Omikron-„Wand“ erfordert sofortiges Handeln – Ignorieren ist keine Option
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Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte betreuen einen Patienten bei einer Lungenspiegelung in einem der Behandlungszimmer auf der Intensivstation in der Universitätsmedizin Rostock. Die vierte Corona-Welle scheint zumindest etwas abzuklingen. Doch Omikron könnte die Entwicklung schon bald wieder umkehren.
© Quelle: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dp
Optimisten hatten sich gerade wieder ans erleichterte Ausatmen gewöhnt. Die vierte Welle dieser sich so elend in die Länge ziehenden Pandemie scheint gebrochen. Die Fallzahlen gehen zurück, gleichzeitig ziehen die Impfungen an. Doch die Aussicht auf ein besinnliches Weihnachtsfest in der Familie ist trügerisch. Hinter der abklingenden vierten Welle baut sich fast unsichtbar eine neue, mächtige fünfte Welle auf. Manche sprechen wegen des erwarteten steilen Anstiegs der Fallzahlen in den nächsten Wochen sogar von der Omikron-„Wand“.
Die neue Virusvariante hat gleich zwei Eigenschaften, die das Zeug haben, den Start ins neue Jahr massiv einzutrüben. Zum einen ist sie deutlich ansteckender als alle bisherigen Coronaviren. Die Fallzahlen verdoppeln sich offenbar alle zwei bis drei Tage. Zum anderen infizieren sich auch Geimpfte und Genesene weit häufiger.
Es ist sinnvoll, dieser neuen Bedrohung mit einer groß angelegten Impfkampagne zu begegnen, wie sie der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ausrollt. Gerade nach der Drittimpfung ist der Schutz auch gegen Omikron zunächst wieder zum Gutteil hergestellt. Und doch stellt sich angesichts der neuen Mutation eine Frage immer dringlicher: Was ist eigentlich geschafft, wenn das von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Ziel, im Dezember 30 Millionen Dosen zu verimpfen, tatsächlich erreicht ist?
Keine Testpflicht für Geboosterte – virologisch unlogisch
Die Antwort ist ähnlich trübe wie der Dezemberhimmel: Das Impfen allein wird diese fünfte Welle nicht aufhalten. Es gibt noch immer zu viele Ungeimpfte, behördliche Meldewege, Infrastruktur und politische Entscheidungen sind zu schwerfällig für ein Virus, das sich am Ende einer einzigen Woche verzehnfacht haben kann. Dass sich diese Welle nun inmitten der Weihnachtszeit ausbreitet, in der zwar viel gereist, aber wenig getestet und noch weniger entschieden werden wird, gehört zu den besonderen Tücken dieser Zeit.
Gefragt ist schnelles Handeln. Die Erfahrung zeigt: Wenn die Welle erst einmal da ist, ist es zu spät. Zusätzlich zur Booster-Kampagne müssen nun alle Instrumente neu in Anschlag gebracht werden: flächendeckende Tests, auch für Geimpfte. Die Belohnungsstrategie, Geboosterten die Testpflicht zu erlassen, ist unangemessen pädagogisch und virologisch unlogisch. Zusätzlich müssen die Menschen wann immer es geht zu Hause bleiben.
Wer das für unzumutbar hält, sollte die Alternativen im Kopf haben. Ignorieren ist keine davon. Exponentiell steigende Zahlen sind gnadenlos. Je länger man sie ignoriert, desto härter schlagen sie irgendwann zu. Auch wenn es noch niemand offen aussprechen mag: Es ist keine Selbstverständlichkeit mehr, dass das Leben nach den ruhigen Tagen bis Neujahr wieder hochfahren wird.