„Massive“ fünfte Welle: Lauterbach warnt vor Omikron und impft Kinder in Hannover
Karl Lauterbach im Kinderimpfzentrum am Zoo Hannover
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Hannover. Der Desinfektionsmittelspender im Gang wird von den meisten Besucherinnen und Besuchern an diesem Vormittag ignoriert. Nur Karl Lauterbach (SPD) greift im Vorbeigehen unauffällig an den Spender, geradezu routiniert. Mit schnellen Schritten ließ sich der Bundesgesundheitsminister am Freitag durch die Impfstraße am Zoo Hannover führen, von der Anmeldung bis zur Terminvergabe für die Zweitimpfung.
Als „beispiellos“ lobt Lauterbach die Impfaktion bei seinem Besuch in Hannover. Dort werden vor allem Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen das Coronavirus geimpft. Die Termine sind bis in den Januar hinein ausgebucht. Einer der Gründe: Jedes Kind erhält nach der Impfung eine Freikarte für sich und seine Eltern.
Lauterbach bei erstem Auswärtstermin
„Die Kinder sind mir besonders wichtig“, erklärt Lauterbach, der wenige Minuten später in der Impfkabine vor Frida und Fritz steht. Die beiden Kinder wollen sich von ihm impfen lassen und habe schon länger einen Termin für diesen Tag. Frida war zuerst dran. „Hey, das tat gar nicht weh“, freut sich das Mädchen, nachdem Lauterbach sie geimpft hat. „Ihr seid ein Beispiel für die Erwachsenen“, sagt Lauterbach nach der Impfung von Fritz mit Anspielung auf die vielen Ungeimpften über 18 Jahren.
Frida freut sich über die Impfung von Karl Lauterbach
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Es ist Lauterbachs erster Auswärtstermin als Bundesgesundheitsminister und der SPD-Politiker macht keinen Hehl daraus, dass er diesen Ort bewusst ausgewählt hat. Der Besuch bei der Impfstelle am Zoo Hannover habe auch einen „symbolische Bedeutung“. Die Gesellschaft müsse wieder stärker zusammenrücken. Kinder seien in der Pandemie oft die Leidtragenden der Corona-Maßnahmen gewesen. Nun müsse man ihnen etwas zurückgeben – Sicherheit vor dem Virus durch die Impfung.
Lauterbach: Es gibt genug Moderna-Impfstoff
Lauterbach rechne mit einer massive fünfte Corona-Welle durch die neue Omikron-Variante. Er warnt davor, dass die Omikron-Variante sich schon bald in Deutschland durchsetzen werde. Er werde deshalb „mit allen Mitteln“ mehr Impfstoff besorgen, kündigt er erneut an. Gleichzeitig betont der Gesundheitsminister auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), es gebe genug Moderna-Impfdosen für die Booster-Impfkampagne. Zudem rechne er mit einer „zügigen Entscheidung der Stiko“ zu einer Verkürzung des Zeitraums zwischen Zweit- und Drittimpfung.
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Omikron-Welle, vor der wir stehen, die wir aus meiner Sicht nicht verhindern können, eine massive Herausforderung wird für unsere Krankenhäuser, für unsere Intensivstationen, aber auch für die Gesellschaft in der Gänze“, so Lauterbach. „Wir müssen uns hier auf eine Herausforderung einstellen, die wir in dieser Form noch nicht gehabt haben.“ So übertreffe das, was in Großbritannien derzeit beobachtet werde, alles, was in der Pandemie bisher beobachtet worden sei, sagte Lauterbach unter Berufung auf Gespräche mit britischen Expertinnen und Experten. „Da würde auch ein etwas milderer Verlauf keinen Unterschied machen.“ Die Zahl der Sterbefälle könne durch einen abgemilderten Verlauf des Infektionsgeschehens für zwei bis drei Wochen geringer gehalten werden. Aber das Wachstum der Infektionen würde diesen Vorteil zunichte machen.
„Schlüsselpunkt der Pandemie“
„Wir sind an einem Schlüsselpunkt der Pandemie“, so Lauterbach. Die nun wichtige offensive Booster-Kampagne - also die Kampagne für möglichst viele Auffrischimpfungen - könne mit verfügbarem Moderna-Impfstoff vorgenommen werden. Er rief Ärzte und Impfzentren auf, das Präparat breit einzusetzen.
Mit Blick auf die Weihnachtstage appellierte Lauterbach an alle Bürgerinnen und Bürger, bei Reisen nach dem Grundsatz vorzugehen: „Wir schützen uns gegenseitig.“ Jeder sollte sich vorher testen lassen oder zumindest selbst testen - bevorzugt mehrfach. Der Minister machte deutlich, dass vor allem für Menschen ohne Booster-Impfung besondere Vorsicht geboten sei.
mit dpa