„Ukrainische Drohne abgeschossen“

Moskau meldet Tote und Verletzte nach Drohnenangriff auf russischen Luftwaffenstützpunkt Engels

Der russische Kampfbomber Tupolev Tu-95MC steht auf dem Engels Luftwaffenstützpunkt in Russland.

Der russische Kampfbomber Tupolev Tu-95MC steht auf dem Engels Luftwaffenstützpunkt in Russland.

Kiew. Die letzten Tage in diesem Jahr könnten nach den Befürchtungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj neue russische Angriffe mit Raketen und Drohnen bringen. Die Bevölkerung solle sich auf alle Szenarien vorbereiten. Kremlchef Wladimir Putin sieht Russland unterdessen auf einem guten Weg, wie er in einem TV-Interview sagte. Doch anschließend kam es erneut zu einer Detonation auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt.

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Russland: Explosion auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels

„Am 26. Dezember um 1:35 Uhr Moskauer Zeit hat die russische Flugabwehr eine ukrainische Drohne in geringer Höhe beim Anflug auf den Militärflugplatz Engels im Gebiet Saratow abgeschossen“, teilte das russische Verteidigungsministerium am Montag mit. Durch die herabfallenden Splitter seien drei Soldaten getötet worden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Es gebe zudem mehrere Verletzte.

Flugzeuge seien nicht beschädigt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Anwohner berichten in den Medien, dass Luftschutzsirenen geheult hatten. Laut dem Gouverneur der Region, Roman Busarqin, bestehe keine Gefahr für die Anwohner. Zivile Infrastruktur sei nicht getroffen worden.

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Die Ukraine bestätigte den Vorfall nicht direkt. Ein Luftwaffensprecher, Jurij Ihnat, sagte im ukrainischen Fernsehen: „Das sind Konsequenzen der russischen Aggression. Falls die Russen dachten, der Krieg würde sie nicht im tiefen Hinterland betreffen, irren sie sich zutiefst.“

Der Flugplatz Engels liegt etwa 700 Kilometer südlich von Moskau und Hunderte Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Bereits am 5. Dezember waren bei ukrainischen Drohnenangriffen unter anderem der Luftwaffenstützpunkt Engels eines der Ziele. „Die Angriffe auf Engels und Djagilewo über eine so lange Distanz waren sehr überraschend“, analysierte zuletzt Andras Racz, Experte für Russlands Sicherheits- und Verteidigungspolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Die schweren Angriffe zeigten die Schwäche der russischen Luftverteidigung. „Die Drohnen flogen Hunderte Kilometer im russischen Luftraum, ohne dass sie offenbar den Russen aufgefallen sind.“ Das russische Radarsystem sei offensichtlich sehr schwach und die Luftraumverteidigung schlecht. „Der Angriff ist eine enorme Demütigung für die russische Armee“, meinte Experte-Racz.

Putins Schwäche – Moskau entgleiten die Ex-Sowjetstaaten

Kremlchef Wladimir Putin kämpft nach zahlreichen Niederlagen in seinem Krieg in der Ukraine auch um seinen Ruf als starker Anführer weit über Russland hinaus.

Schwere Kämpfe um Frontstadt Bachmut und Region Charkiw

Die russischen Invasionstruppen haben ihre Angriffe gegen die Frontstadt Bachmut im Osten der Ukraine fortgesetzt. Dabei seien den Angreifern „systematische schwere Verluste“ zugefügt worden, sagte am Sonntag Serhij Tscherwatko, Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost. Allein seit Samstag seien mindestens 50 russische Soldaten getötet und weitere 80 verwundet worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

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Die Stadt Bachmut gilt als sogenannter Eckpfeiler der Front im Osten der Ukraine. Ein Durchbruch an dieser Stelle würde den russischen Truppen ein Vordringen tief ins Hinterland der ukrainischen Linien ermöglichen. Die Stadt ist inzwischen von den Verteidigern zur Festung ausgebaut worden.

Weitere Angriffe hat es in der Region Charkiw nach ukrainischen Medienberichten gegeben. Demnach haben russische Truppen am ersten Weihnachtsfeiertag mindestens zehn Raketenangriffe auf Kupjansk gestartet. Unter Beschuss sollen auch mehr als 25 Städte entlang der Frontlinie Kupjansk-Lyman gestanden haben sowie Städte in der Region Saporischschja.

