Trotz Veto aus dem Vatikan: Deutsche Katholiken wollen Reformprozess
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FJQSVGE6WZCD7H6MQ2LWXO2U7A.jpeg)
Der Synodale Weg bemüht sich um eine Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Berlin/Rom. Trotz heftiger Kritik aus dem Vatikan wollen die deutschen Katholiken ihren Reformprozess fortführen. Das kündigten die beiden Präsidenten des Synodalen Wegs, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, in einer gemeinsamen Erklärung an.
Der Vatikan hatte am Donnerstag klargestellt, dass der Synodale Weg in Deutschland „nicht befugt“ sei, neue Formen der Leitung und eine neue Ausrichtung der katholischen Lehre und Moral zu entwickeln. Der seit 2019 laufende Synodale Weg strebt unter anderem eine Erneuerung der katholischen Sexualmoral und eine verbesserte Position von Frauen in der Kirche an.
Kritik der Reformer: „Armes und dürftiges Dokument“
Die Reaktionen auf die Klarstellung des Vatikans in Deutschland fielen unterschiedlich aus. Bätzing und Stetter-Karp machten aus ihrer Irritation keinen Hehl. „Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden“, kritisierten sie.
Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ bezeichnete die Erklärung des Vatikans als „harsche und nicht gerechtfertigte Kritik“. Der Theologe Daniel Bogner sagte der Deutschen Presse-Agentur, es handele sich um ein „armes und dürftiges Dokument“. Die Theologin Julia Knop wertete die Erklärung als den „Versuch eines Machtworts“. „Die Botschaft ist: Wir werden alles blockieren, was ihr vorschlagt, auch wenn wir eure Debatten nicht verhindern können.“
Zögerer begrüßen Richtlinie des Vatikans
Kirchenmänner, die sich zuvor bereits skeptisch zu den angestrebten Reformen geäußert hatten, begrüßten dagegen die Intervention des Vatikans. „Ich finde es gut, dass der Heilige Stuhl sich zu dieser Erklärung entschlossen hat“, teilte der Augsburger Bischof Bertram Meier mit. Meier hatte in der Vergangenheit selbst unter anderem erklärt, dass es keine Perspektive für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gebe.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/AYFITTYUOBAFFP52RZCW2TBWHQ.jpeg)
Thomas Schüller, Theologe und Kirchenrechtler, beobachtet die Reformbewegung in der katholischen Kirche
© Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller rechnet damit, dass sich die Reihen der reformbereiten Bischöfe und Gläubigen nun noch weiter schließen werden. „Allerdings wird nach meiner Einschätzung das römische Stoppschild die signifikante Gruppe der unentschlossenen Diözesan- und Weihbischöfe motivieren, gegen allzu von der aktuell geltenden Lehre der Kirche abweichende Reformvorhaben zu stimmen“, sagte Schüller der dpa. Deshalb rechne er damit, dass die geforderte Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe für Reformen am Ende nicht erreicht werde. „Das wird den Synodalen Weg in eine tiefe Krise stürzen und Rom bestätigen.“
RND/dpa