Missbrauch in der Kirche: Grünen-Politikerin Kaddor fordert Aufarbeitung im Bundestag

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lamya Kaddor (Archivbild)

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lamya Kaddor (Archivbild)

Berlin. Nach der Vorstellung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising hat sich die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lamya Kaddor, für eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche ausgesprochen. Sie halte es für „angezeigt, dass sich eine Kommission im Bundestag damit beschäftigt“, sagte Kaddor dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag in Berlin.

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Es müsse darum gehen, alle Beteiligten, die von solchen Vorgängen Kenntnis hatten, sprechen und befragen zu können, um die Geschehnisse rekonstruieren und Konsequenzen ziehen zu können. Dass Täter in der katholischen Kirche in der Vergangenheit kaum mit Strafen zu rechnen hatten, müsse ebenfalls zum Thema gemacht werden, sagte die Grünen-Politikerin.

Kaddor will auch auf evangelische und muslimische Gemeinden schauen

Kaddor sagte, inzwischen gebe es Erkenntnisse über das Ausmaß des Missbrauchs über einen langen Zeitraum und an unterschiedlichen Orten, die auf „ein massives strukturelles Problem der katholischen Kirche hinweisen“, sagte Kaddor. „Wir sprechen hier nicht über Einzelfälle.“ Was die katholische Kirche bisher zur Aufarbeitung unternommen habe, sei nicht ausreichend. „Da müssen wir genauer hingucken“, forderte Kaddor: „Strukturen, die so einen Missbrauch ermöglichen, wenn nicht gar fördern, müssen überwacht und reformiert werden.“

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Das gelte nicht nur für die katholische Kirche, sondern auch für evangelische oder muslimische Gemeinden sowie für alle Institutionen, denen Kinder und Jugendliche anvertraut werden: „Es geht hier um die Schwächsten“, sagte Kaddor. Die Gesellschaft und Politikerinnen und Politiker hätten den Auftrag und die Pflicht, genau hinzuschauen und sie zu schützen.

„Wahrheitskommission“ gefordert

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu fördern. Forderungen nach einer unabhängigen Kommission kommen unter dem Stichwort „Wahrheitskommission“ auch von Betroffenen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

In dem Münchner Gutachten wird unter anderem der emeritierte Papst Benedikt XVI. schwer belastet. So soll Joseph Ratzinger als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen nicht ausreichend gegen Missbrauchstäter vorgegangen sein. Insgesamt ergaben die Nachforschungen für den Zeitraum 1945 bis 2019 Hinweise auf mindestens 497 Betroffene sexualisierter Gewalt in Personalakten, Sitzungsprotokollen, Nachlässen und in Aussagen von Zeitzeugen.

RND/epd

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