Abschuss durch die USA: Was war das für ein Beobachtungsballon?
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Das US-Militär hat einen chinesischen Spionageballon über dem Norden der USA gesichtet. Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das Pentagon am Donnerstag mit.
© Quelle: Larry Mayer/The Billings Gazette
Seit Tagen flog ein chinesischer Beobachtungsballon über den USA, bis er schlussendlich am Samstagabend von US-Kampfjets über dem Atlantik abgeschossen wurde. Doch was hat es auf sich mit dem Flugobjekt, das die USA als Spionageballon bezeichnen, während China wiederholt erklärte, der Ballon diene der Wetterforschung und sei nur vom Kurs abgekommen?
Der Einsatz solcher Ballons ist tatsächlich nicht unüblich, sie gelten als wichtige Beobachtungsplattformen. Sie wurden erstmals während der Koalitionskriege zwischen Frankreich und seinen europäischen Rivalen 1792 bis 1915 eingesetzt und dann auch im Ersten Weltkrieg, damals aber noch wesentlich weniger fortschrittlich als heute.
Beobachtungsballons können an einer Stelle bleiben
Anders als Satelliten können Beobachtungsballons an einer Stelle bleiben und müssen nicht eine neue Runde um die Erde drehen, um weitere Bilder zu machen, wie Experten schilderten. Die Navigationsmöglichkeiten solcher Ballons seien heute außerdem deutlich verbessert, sodass sie nicht mehr allein vom Wind abhingen.
Sie könnten zudem aus größerer Nähe beobachten und seien für Radar schwer zu entdecken. Zudem hätten sie die Fähigkeit, Kommunikation abzufangen – was die USA China in diesem Fall vorwerfen. China habe mit dem Ballon versucht, strategische Standorte auf dem US-Festland zu überwachen, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.
Beobachtungsballons wesentlich größer als Luftballons
Dabei sind die Beobachtungsballons wesentlich größer als etwa Luftballons. Der weiße Ballon, der jetzt länger über den USA schwebte, war im Durchmesser in etwa so groß wie drei Schulbusse. Auch deshalb wurde der Ballon erst abgeschossen, als er sich über dem Atlantik befand. Ein Abschuss über dem Festland wäre aufgrund der Größe, der Höhe des Ballons – er bewegte sich in 18.300 Metern Höhe – und seiner Last zu gefährlich gewesen, teilte Verteidigungsminister Austin mit. So stürzten die Trümmer des großen Flugobjekts nach dem Abschuss ins Wasser. Von dort sollen sie nun geborgen werden.
Laut US-Medien wie der „Washington Post“ handelte es sich wohl um einen Ballon, der eine mit Helium oder Wasserstoff gefüllte Druckhülle hat. Zudem gebe es eine Art zweiten Ballon innerhalb der Druckhülle, der mit Außenluft gefüllt werden könne. Damit wird die Flughöhe gesteuert. Unter dem Ballon hängt laut US-Medien eine Solaranlage, was bei dem nun abgeschossenen Ballon gut sichtbar war. Diese könne Kameras, Radar und Kommunikationsausrüstung beinhalten und betreiben. Die in der oberen Stratosphäre operierenden Ballons navigierten teilweise, indem sie aufsteigen oder sinken, um Winde zu finden, die sie in die gewünschte Richtung wehen. Ob das bei dem abgeschossenen Ballon der Fall war, ist noch unklar.
Auswertung der Trümmer könnte Klarheit bringen
Bestätigt sich der Verdacht der USA, wird man an dem abgeschossenen Spionageballon Kameras oder Telekommunikationsgeräte ausmachen, die in der Lage sind, Informationen an andere Nationen weiterzuleiten, berichtet die „Washington Post“. Erst mit der Bergung und Auswertung der angehängten Geräte wird es Klarheit darüber geben, ob der Ballon Informationen über die USA oder über das Wetter gesammelt hat.
mit AP und dpa