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Nach Ankündigung von Verdi

„Schämt euch!“: Twitter-Nutzer ärgern sich über die Tarifeinigung

Eine Flagge von Verdi weht bei einem Warnstreik vor einem Hochhaus.

Eine Flagge von Verdi weht bei einem Warnstreik vor einem Hochhaus.

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Verdi-Chef Frank Werneke gibt sich zufrieden. Nachdem er sich am Samstagabend mit Bund und Kommunen auf einen Tarifvertrag geeinigt hatte, sagte er gegenüber der Presse: „Das ist die größte Tarifsteigerung in der Nachkriegsgeschichte im öffentlichen Dienst.“ Das Ergebnis: 3000 Euro in Form von steuerfreien Zahlungen, ab März 2024 eine Gehaltserhöhung von 5,5 Prozent. Für viele ist das nicht genug. Auf Twitter beschweren sich einige über das Ergebnis.

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„Große Klappe, nix dahinter“

„Und wieder ist die Verdi eingeknickt und nennt das Ganze ‚ein tolles Ergebnis‘. Ihr seid so berechenbar“, schreibt ein Nutzer. „Große Klappe, nix dahinter“, kommentiert ein anderer und hält die Einigung für „typisch Verdi“. Er geht darauf ein, dass die Gewerkschaft in diesem Jahr 70.000 neue Mitglieder aufnehmen konnte: „Sind wohl doch einige umsonst kurzfristig eingetreten.“

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Als „einfach nur peinlich“ beschreibt eine andere Person den neuen Tarifvertrag. „Richard David Precht hat mal gesagt, Gewerkschaften werden entbehrlich, haben selbst Angst um ihren Status quo und holen nichts mehr raus für ihre Beschäftigten. Er hat recht! Schämt euch!“

Ein weiterer Twitter-Nutzer bezieht sich auf die Abstimmung, in der Gewerkschaftsmitglieder den Kompromiss absegnen müssen. „Persönlich kann ich davon nur abraten. Das ist der größte Reallohnverlust, den es wohl seit Jahrzehnten gegeben hat“, schreibt er.

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Twitter-Nutzer hinterfragen Wernekes „Schmerzgrenze“

Verdi-Chef Werneke sprach bezüglich der Einigung von einer „Schmerzgrenze“. Die kann nicht jeder erkennen. Eine Person schreibt: „Das ist doch genau der Schlichtungsvorschlag und was für eine Schmerzgrenze?“ Eine andere Nutzerin setzt das Wort „verhandeln“ in Anführungszeichen und wirft Verdi ebenfalls vor, die Empfehlung der Schlichter übernommen zu haben. „13 Monate Nullrunde, Glückwunsch.“

Mit dem Abschluss haben die Tarifparteien in den Kernpunkten die Schlichtungsempfehlung übernommen, die eine Schlichtungskommission vergangene Woche veröffentlicht hatte.

Von einer „Farce“ ist in einem anderen Tweet die Rede. „5,5 Prozent in zwei Jahren bedeutet 2,75 Prozent pro Jahr. Der Inflationsausgleich kommt ein Jahr zu spät“, so das Fazit.

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Linke kritisiert Tarifeinigung: „Das überschreitet Schmerzgrenzen“

Kritik kam auch von der Linksfraktion. Der Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch hält die Tarifeinigung angesichts der Preissteigerungen nicht für ausreichend. „Bei Anerkenntnis der Tarifautonomie: Diese Tarifeinigung bedeutet trotz der Inflationsausgleichzahlung für viele Beschäftigte angesichts der Preisexplosion bei Lebensmitteln, steigender Mieten und hoher Energiepreise einen Reallohnverlust“, sagte der Linken-Politiker dem RedaktionsNetzwerk Duetschland (RND). „Das überschreitet Schmerzgrenzen.“

Die Deutsche Polizeigewerkschaft in Baden-Württemberg hat die Tarifeinigung im öffentlichen Dienst als Maßstab für kommende Verhandlungen mit dem Land bezeichnet. „Das ist nicht nur ein gutes Ergebnis, sondern es ist die Richtschnur für die Tarifverhandlungen im Herbst“, teilte der Landesvorsitzende Ralf Kusterer am Sonntag mit. Dann gehe es um die Landestarife, die auch Beschäftigte bei der Polizei betreffen.

Nach den abgeschlossenen Verhandlungen hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die an den Gesprächen teilgenommen hatte, erleichtert gezeigt. „Wir haben in den Verhandlungen und der Schlichtung hart miteinander gerungen. Wir tragen große Verantwortung für Beschäftigte, öffentliche Haushalte, die soziale Gerechtigkeit – und einen starken, zukunftsfähigen Staat“, sagte sie laut eines auf Twitter veröffentlichten Statements. Der Tarifabschluss bringe „für die Beschäftigten spürbare Entlastungen“, heißt es weiter.

Verdi und Beamte hatten mehr gefordert

Verdi und der Deutsche Beamtenbund hatten ursprünglich 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat gefordert und dabei vor allem auf die starke Belastung der Beschäftigten durch die hohe Inflation verwiesen. Allein im März erreichten die Steigerungen bei Lebensmittelpreisen laut Daten des Statistischen Bundesamts mit 22,3 Prozent im Vorjahresvergleich den höchsten Stand seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine Ende Februar 2022.

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RND/sf/sic mit dpa

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