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Neue Analyse

Die Zukunft der Rentenkasse: Kommt das dicke Ende doch nicht?

Die Sorge bei vielen ist groß, dass die Rente in einigen Jahrzehnten nicht sicher sein wird.

Die Sorge bei vielen ist groß, dass die Rente in einigen Jahrzehnten nicht sicher sein wird.

24 Prozent, 26 Prozent oder gar 29 Prozent Rentenbeitrag pro Monat? In den vergangenen Jahren sorgten solche Prognosen diverser Institute immer wieder für Schlagzeilen. Doch womöglich droht für die Beitragszahlerinnen und ‑zahler gar nicht das dicke Ende, wenn die sogenannte Babyboomer­generation in Rente geht.

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Millionen von Menschen verlassen Arbeitsmarkt

Das geht aus einer neuen Analyse der Rentenversicherung hervor, die auf der jüngsten Bevölkerungs­vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes basiert und am Freitag in Berlin vorgestellt worden ist. Das Bundesamt führt die Berechnungen alle drei Jahre auf Basis der Geburtenrate, der Lebenserwartung und der Zuwanderung durch.

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Demnach ist der Renteneintritt der Babyboomer­jahrgänge (1946–1964) eine Herausforderung für das Rentensystem, aber keine beispiellose Belastung. Größere Herausforderungen habe Deutschland bereits in der Vergangenheit bewältigt, und der Rentenbeitrag sei dennoch stabil geblieben, so Reinhold Thiede, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung der Deutschen Rentenversicherung.

Die Rentenkasse steht wegen des demografischen Wandels einer grundsätzlichen Problematik gegenüber: Bis 2035 verlassen laut Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieben Millionen Menschen den Arbeitsmarkt. Das verschärft nicht nur den Fachkräftemangel, sondern auch die Finanzlage der Rentenversicherung, weil dann Millionen von Menschen nicht mehr in die Rentenkasse einzahlen.

Das Rentensystem ist umlagefinanziert: Die heutigen Beitragszahlerinnen und ‑zahler zahlen die aktuellen Renten. Prägt sich jedoch die Asymmetrie zwischen beiden Gruppen zu sehr aus, verschärft sich die Finanzlage. Abgefedert wird dies aktuell unter anderem durch den jährlichen Bundeszuschuss von mehr als 100 Milliarden Euro.

Zuwanderung ist ein Aspekt

Laut der Analyse der Rentenversicherung ist die demografische Belastung stark angestiegen seit 1960. Das zeigt sich durch den in der Fachsprache so genannten Altenquotienten. Der Faktor sagt aus, wie viele Menschen im Rentenalter auf 100 Menschen im Erwerbsalter kommen.

Kamen 1960 noch 18 Menschen im Rentenalter auf 100 Personen im Erwerbsalter, waren es 2020 schon 35 Menschen. Der Blick nach vorn zeigt, dass die demografische Herausforderung zwar zunehmen wird, aber nicht so stark wie einst angenommen. Im Jahr 2060 würden demnach 45 Personen auf 100 Menschen im Erwerbsalter kommen. In früheren Bevölkerungs­vorausberechnungen ging man noch von einem Wert von 55 aus – ein deutlicher Unterschied.

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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nach einem Pressetermin.

Hubertus Heil: „Die Menschen haben Bock auf anständige Bezahlung“

Bundesarbeitsminister Heil betont im Interview, dass Deutschland eine starke Bundeswehr und einen starken Sozialstaat braucht. Außerdem erklärt der SPD-Politiker, wie er einen massiven Anstieg der Rentenbeiträge verhindern will – und er kanzelt den Arbeitgeberverband für seine Forderung nach mehr Bock auf Arbeit ab.

Das erklärt sich durch Aktualisierungen aufseiten des Statistischen Bundesamtes. Die Statistikerinnen und Statistiker gehen mittlerweile davon aus, dass die Geburtenrate leicht sinken werde und der Anstieg der Lebenserwartung geringer ausfalle. Des Weiteren ist die Zuwanderung ein wichtiger Aspekt, die demnach zunehmen werde.

Auch wirkt der Rentenversicherung zufolge zudem die Anhebung des Rentenalters dämpfend. Seit 2012 steigt das Eintrittsalter zunächst um einen Monat pro Jahr und ab 2024 um zwei Monate pro Jahr. Die Grenze liegt bei 67 Jahren.

Demografischer Wandel war in den vergangenen 30 Jahren noch herausfordernder

Die Rentenversicherung weist darüber hinaus darauf hin, dass der bevorstehende demografische Wandel keine neue Herausforderung sei. Schon früher habe es Befürchtungen gegeben, dass die Alterssicherung nicht finanzierbar sei. Das sei bisher jedoch nicht eingetreten, hieß es weiter.

Dabei bezieht sich die Rentenversicherung auf Daten, die die vergangenen Jahrzehnte mit den bevorstehenden vergleicht. So sei der Altenquotient von 1990 bis 2020 von 24 auf 35 gestiegen. In den nächsten drei Jahrzehnten fällt die Steigerung wahrscheinlich geringer aus: Von 2020 bis 2050 steigt der Faktor voraussichtlich von 35 auf 43. Und die Statistik zeigt, dass der Rentenbeitrag bisher stabil geblieben ist, obwohl die Herausforderung früher größer war.

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Ob der Beitragssatz in Zukunft ebenfalls stabil bleibt, hängt allerdings von politischen Entscheidungen ab. Aktuell gelten für das Rentenniveau – das Verhältnis der Standardrente zum Durchschnittseinkommen – und für den Rentenbeitrag sogenannte Haltelinien. Eine Haltelinie sorgt dafür, dass das Rentenniveau bei 48 Prozent bis 2025 abgesichert ist. Eine weitere Haltelinie legt fest, dass der monatliche Rentenbeitrag bis 2025 nicht auf über 20 Prozent steigt.

Ampel will zweites Rentenpaket auf den Weg bringen

Die Bundesregierung arbeitet gerade an einem zweiten Rentenpaket: Darin soll unter anderem ein Kapitalstock zur Stärkung des Rentensystems verankert werden sowie die weitere Regelung der Haltelinien. Die Ampel will die Haltelinie für das Rentenniveau beibehalten, beim Beitragssatz soll sie nicht länger gelten. Das würde bedeuten, dass womöglich bald höhere Rentenbeiträge auf die Menschen zukommen werden. Das bestätigte jüngst ebenfalls Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Er versicherte gleichwohl, dass die Sätze nicht zu stark ansteigen werden. Das deckt sich mit den Analysen der Rentenversicherung. Der Bundeszuschuss bleibt dafür zentral.

Ein anderer Hebel zur Sicherung der Finanzlage wäre die Erhöhung des Renteneintrittsalters – ein ständiges Reizthema in der Politik. Die Ampel hat eine Anhebung ausgeschlossen. Einige CDU-Politiker brachten kürzlich eine Koppelung des Eintrittsalters an die Lebenserwartung ins Spiel und sorgten damit in der eigenen Partei für Diskussion. Die Rentenversicherung hingegen sieht vor allem bei der Beschäftigung Älterer großes Potenzial sowie bei einer Verschiebung des Renteneintritts durch Anreize.

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