E-Paper
Europaparlament verschärft die Einfuhrregeln

Importstopp für viele Waren: EU will Regenwälder vor Abholzung bewahren

Kaffee, Holz, Palmöl und andere Produkte dürfen künftig nicht mehr in der EU verkauft werden, wenn dafür Wälder gerodet wurden.

Kaffee, Holz, Palmöl und andere Produkte dürfen künftig nicht mehr in der EU verkauft werden, wenn dafür Wälder gerodet wurden.

Artikel anhören • 4 Minuten

Straßburg. Palmöl, Soja, Kakao, Rindfleisch – für diese Produkte werden weltweit Wälder abgeholzt, um Platz für Anbau und Weideflächen zu schaffen. Dieses umweltschädliche Verhalten will die EU nun einschränken. Das Europaparlament billigte am Mittwoch in Straßburg ein Importverbot für zahlreiche Waren, bei deren Herstellung Wälder zerstört werden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Das Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten ist ein dringend notwendiger Schritt im weltweiten Kampf gegen Entwaldung“, sagte Anna Cavazzini, die Vorsitzende des Binnen­markt­ausschusses im Europaparlament, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Europa kann so neue Maßstäbe für den globalen Waldschutz setzen.“

In Mukran wurden unter anderem die Rohre für Nord Stream 2 gelagert. Deshalb drohten auch Firmen in MV Sanktionen der USA. (Symbolbild)

Wollten deutsche Banken Profit aus US-Sanktionen gegen Nord Stream 2 schlagen?

Als die USA mit Sanktionen gegen alle am Bau von Nord Stream 2 beteiligten Firmen drohten, boten sich Geldhäuser in Mecklenburg-Vorpommern offenbar als „sichere Bank“ an – um Geld vor den Behörden in Sicherheit zu bringen. Auch die Landesregierung wollte tatkräftig helfen. Das geht aus internen Mails hervor.

„Wer unseren Planeten zerstört, darf in der EU keine Geschäfte machen“

In den 30 Jahren zwischen 1990 und 2020 sind 10 Prozent der Waldfläche weltweit abgeholzt worden. Das verschlimmert auch die Klimakrise, weil Wälder den Klimakiller CO₂ binden. Rodungen sind für etwa 11 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Nach Angaben der Vereinten Nationen gehen 16 Prozent der weltweiten Abholzung der Regenwälder auf das Konto von Importen in die EU. Das ist eine Fläche von mehr als 67 Millionen Hektar.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Weil die EU die Abholzung von Waldflächen etwa in Südamerika nicht verbieten kann, versucht sie stattdessen Einfluss auf die Lieferketten zu nehmen. Heute können Verbraucherinnen und Verbraucher nicht erkennen, ob sie ein Produkt kaufen, für dessen Herstellung Wald abgeholzt wurde. Künftig sollen die Handelsunternehmen diese Recherche übernehmen und dürfen diese Waren nicht mehr in der EU zum Verkauf anbieten. Sie müssen künftig eine Sorgfaltserklärung abgeben, dass das Produkt nirgends zu einer Schädigung des Waldes geführt hat. Zollbehörden sollen die Angaben kontrollieren – auch mithilfe von Satellitenaufnahmen. „Wer unseren Planeten zerstört, darf in der EU keine Geschäfte machen“, sagte die SPD‑Europaabgeordnete Delara Burkhardt.

Klima-Check

Erhalten Sie den Newsletter mit den wichtigsten News und Hintergründen rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Ambitionierte Umsetzung des Gesetzes ist entscheidend

„Jetzt ist entscheidend, dass das Gesetz ambitioniert umgesetzt wird. Besonders die vorgesehene Klassifizierung verschiedener Länder in hohes, mittleres und niedriges Risiko von Entwaldung ist hier ausschlaggebend“, sagte die Grünen-Europaabgeordnete Cavazzini: „Sie bestimmt über die Sorgfaltspflichten und die entsprechenden Kontrollen der Unter­nehmen.“ Die EU‑Kommission dürfe sich dem Druck der Lobbyisten nicht beugen, sondern „muss bei der Einstufung objektiven Kriterien folgen“. Nur so könne die zunehmende Entwaldung gestoppt werden.

Die neuen Vorschriften gelten auch für Waren, die die gelisteten Rohstoffe enthalten oder aus ihnen hergestellt wurden. Als Beispiele werden Kaffee, Leder, Schokolade und Holzmöbel genannt. Das Europaparlament hatte in den Verhandlungen mit Kommission und den EU‑Mitglieds­staaten durchgesetzt, dass die Regeln zudem Kautschuk, Holzkohle und bedruckte Papierprodukte umfassen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Nicht auf der Liste steht dagegen Futtermais. Frankreich und Rumänien hatten sich zusammen mit anderen EU‑Staaten dagegen gewehrt, weil sie Mais als wichtiges Futtermittel für ihre Viehzuchten schützen wollten. In zwei Jahren soll die EU‑Kommission prüfen, ob weitere Waren einbezogen werden.

Neue Verordnung soll ab Herbst 2024 gelten

Wenn es keine Überraschungen wie zuletzt in der Debatte um das Ende des Verbrennungs­motors geben sollte, dann wird der Rat der EU‑Staaten die neue Verordnung Anfang Mai bestätigen. Sie soll dann von Herbst 2024 an für große und mittelgroße Unternehmen in der EU gelten. Kleinere Betriebe müssen voraussichtlich vom Frühjahr 2025 an dafür sorgen, dass sie keine Waren in der EU verkaufen, für die Wälder gerodet wurden.

Wenn Unternehmen gegen die neuen Regeln verstoßen, drohen empfindliche Strafen. Diese müssten mindestens 4 Prozent des gesamten Jahresumsatzes betragen, so das Europa­parlament.

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken