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Umweltministerin Lemke: Einsatz von Pestiziden muss deutlich verringert werden

Steffi Lemke, Bundesumweltministerin (Bündnis 90/Die Grünen), will den Einsatz von Pestiziden deutlich verringern.

Steffi Lemke, Bundesumweltministerin (Bündnis 90/Die Grünen), will den Einsatz von Pestiziden deutlich verringern.

Berlin. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat nach der Veröffentlichung des Pestizidatlas‘ 2022 erneut darauf gepocht, den Einsatz von Pestiziden mithilfe finanzieller Anreize für Landwirte und eines geänderten Ordnungsrechts reduzieren zu wollen. „Um das Insektensterben aufzuhalten, will die Bundesregierung den Einsatz von Pestiziden deutlich verringern“, sagte die Grünen-Politikerin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Mit dem Verbot von Glyphosat ist schon viel gewonnen. Aber wir wollen weitergehen.“

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Im Umgang mit Pestiziden will Lemke ein „angemessenes, effektives Risikomanagement“ erreichen. „Das gelingt mit einem Zulassungsverfahren, das mögliche Umweltrisiken gründlich prüft“, sagte die Bundesumweltministerin weiter. „Wir können die negativen Auswirkungen von Pestiziden und deren Einsatz insgesamt verringern und wollen das gemeinsam mit den Landwirten erreichen. Dazu braucht es finanzielle Anreize und Änderungen im Ordnungsrecht.“

Lemke ergänzte: „Wir sind auf intakte Ökosysteme angewiesen, für unsere Ernährung und ein gesundes Leben insgesamt. Sind die Ökosysteme gestört, schadet das am Ende auch uns Menschen.“ Insekten ständen für das große Ganze, mahnte die Politikerin. „Fehlen sie, gerät das ganze Ökosystem aus dem Takt.“

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Pflanzenschutzmittel werden auf nationaler Ebene zugelassen, der Rechtsrahmen dafür ist EU-weit festgelegt. Ein Kriterium für die Behörden in Deutschland und anderswo ist bei diesen Entscheidungen die Artenvielfalt. Auch etwa die Pflanzenschutzmittel-Anwendungsverordnung, in der zum Beispiel der Glyphosatausstieg bis Ende 2023 vorgesehen ist, könnte weiter angepasst werden, um die Artenvielfalt zu sichern.

Pestizidatlas: Artenvielfalt durch Pflanzenschutzmittel bedroht

Am Mittwoch hatte die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) den Pestizidatlas 2022 vorgestellt. „Weltweit erkranken jährlich 385 Millionen Menschen an Pestizidvergiftungen“, schreiben die Verfasser darin. „Bei schweren Verläufen versagen schließlich die Organe: Herz, Lunge oder die Nieren. Etwa 11.000 Menschen sterben.“

Laut Pestizidatlas sind die eingesetzten Pestizide von 1990 bis 2017 um 80 Prozent gestiegen. In Deutschland werden jährlich zwischen 27.000 und 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe verkauft, heißt es weiter. Der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln zerstört dem Bericht zufolge die biologische Vielfalt: Konventionell bewirtschaftete Äcker wiesen im Vergleich zu Flächen, die noch nie mit Herbiziden behandelt wurden, nur drei Prozent der Artenvielfalt an Pflanzen auf.

Die Böll-Stiftung und Umweltverbände warnen vor den anhaltenden Belastungen von Mensch, Natur und Umwelt durch Schädlingsbekämpfungsmittel. An Luftmessstellen ließen sich Pestizide nachweisen, die bis zu 1000 Kilometer weit entfernt ausgebracht wurden. Insbesondere Gewässer in der Nähe landwirtschaftlich genutzter Gebiete wiesen hohe Pestizidbelastungen auf.

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