Herr Weikert, haben Sie überhaupt Lust auf die Olympischen Winterspiele?
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Thomas Weikert steht vor seinen ersten Winterspielen als DOSB-Präsident.
© Quelle: Michael Reichel/PA/DOSB/dpa
Herr Weikert, es sind Winterspiele unter Corona-Bedingungen in einem umstrittenen Gastgeberland – haben Sie überhaupt Lust auf ihre ersten Spiele als DOSB-Präsident?
Es sind meine ersten Winterspiele und ich freue mich schon auf die Herausforderung. Die Probleme und Schwierigkeiten sind bekannt – aber das macht es auch spannend. Ich hoffe einfach erst einmal, dass wir alle gesund hin- und auch wieder zurückkommen.
Wann standen Sie das letzte Mal auf Skiern?
Das müsste um die zehn Jahre her sein. Aber ich schaue samstags und sonntags sehr regelmäßig Wintersport und ab und zu läuft es auch nebenher auf meinem PC, wenn ich in meiner Anwaltskanzlei sitze.
Sie waren Präsident des Tischtennis-Weltverbands, in China ist Tischtennis Nationalsport. Welche Erfahrung haben Sie mit dem Land gemacht?
Die erste Erfahrung ist: Wenn die Chinesen ein Turnier organisieren, dann ist das nahezu perfekt. Das haben wir beim Tischtennis auch in der Pandemie erlebt, da waren selbst die Volunteers sechs Wochen in der Blase. Deshalb erwarte ich auch hier, dass die Blase dicht ist. Der Vorteil ist auch, dass ich einige Entscheider dort schon kenne, unter anderem den Sportminister, und ich habe auch schon mit ihm nach meiner Wahl Kontakt gehabt. Aber natürlich wissen wir auch um die Probleme.
Zum Beispiel um das mögliche Ausspionieren über die App My2022, die alle installieren müssen. Wie groß ist die Sorge um Ihre Daten?
Ich habe mal flapsig gesagt: Von mir wissen sie eh schon fast alles, weil ich so oft in China war. Damit wollte ich nicht das Problem vernachlässigen, sondern dass ich mir der Gefahren bewusst bin. Man darf das Problem nicht unterschätzen, wir sind vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik beraten worden. Den Athleten haben wir deshalb auch geraten, die Handys eines IOC-Sponsors, die sie vor Ort erhalten, zu benutzen und ihnen bewusst gemacht, dass Kontrollen in China eben da sind, das ist nicht zu verleugnen.
Amnesty International fordert, dass das IOC und die nationalen Komitees angesichts der Menschenrechtslage eine besondere Verantwortung haben, eine klare Sprache zu wählen. Wie wird das der DOSB tun?
Wir haben in mehreren Besprechungen mit dem „Team D“ auf die besondere Situation hingewiesen, Vertreter von Human Rights Watch oder vom Auswärtigen Amt haben beispielsweise über die Situation der Uiguren aufgeklärt. Wir selbst werden vor Ort im Einzelfall entscheiden, ob wir uns äußern.
Würden Sie den Sportlerinnen und Sportlern abraten, sich zu äußern?
Wenn der Präsident etwas rät, dann ist das eine Beeinflussung, das haben wir mit Absicht nicht gemacht. Den Sportlern ist das freigestellt. Die können sich eher auf ihre sportliche Situation konzentrieren oder sich auch äußern – soweit ich das aber rausgehört habe, wird die Mehrzahl der Sportler das aber nicht tun. So oder so werden wir uns vor die Mannschaft stellen.
Es gab auch Bedenken, dass Aktive durch vermeintlich positive Tests aus dem Wettbewerb gezogen werden könnten.
Die Bedenken, die angesichts der herrschenden Nervosität natürlich verständlich sind, konnten größtenteils entkräftet werden. Wir hatten ja auch schon einen positiven Corona-Fall eines Betreuers in Peking. Dirk Schimmelpfennig als unser Chef de Mission hat uns berichtet, dass alles bei den Tests vernünftig und gut abgelaufen ist. Daher habe ich schon das Vertrauen, dass das auch künftig so sein wird.
Also auch bei den Quarantänehotels, deren Zustand von den Rodlern scharf kritisiert wurde?
Der chinesische Sportminister hat uns angerufen und wir haben gesagt, dass das nicht wieder vorkommen darf. Die Bedingungen und die Tests müssen vernünftig sein – und das scheint jetzt der Fall zu sein. Deshalb glaube ich auch, dass diese Probleme, auch im Interesse der Chinesen, abgestellt worden sind.