Selenskyj: Auf alle Szenarien vorbereiten

Nur noch wenige Tage bis Jahresende: „Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Feind versuchen wird, diese Zeit für uns dunkel und schwierig zu machen“, sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. Russland habe in diesem Jahr alles verloren, was es verlieren konnte. „Aber es versucht, seine Verluste mit der List seiner Propagandisten, nach den Raketenangriffen auf unser Land, auf unseren Energiesektor, auszugleichen.“

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„Ich weiß, dass die Dunkelheit uns nicht daran hindern wird, die Besatzer zu ihren neuen Niederlagen zu führen“, sagte Selenskyj weiter. „Aber wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein.“

Selenskyj richtete scharfe Worte an die russischen Militärs, die am Samstag in Cherson im Süden des Landes mit Artillerieangriffen mindestens 16 Menschen getötet und weitere 64 verletzt hatten. „Unmenschen“, sagte er. „Wir werden jeden Mörder finden.“

Putin sieht Russland nach zehn Monaten Krieg auf richtigem Weg

Zehn Monate nach Beginn seines Krieges gegen die Ukraine sieht Kremlchef Putin Russland trotz der wachsenden Spannungen mit dem Westen auf dem richtigen Kurs. „Ich denke, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, wir schützen unsere nationalen Interessen, die Interessen unserer Bürger, unserer Menschen“, sagte der 70-Jährige in einem am Sonntag vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Kurzinterview.

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Darin betonte der Präsident erneut, dass Russland bereit sei zu Verhandlungen für eine Lösung des Konflikts um die Ukraine. „Wir sind bereit, uns mit allen Beteiligten des Prozesses auf irgendwelche annehmbaren Lösungen zu einigen. Aber das ist deren Sache. Nicht wir lehnen Verhandlungen ab, sondern sie“, sagte Putin. Er hatte den Krieg vor zehn Monaten am 24. Februar begonnen.

Selenskyjs Berater: Putin will sicher nicht verhandeln

Kiew hält nichts von den Worten des Kremlchefs. „Russland will keine Verhandlungen und versucht, sich der Verantwortung (für den Krieg) zu entziehen“, twitterte Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak. „Daher ist es offensichtlich, dass wir uns zu einem Tribunal bewegen.“ Nach den Vorstellungen Kiews soll sich die politische und militärische Führung Russlands wegen des Angriffskriegs vor einem Internationalen Gerichtshof nach dem Vorbild des Nürnberger Tribunals verantworten.

„Das Subjekt Putin sollte zur Realität zurückkehren: Russland allein hat die Ukraine angegriffen und tötet ihre Bürger“, schrieb Podoljak weiter. Andere „Seiten, Motive oder Geopolitik“ gebe es nicht.

Kremlchef Putin hat in den vergangenen Tagen mehrfach Verhandlungsbereitschaft angedeutet, ohne jedoch auf die von Kiew gestellten Vorbedingungen einzugehen. Während Moskau auf Basis des heutigen Frontverlaufs verhandeln würde, fordert Kiew zunächst den vollständigen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine, inklusive der Krim, sowie Reparationszahlungen.

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Bundespräsident Steinmeier: Unterstützung der Ukraine ist „Gebot der Menschlichkeit“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Aufnahme seiner Weihnachtsansprache 2022 im Schloss Bellevue.

Ein Friede in der Ukraine sei noch nicht greifbar, sagte der Bundespräsident in seiner Weihnachtsansprache.

Kiew: Russischer Stab bei Offiziersbesprechung getroffen

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung bei einem Angriff in der Region Cherson im Süden des Landes eine russische Kommandostelle außer Gefecht gesetzt. Der Stab in der Ortschaft Sabaryne sei während einer Offiziersbesprechung angegriffen worden, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee am Sonntag in Kiew mit. Dabei seien mindestens 70 Soldaten verwundet worden, die Zahl der Toten stehe zunächst nicht fest. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Im Verlauf des Kriegs haben die ukrainischen Verteidiger wiederholt russische Kommandozentralen und Befehlsstellen angegriffen. Diese waren entweder durch Überwachung des Funkverkehrs oder auch des Mobilfunknetzes lokalisiert worden. Dabei wurden bereits mehrere ranghohe russische Offiziere getötet.

„Wagner“-Chef Prigoschin beklagt fehlende Kriegshilfe reicher Russen

Der Finanzier der russischen Privatarmee „Wagner“, Jewgeni Prigoschin, beklagte in einem Fernsehinterview ein fehlendes Engagement von Oligarchen und Reichen in Moskaus Krieg gegen die Ukraine. „Sie haben Angst. Ihnen gefällt der Komfort. Sie wollen alle am Abend in ein warmes Schwimmbecken abtauchen und sich vergnügen“, sagte der 61-Jährige am Samstag in einem Interview mit dem russischen staatlichen TV-Sender RT. Er sprach sich dafür aus, diesen russischen Landsleuten alles wegzunehmen. Dann wären auch sie aus seiner Sicht bereit, sich für die Front einzusetzen. Der Putin-Vertraute Prigoschin ist wie viele reiche Russen mit Sanktionen des Westens belegt - wegen der Unterstützung für den Krieg in der Ukraine.

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Was am Montag wichtig wird

Noch in dieser Woche, möglicherweise schon am Montag, hält Selenskyj seine jährliche Ansprache vor den Abgeordneten der Rada, des ukrainischen Parlaments. Der genaue Termin wird aus Sicherheitsgründen nicht genannt.

RND/dpa/scs

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