigung von Kindern und natürlich die schweren Erkrankungen, Todesangst und Tod.

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Impfungen sind für einen Großteil der Bevölkerung ein hohes Gut. Und für einen Teil sind sie sogar die Rettung. Betagte Eltern können es nicht erwarten, ihre Kinder und Enkel endlich wieder gefahrlos zu umarmen oder überhaupt mit ihnen zusammen zu sein. Und umgekehrt. Die unheilvolle Stimmung durch den geschlossenen Einzelhandel, die Stille in den Schulen und der Lärm im Homeoffice, wenn Schüler und Eltern den Alltag meistern müssen – das alles hat wegen der langen Dauer des Lockdowns Potenzial für Traumatisierung.

Als sicherster Weg aus dieser Krise gilt die Impfung einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung, um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Das Ringen in der Welt um die begehrte Ware zeigt, für wie lebenswichtig alle Staaten den Impfstoff – und ein Impfgebot – halten. Es wirkt wie ein Versprechen von Normalität. Keine überlasteten Intensivstationen, keine Isolierung von Altenheimen, keine täglichen Corona-Hiobsbotschaften.

Impfpflicht bei Auslandsreisen wird selbstverständlich akzeptiert

Bund und Länder müssen die Freiheitsbeschränkungen in dem Maße zurücknehmen, wie die Corona-Gefahr sinkt, womit wir beim Recht sind. Das Mitsingen im Konzert, der Genuss im Lokal oder das Jubeln im Fußballstadion sind kein Privileg – kein Sonderrecht. Es ist unser Grundrecht auf Bewegungsfreiheit. Und die Erfahrung zeigt, dass die deutsche Justiz den Bürgerinnen und Bürgern auch zu ihrem Recht verhilft, wenn die Politik Kontaktbeschränkungen nicht hieb- und stichfest begründet.

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Privatunternehmer dürfen jedoch im Grundsatz selbst bestimmen, mit wem sie Geschäfte machen – oder ob sie einen Impfausweis zum Bestandteil einer Einlasskarte machen. Das ist wiederum ihr Recht, wenn ein ausreichendes Impfangebot besteht. Im Übrigen lassen viele Länder Touristen oft nur mit speziellen Impfungen einreisen, was selbstverständlich akzeptiert wird. Oder man fährt eben nicht hin.

Solange nicht sicher ist, dass Geimpfte das Coronavirus wirklich nicht übertragen, wird es laut Merkel keine besonderen Rechte für sie geben. Die Debatte, die jetzt geführt wird, ist ihrer Zeit also voraus. Aber sie ist nötig. Es wird zu Auseinandersetzungen kommen, auch zu Klagen. Und es wird nicht nur um Konzerte, sondern auch um Berufe gehen. Das wird das Verständnis von Pflicht, Recht und Privileg schärfen.

Und nicht zuletzt ist auch die Frage erlaubt, warum Geimpfte eigentlich nicht schneller in ein freieres Leben zurückkehren können sollten. Es wäre ihnen doch zu gönnen.

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