Merkel: Bundeswehr und RKI sollen Experten in Corona-Hotspots schicken
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt mit Mund-und-Nasen-Schutz zur wöchentlichen Kabinettssitzung im Kanzleramt (Archivfoto).
© Quelle: Markus Schreiber/AP Pool/dpa
Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich angesichts stark gestiegener Corona-Zahlen mit den Oberbürgermeistern der elf größten deutschen Städte über die Lage beraten. An der Videokonferenz am Freitag hatten die Stadtoberhäupter von Berlin, Hamburg, Bremen, München, Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Leipzig und Stuttgart teilgenommen.
Die Städte hätten eines gemeinsam, so Merkel: eine rapide wachsende Zahl von Corona-Infektionen. “Ich glaube, dieses Gespräch war jetzt wichtig”, so Merkel. Man sei sich einig, dass man bei Überschreiten der Grenzwerte weitere Maßnahmen ergreifen müsse. Ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen sollen demnach weitere Maßnahmen greifen.
Merkel nannte eine Ausweitung der Maskenpflicht auch in öffentlichen Räumen – wie es etwa in München der Fall war. Außerdem Kontaktbeschränkungen, Sperrstunden, Alkoholbeschränkungen und weiter reichende Teilnehmerbeschränkungen für Veranstaltungen und private Feiern als bislang. Es gehe auch um eine bessere Ausstattung der Gesundheitsämter.
Zudem sollen die Bundeswehr und das Robert-Koch-Institut künftig Experten in Corona-Hotspots schicken. Dies solle spätestens ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen geschehen.
An der Entwicklung in den Ballungsräumen zeige sich, “ob wir die Pandemie in Deutschland unter Kontrolle halten können oder ob uns die Kontrolle entgleitet”, sagte Merkel weiter. “Jetzt sind die Tage und Wochen, die entscheiden, wie Deutschland im Herbst und Winter dasteht”, sagt die Kanzlerin. Sie zeigte Verständnis für die Schwierigkeiten von Großstädten, wo viele Menschen zusammenkämen. “Die Infektionszahlen steigen, ja, aber wir sind nicht machtlos dagegen”, betonte Merkel.
Appell an junge Menschen
Die Gastronomie träfen Einschränkungen wie ein Alkoholverbot schwer, dessen sei sie sich bewusst. Aber sie sei auch überzeugt, dass man an der Grenze stehe, wo man entscheiden müsse, was jetzt wichtig sei. Merkel verwies auf Kitas und Schulen und auch darauf, dass die Wirtschaft wieder in Gang komme.
Merkel richtete überdies einen Appell insbesondere an Jüngere: “Denken auch sie einmal an das, was Ihnen am wichtigsten ist.” Sie fragte, ob es nicht wert sei, ein wenig Geduld zu haben und an die Familie und Großeltern zu denken. Sie erwähnte auch die Chance etwa auf Ausbildungsplätze.
Die Partyszene in mehreren Städten gilt als ein Auslöser für den Anstieg der Infektionszahlen. Der Städte- und Gemeindebund forderte hier mehr Aufklärungsarbeit in den sozialen Medien. Den jungen Menschen müsste vor allem über den Weg der sozialen Medien klargemacht werden, dass sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere gefährdeten, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg im ZDF.
In Berlin und weiteren Städten wie Bremen hat die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz den kritischen 50er-Wert bereits überschritten. Er bildet die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ab und ist ein wichtiger Grenzwert für schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. In der Hauptstadt lag der Wert am Donnerstag bei 52,8.
RND/das/dpa