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Missbrauchsgutachten: Ruhrbischof fordert Reaktion, Kardinal Müller nimmt Benedikt in Schutz

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (Archivbild)

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (Archivbild)

Essen/Düsseldorf. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat konkrete Konsequenzen aus dem Münchner Gutachten zum Missbrauch in der katholischen Kirche gefordert.

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„Wir sehen heute deutlich, dass Verantwortung übernommen werden muss – und Verantwortung ist immer personal“, sagte er am Donnerstagabend im ZDF. Dazu gehöre, „dass sich auch der Vatikan, dass sich auch Papst Benedikt dazu verhält“.

Ein am Donnerstag vorgestelltes neues Gutachten über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising erhebt schwere Vorwürfe gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI.

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Müller: „Nicht wissentlich etwas falsch gemacht“

Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. hingegen in Schutz genommen. „Sehen Sie, ich habe es nicht gelesen, aber für mich ist klar, dass er als Erzbischof Ratzinger nicht wissentlich etwas falsch gemacht hat“, sagte der frühere Bischof von Regensburg der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ (Freitag). Nach Ansicht des 74-Jährigen werde mehr über Ratzinger als über den Fall des Priesters H. oder andere Priester gesprochen, die Verbrechen begangen haben.

Überrascht ist Müller nach eigenen Worten davon nicht. „In Deutschland, und nicht nur dort, ist man daran interessiert, Joseph Ratzinger zu schaden“, erklärte Müller. Ratzinger vertrete sozusagen eine orthodoxe Position, aber in Deutschland gebe es viele, die auf eine abweichende Position drängten, wie die Abschaffung des Zölibats oder Frauenpriesterschaft. Diese progressive Linie sei störend, sagte Müller.

Angesichts der Vorwürfe im Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising zur Zeit Ratzingers ist es laut Müller offensichtlich, dass, wenn es Fehler gab, Ratzinger davon nichts wusste. Damals habe es nicht das Bewusstsein und die Protokolle von heute gegeben. „Niemand wusste, was zu tun war, wie man angemessen reagieren sollte, in der Kirche wie in der Zivilgesellschaft“, erklärte der Gründer des 2008 eingerichteten Instituts Papst Benedikt XVI. weiter

Missbrauchsgutachten wirft ehemaligem Papst Fehlverhalten vor

Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger habe - so beurteilt es die vom Bistum beauftragte Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) - in seiner Zeit als Münchner Erzbischof Missbrauchstäter „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ wissentlich in der Seelsorge eingesetzt und darüber die Unwahrheit gesagt. In vier Fällen werfen ihm die Gutachter Fehlverhalten vor.

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Dabei geht es auch um einen Priester, der in den 70er Jahren, vor seiner Versetzung nach Bayern, schon in Bottrop und Essen Jungen sexuell missbraucht und das auch an seiner neuen Wirkungsstätte fortgesetzt haben soll.

Betroffene riefen gemeinsam mit Kirchenkritikern und einer Humanisten-Stiftung für diesen Freitagnachmittag zu einem stillen Protest vor dem Essener Dom auf.

RND/pa

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