Omikron: Belastung der Normalstationen steigert sich „deutlich“
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Schon bald könnte Deutschland sich im Corona-Blindflug befinden, errechnet ein Mathematiker.
© Quelle: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dp
Berlin. Angesichts der stark steigenden Corona-Infektionszahlen nimmt die Belastung auf den Normalstationen massiv zu. Die Zahl der Intensivpatientinnen und Intensivpatienten sinkt jedoch weiter. Die Belastung auf der Normalstation bleibe hoch oder steigere sich sogar deutlich, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das machen die ersten Zahlen aus den besonders von Omikron betroffenen Bundesländern deutlich.“
Die Deutsche Interdisziplinär Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) spürt die Omikron-Welle bisher noch nicht auf den Intensivstationen. „Wir sehen die neuen Intensivpatienten, die wir sonst nach etwa zehn bis 14 Tagen auf unseren Stationen behandeln mussten, noch nicht“, erklärte Divi-Präsident Gernot Marx dem RND.
Insgesamt liegen den Angaben zufolge mindestens 100 Patientinnen und Patienten mit einer Omikron-Infektion auf den Stationen. Allerdings werden nicht alle Personen auf die Virusvariante getestet. Allgemein sinke die Auslastung täglich etwa um 70 bis 80 Personen, sagte Marx.
Marx bezeichnet Impfpflicht als „alternativlos“
Divi-Präsident Marx und DKG-Chef Gaß drängten erneut auf eine schnelle Entscheidung bezüglich der allgemeinen Impfpflicht. „Wir brauchen Klarheit beim Thema Impfpflicht und das sowohl bezogen auf die allgemeine, als auch auf die einrichtungsbezogene Impfpflicht“, forderte Gaß. Für Marx ist die Impfpflicht für Erwachsene „alternativlos, um die Pandemie langfristig hinter sich zu lassen.“
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Derweil ist die Lage in den Laboren angespannt. Laut aktuellem Wochenbericht der Akkreditierten Labore in der Medizin liegt die Auslastung momentan bei 86 Prozent. In drei Bundesländern liegt sie jedoch bereits deutlich über 100 Prozent, was unter anderem eine längere Wartezeit für die PCR-Ergebnisse nach sich zieht.
Mathematiker: Deutschland könnte sich bald im Blindflug befinden
Die hohe Auslastung der Labore könnte aber schon zeitnah dafür sorgen, dass die Dunkelziffer der Infektionen weiter steigt. Das rechnete der Mathematiker und Physiker von der RWTH Aachen, Andreas Schuppert, dem RND vor. „Wir sind heute bei einer Inzidenz von 640. Bei gleichbleibenden Größenordnungen und der Restkapazität von 15 Prozent können wir die Inzidenz nur bis 700 halbwegs zuverlässig melden“, sagte Schuppert.
Nach seinen Berechnungen könnte Deutschland bei der Beurteilung der Infektionsdynamik somit bereits nächste Woche im Blindflug sein. „Es sei denn, es wird weniger getestet oder die Politik schafft es, weitere Testkapazitäten zu schaffen.“
Wer soll PCR-Tests bekommen – und wer nicht?
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant deswegen, Beschäftigte in sensiblen Gesundheitseinrichtungen bei der Laborauswertung bei PCR-Testungen vorzuziehen. „Wir werden tatsächlich so hohe Fallzahlen bekommen, dass wir die PCR verteilen müssen, priorisieren müssen, dazu werde ich am Wochenende einen Vorschlag vorlegen, wie das passieren soll“, kündigte Lauterbach an. Die Beschlussvorlage soll am Montag bei erneuten Beratungen von Bund und Länder beschlossen werden.
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Trotz der rasanten Omikron-Verbreitung sind die Krankenstände in der wichtigen Infrastruktur auf normalem Niveau. Vereinzelt kommt es zu leicht erhöhten Zahlen, wie eine Umfrage des RND bei den Entsorgern, Logistikanbietern und Polizeistellen ergab. Weder beim Bund noch in den Ländern fallen wegen Corona jeweils mehr als 3 Prozent der Polizistinnen und Polizisten aus. Die meisten Fälle verzeichnet derzeit die Polizei Berlin.
Ähnlich ist es bei der Deutschen Bahn. So sind die Krankenstände meist stabil – mit seltenen regionalen Erhöhungen. Das geht aus einem Brief an den Aufsichtsrat hervor, der dem RND vorliegt. In der Sparte Regio Schiene liegt die Krankmeldequote bei den Lokführerinnen und Lokführern demnach bei 6,9 Prozent.
Stabile Krankenstände in den meisten Branchen
Auf Anfrage teilte der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. mit, der Krankenstand in der Entsorgungs- und Recyclingbranche sei jahreszeitlich normal. Schätzungsweise liege dieser um die 6 Prozent. An manchen Standorten etwa in Brandenburg und Baden-Württemberg habe es kurzzeitig erhöhte Krankenstände gegeben. Das habe an der Grippe und nicht nur an Corona gelegen.
In der Logistikbranche sind derzeit keine hohen Krankenstände zu verzeichnen. Laut DSLV Bundesverband Spedition und Logistik sind die Unternehmen inzwischen routiniert, sodass keine versorgungsrelevanten Ausfälle zu befürchten sind.