Spahn: Brauchen Lockdown – notfalls mit Ausgangsbeschränkungen

Lothar H. Wieler (links), Präsident Robert-Koch-Institut (RKI), und Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister.

Lothar H. Wieler (links), Präsident Robert-Koch-Institut (RKI), und Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister.

Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für einen Lockdown ausgesprochen, der die dritte Welle der Corona-Infektionen brechen soll. Private Treffen und Kontakte insgesamt müssten so weit wie möglich eingeschränkt werden, „wenn nötig auch durch nächtliche Ausgangsbeschränkungen“, sagte Spahn am Freitag in Berlin.

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Er warnte außerdem davor, dass das Gesundheitssystem bald überlastet werden könnte. Am Donnerstag gab es laut Angaben des RKI 25.000 neue Fälle. „Das sind, um es ganz deutlich zu sagen, zu viele“, sagte Spahn „Es sind zu viele, die in ein paar Tage ins Krankenhaus müssen, zu viele, die um ihr Leben ringen müssen. Wenn es so weitergeht, zu viele für unser Gesundheitssystem.“

Es sei entscheidend, die dritte Welle so schnell wie möglich zu brechen. Wichtig seien dafür drei Bereiche: private Treffen, Arbeitsplätze sowie Schulen und Kitas.

Testmöglichkeiten in Unternehmen müssen mehr genutzt werden

Spahn forderte, dass die Homeofficepflicht stärker eingefordert werden soll. Außerdem rief er Beschäftigte dazu auf, sich in ihren Unternehmen häufiger auf das Coronavirus testen zu lassen. Es sei wichtig, dass die Firmen kostenlose Tests anböten – aber mindestens ebenso wichtig sei, dass die Mitarbeiter diese auch nutzten, sagte Spahn.

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Derzeit nutzten nur etwa 20 bis 40 Prozent der Beschäftigten regelmäßig die Möglichkeit, „auch in Unternehmen, die das sehr großzügig anbieten“. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, betonte, durch Tests könnten Infizierte früher erkannt werden.

„Das geht aber nur, wenn die Tests in einer bestimmten Frequenz sind.“ Schutzmaßnahmen dürften trotz der Tests aber nicht aufgegeben werden. „Wir können das Virus nicht wegtesten“, sagte er.

Auch in Kitas und Schulen müssten mindestens zwei Tests pro Woche nötig sein. Über die Möglichkeit strikterer Einschränkungen und Ausgangssperren sagte Gesundheitsminister Spahn: „Ich weiß, es fällt nicht leicht, aber es ist notwendig.“

Spahn kritisiert Ministerpräsidenten

Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz dann unter 100 fallen, seien Öffnungen möglich. Dafür müssen laut Spahn jedoch „alle an einem Strang ziehen“. Er kritisierte damit einige Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten.

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„Ich kann mich über manche Äußerungen dieser Tage nur wundern“, sagte er mit Blick auf die Diskussion um die ursprünglich für kommenden Montag angesetzte Ministerpräsidentenkonferenz. „Ich empfehle uns allen, den Parteienstreit – Wahljahr hin oder her – herunterzufahren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, die Bekämpfung der Pandemie“, sagte der CDU-Politiker.

Infektionszahlen wegen Ostern höher, als die Daten zeigen

Spahn betonte, die aktuellen Infektionszahlen seien bereits sehr hoch, spiegelten wegen der Osterfeiertage aber womöglich noch nicht einmal das wirkliche Infektionsgeschehen wider. In den Krankenhäusern zeige sich, wie ernst die Situation tatsächlich sei. Nach Daten vom Freitag haben die Gesundheitsämter in Deutschland dem RKI binnen eines Tages 25.464 Corona-Neuinfektionen gemeldet, gut 3500 mehr als vor einer Woche.

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 296 neue Todesfälle verzeichnet, gut 60 mehr als vor einer Woche. Das RKI geht jedoch davon aus, dass sich in den Ferien meist weniger Menschen testen lassen, was zu einer geringeren Meldezahl an die Gesundheitsämter führe.

Positive Entwicklung beim Impfen

Positiv äußerte sich der Gesundheitsminister über die Entwicklung beim Impfen, vor allem mit Blick auf die Einbeziehung der Hausarztpraxen: „Beim Impfen sind wir auf einem guten Weg. In den vergangenen Tagen wurden so viele Menschen geimpft wie nie zuvor“, sagte Spahn. Demnach habe es am Donnerstag mit 719.000 Impfungen an einem Tag einen weiteren Tagesrekord gegeben.

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Dieser Anstieg in den vergangenen Tagen sei darauf zurückzuführen, dass einerseits mehr Impfstoffe verfügbar gewesen seien und auch die Hausärzte in die Corona-Impfungen eingestiegen seien.

Demnach hätten Stand Freitagmorgen 14,7 Prozent der Deutschen eine erste Impfung erhalten. Insgesamt verabreicht wurden laut Spahn seit dem Start der Impfkampagne im Dezember damit rund 17 Millionen Impfdosen.

Spahn bekräftigte außerdem, dass das Risiko, dass vollständig Geimpfte das Virus weitergeben, noch geringer ist als bei negativ Getesteten. „Das heißt, wir können jeden, der die zweite Dosis erhalten hat, zwei Wochen später so behandeln, als hätte er gerade aktuell einen negativen Test gemacht.“ Das sei kein Privileg oder Sonderrecht. „Jeder kann sich kostenlos testen lassen.“

Sputnik V - Zulassung entscheidend

Mit Blick auf den russischen Impfstoff Sputnik bestätigte Gesundheitsminister Spahn, dass Gespräche stattfänden. Allerdings sei die entscheidende Frage zunächst die Zulassung. Die scheitere momentan nicht an den Behörden, sondern am Mangel an Daten. „Umso schneller der russische Antragssteller die Daten liefert, desto schneller die Zulassung“, sagte Spahn.

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Außerdem sei für ihn wichtig, wie viel Impfstoff ab wann verfügbar sein würde. Wie auch mit anderen Impfherstellern könne ein Vertrag unter der Bedingung der Zulassung abgeschlossen und dann bei Zulassung gekauft werden.

RND/dpa/vk

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