Putins Krieg in der Ukraine

Russlands Truppen sind weiter auf dem Vormarsch: katastrophale Zustände in Mariupol

Ein ukrainischer Soldat geht nahe seiner Stellung in Mariupol einen Weg entlang.

Ein ukrainischer Soldat geht nahe seiner Stellung in Mariupol einen Weg entlang.

Mariupol. Russische Truppen haben den Beschuss von ukrainischen Städten am Wochenende unvermindert fortgesetzt. In den Außenbezirken von Kiew tobten am Samstag Kämpfe.

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Besonders heftige Bombardements wurden aus der seit Tagen belagerten Hafenstadt Mariupol gemeldet, wo das russische Militär laut der ukrainischen Regierung auf eine Moschee feuerte.

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Angaben zu möglichen Opfern lagen zunächst nicht vor. Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros wurde seit Kriegsbeginn der Tod von 579 Zivilisten bestätigt.

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Diplomatischer Vorstoß von Scholz und Macron vorerst gescheitert

Ein neuer diplomatischer Vorstoß auf höchster Ebene im Bemühen um ein Ende der Kämpfe brachte kein Ergebnis: Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron forderten Kremlchef Wladimir Putin in einem mehr als einstündigen Telefonat zu einer Waffenruhe auf, doch ließ dieser nach französischen Angaben keine Bereitschaft zum Einlenken erkennen. Aus dem Kreml verlautete, Putin habe über Probleme bei der Umsetzung russischer Forderungen gesprochen, von deren Erfüllung ein Ende des Kriegs abhänge. Was genau der Kremlchef meinte, wurde nicht gesagt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich bereit zu Gesprächen mit Putin in Jerusalem über eine Beendigung des Krieges – unter der Bedingung, dass es eine Feuerpause gebe. Ob Putin darauf eingeht, war zunächst unklar. Vorangegangene Gesprächsofferten des ukrainischen Präsidenten hat er ignoriert.

Putins Krieg: Ukraine rechnet mit neuer Angriffswelle auf Kiew und andere Städte
10.03.2022, Ukraine, Wyschgorod: Ein Mann schiebt einen Kinderwagen, während er ukrainischen Soldaten auf einem gepanzerten Mannschaftswagen zuwinkt, die in der Region Wyschgorod in der Nähe von Kiew vorbeifahren. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

In der Nähe von Kiew ist einem Medienbericht zufolge am Morgen ein ukrainischer Luftwaffenstützpunkt durch russischen Raketenbeschuss zerstört worden.

Russische Truppen ziehen weiter an Kiew heran – Selenskyj: „Sollen sie doch kommen“

Tatächlich scheint die Aussicht auf eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg weiter entfernt denn je. In etlichen Gebieten rund um Kiew suchten Anwohner in Panik Schutz vor anhaltendem Artilleriebeschuss, die Luftalarmsirenen heulten. Das britische Verteidigungsministerium meldete, dass nördlich von Kiew zusammengezogene Bodentruppen Russlands auf bis zu 25 Kilometer an das Zentrum der ukrainischen Hauptstadt herangerückt seien und sich nun verteilten. Es handele sich dabei vermutlich um Verstärkungseinheiten für eine versuchte Belagerung Kiews.

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Randgebiete im Nordwesten der Hauptstadt gerieten nach ukrainischen Angaben unter heftigen Artilleriebeschuss. Ein Angriff auf ein Munitionslager im Ort Wassylkiw südwestlich von Kiew verursachte Hunderte kleine Explosionen, schwarze und weiße Rauchschwaden stiegen auf. Getroffen wurde zudem eine Lagerhalle mit Tiefkühlkost außerhalb Kiews, was offenbar auf die Lebensmittelversorgung in der Hauptstadt abzielte.

Die ukrainischen Streitkräfte und freiwillige Kämpfer stellen sich auf einen Großangriff auf Kiew ein. Staatschef Selenskyj beschwor den Willen der Truppen, Kiew zu verteidigen. Russland werde die Stadt mit einem Bombenteppich überziehen und alle ihre Bewohner töten müssen, um sie einzunehmen, erklärte er. „Wenn das ihr Ziel ist, sollen sie doch kommen.“

Belagerungsring um Mariupol enger gezogen

Immer dramatischer wurde die Lage laut ukrainischen Behörden und der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Mariupol, einer seit Tagen von russischen Truppen umzingelten Hafenstadt im Süden des Landes. Die Einnahme der Stadt und anderer Häfen am Asowschen Meer würde es Russland ermöglichen, einen Landkorridor zur ukrainischen Halbinsel Krim zu schaffen, die Moskau 2014 annektierte.

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Das ukrainische Militär meldete am Samstag, dass russische Kräfte die östlichen Außenbezirke Mariupols erobert hätten. Den Belagerungsring um die Stadt konnte Russland damit enger ziehen. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AP konnte beobachten, wie Panzer in Mariupol ein neunstöckiges Gebäude beschossen. Der Reporter war am Freitag in der Nähe einer Gruppe von Krankenhausmitarbeitern, die unter Beschuss von Heckenschützen gerieten. Eine medizinische Fachkraft erlitt eine Schusswunde an der Hüfte, überlebte jedoch.

Die Bedingungen in dem betroffenen Hospital verschlechterten sich zusehends, wie der AP-Reporter berichtete. Strom war nur für die Operationstische reserviert. Viele Schutzsuchende wussten nicht, wo sie sonst hingehen sollten und säumten daher die Flure der Klinik.

Katastrophale Zustände in Hafenstadt Mariupol

Ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete, dass einige Bewohner Mariupols wegen mangelnder Medikamente gestorben seien. Er sei Zeuge von vielen solcher Fälle geworden, sagte er in einer Sprachnachricht, die der AP vorlag. Es gebe auch zahlreiche Menschen, die bei Gefechten getötet oder verletzt worden seien und auf dem Boden lägen. Nachbarn hätten ein Loch gegraben und die Leichen dort hineingelegt.

Ärzte ohne Grenzen teilte mit, dass Mariupol bereits seit mehr als einer Woche ohne Trinkwasser oder Medikamenten auskommen müsse. Die Menschen behälfen sich, indem sie Wasser aus dem Boden verwendeten. Andere zapften Heizrohre an und kochten da so gewonnene Wasser dann über Holzfeuer ab.

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Auch Lebensmittel seien in Mariupol knapp. Der Mangel an Mobilfunk- und Internetverbindungen bedeute zudem, dass nur Bewohner mit einem Zugang zu tragbaren Funkgeräten auf Informationen über das Geschehen außerhalb ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zugreifen könnten.

RND/AP

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