Russische Besatzer wollen Moskau um Aufnahme Chersons bitten
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07.03.2022, Ukraine, Cherson: Während einer Kundgebung gegen die russische Besatzung auf dem Svobody-Platz (Freiheitsplatz) in Cherson am 7. März 2022 rufen Menschen den Soldaten der russischen Armee entgegen. Zuletzt hatte sich Spekulationen verstärkt, dass im südrussischen Gebiet Cherson ein Referendum zur Abspaltung organisiert werden soll. Gegen diesen Plan protestierten die Bewohner Chersons bereits im März. Foto: Olexandr Chornyi/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Cherson. Im Süden der Ukraine will die unter russischer Besatzung stehende Verwaltung der Region Cherson ein formelles Beitrittsgesuch an Moskau richten. „Die Stadt Cherson - das ist Russland“, sagte der prorussische Vizechef der Militär- und Zivilverwaltung von Cherson, Kirill Stremoussow, am Mittwoch der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge.
Es werde in Cherson weder eine Volksrepublik, noch ein Referendum zum Beitritt geben. Seine Administration werde stattdessen direkt Kremlchef Wladimir Putin bitten, „das Gebiet Cherson als vollwertiges Subjekt in den Bestand Russlands zu überführen“.
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Den Verzicht auf das Referendum begründete er damit, dass ein Volksentscheid auf der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim international nicht anerkannt wurde. Stremoussows Angaben nach soll die Eingliederung bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Zuvor schon hatte die prorussische Verwaltung des Gebiets die Ausgabe russischer Pässe an die Bewohner angekündigt. Der russische Rubel gilt in Cherson seit dem 1. Mai als offizielles Zahlungsmittel.
Kreml spricht sich für Referendum aus
Im Kreml wurde diese Initiative der unteren Funktionärsebene zurückhaltend aufgenommen. „Zweifellos sollten die Bewohner der Region Cherson darüber entscheiden, ob sie so eine Bitte äußern oder nicht“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Zudem müsse solch ein Beitritt auch juristisch abgesichert werden. Die Krim war 2014 unmittelbar nach einem Referendum zum Teil Russlands erklärt worden.
Die politische Führung in Kiew reagierte scharf auf den Vorstoß. „Das einzige Schreiben, das die "Gauleiter" des Gebietes Cherson vorbereiten können, ist das Begnadigungsgesuch nach dem Gerichtsurteil. Die Besatzer können darum bitten, dem Mars oder dem Jupiter angeschlossen zu werden“, sagte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. Die ukrainische Armee werde Cherson befreien, fügte er hinzu.
Die Eroberung Chersons ist der bislang wohl größte Erfolg Russlands in dem von Putin befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ukrainische Regierungsvertreter gingen bisher davon aus, dass Moskau ähnlich wie in den ostukrainischen Gebieten Luhansk und Donezk 2014 Unabhängigkeitsreferenden abhalten lassen will. Russland hatte diese beiden „Volksrepubliken“ zwei Tage vor der Invasion in die Ukraine am 24. Februar anerkannt. Bei der Annexion der Krim hatte Russland die Halbinsel besetzt und dann hastig ein Referendum über den Anschluss an Russland abgehalten.
RND/dpa/AP