Putschversuch in Guinea-Bissau – Präsident Embalo: „Die Situation ist unter Kontrolle“
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Der Präsident von Guinea-Bissau Umaro Sissoco Embalo. (Archivbild)
© Quelle: Michel Euler/AP/dpa
Conakry. Bei einem Putschversuch im westafrikanischen Guinea-Bissau sind nach Angaben des Präsidenten mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Genaue Zahlen nannte Umaro Sissoco Embaló nach Angaben der portugiesischen Zeitung „Público“ in der Nacht zu Mittwoch nicht. Die lokale Radiostation Bantaba berichtete von sechs Toten.
Sicherheitskräfte hätten den Angriff nach einem fünfstündigen Schusswechsel am Dienstabend stoppen können, hieß es. In der ehemaligen portugiesischen Kolonie mit knapp zwei Millionen Einwohnern sei wieder „Ruhe eingekehrt“, sagte der Präsident.
Embaló sprach von einem „gut vorbereiteten und organisierten Angriff“ durch Soldaten, an dem auch „Personen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel“ beteiligt gewesen sein könnten. Der Präsident warf den Verantwortlichen des nach seinen Worten gescheiterten Putschversuchs vor, sie hätten ihn und die Regierung töten wollen. „Sie wollten nicht nur einen Staatsstreich, sie wollten den Präsidenten der Republik, den Premierminister und die Minister umbringen“, sagte er laut der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa. Weitere Hintergründe blieben jedoch am Mittwoch unklar.
UN und Afrikanische Union zeigen sich besorgt
Die Berichte über heftige Schusswechsel am Präsidentenpalast nährten nicht zuletzt bei der regionalen Staatengemeinschaft Ecowas Sorgen über einen Putsch. Auch UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich „zutiefst besorgt über die Nachricht von schweren Kämpfen“ und forderte neben dem sofortigen Ende die Achtung der demokratischen Institutionen des Landes. Die Soldaten müssten zurück in ihre Kasernen gehen, Staatsstreiche seien „völlig inakzeptabel“.
Der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, teilte ebenfalls mit, er folge der Situation in Guinea-Bissau mit Sorge. In einer bei Twitter verbreiteten Stellungnahme forderte auch er das Militär auf, sich zurückzuziehen und die körperliche Unversehrtheit des Präsidenten und seiner Regierungsmitglieder sicherzustellen.
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Durch Afrika zieht sich ein Gürtel von Krisenstaaten
Guinea-Bissau hat seit seiner Unabhängigkeit 1974 neun Staatsstreiche und Putschversuche erlebt und gilt als wichtiger Knotenpunkt für den Drogenhandel, insbesondere für Kokain. Das Land liegt an der Atlantikküste. Nördlich grenzt die ehemalige portugiesische Kolonie an den Senegal, südlich an Guinea. In der Region riss das Militär bei Umstürzen jüngst in den Krisenstaaten Mali, Guinea und Burkina Faso die Macht an sich. Die AU suspendierte erst Anfang dieser Woche die Mitgliedschaft Burkina Fasos bis zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in dem Land mit seinen 21 Millionen Einwohnern. Meuternde Soldaten hatten dort den demokratisch gewählten Präsidenten Roch Marc Christian Kaboré am 24. Januar gestürzt und die Macht übernommen.
Burkina Faso befindet sich ebenso wie Mali vor allem wegen des zunehmenden islamistischen Terrors in der Sahelzone in einer schweren politischen Krise. Wegen einer Weigerung der malischen Militärjunta zur Abhaltung baldiger Neuwahlen hat die Staatengemeinschaft Ecowas strikte Sanktionen gegen den Krisenstaat verhängt.
In Mali hat die Bundeswehr ihren größten Auslandseinsatz. Sie ist dort mit gut 1350 Soldaten als Teil der EU-Ausbildungsmission EUTM sowie der UN-Friedensmission Minusma vertreten. Der französischen Ex-Kolonie mit ihren 20 Millionen Einwohnern machen seit Jahren islamistische Terrorgruppen zu schaffen. Auch langwierige Dürren und Hungersnöte plagen die Menschen dort.
RND/dpa