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Frieden mit Ablaufdatum?

Nawalny-Berater Wolkow warnt vor Waffenstillstand in der Ukraine

9. April 22: Der russische Oppositionelle Leonid Wolkow.

9. April 22: Der russische Oppositionelle Leonid Wolkow.

Der Krieg in der Ukraine scheint festgefahren: Russlands Armee befeuert weiter Dörfer und Städte in der Ukraine, größere Erfolge gab es seit geraumer Zeit jedoch nicht. Die westlichen Waffen bremsten Russlands Vormarsch im Osten des Kriegsgebiets weitgehend aus. Kremlchef Wladimir Putin könnte in der entstehenden Pattsituation eine neue Taktik fahren, um weite Teile der Ukraine zu annektieren: Frieden. Der russische Analyst Leonid Wolkow warnt den Westen nun vor einem Waffenstillstand.

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+++ Alle Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Liveblog +++

Putin werde einen Waffenstillstand nutzen, um den Status quo in Russlands Krieg zu sichern, erklärt Leonid Wolkow – ein enger Vertrauter des russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny – am Sonntag auf Twitter. Eine Kriegspause helfe sowohl Moskau als auch Kiew, Reserven zu organisieren und die Armee zu entlasten. Allerdings könnte Putin die Kriegsmüdigkeit des Westens ausnutzen wollen.

Ein Waffenstillstand würde bedeuten, eine Demarkationslinie auf der Landkarte zu ziehen, die auf Jahre hinaus die politische Realität bestimmen würde. Sobald dieser Waffenstillstand hergestellt ist, wird die Partei „schlechter Frieden ist besser als guter Krieg“ in Europa gewinnen.

Leonid Wolkow,

Berater des russischen oppositionellen Alexej Nawalny

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Westliche Politiker würden ihren Wählern dann mitteilen, den Krieg in der Ukraine beendet zu haben, so Wolkow. Die Benzinpreise würden sinken. „Diese unmittelbaren Folgen des Waffenstillstands werden von europäischen Politikern sofort kapitalisiert und bei den kommenden Wahlen in Stimmen umgewandelt“, so der Berater.

Putin könnte mit einer Duldung des Westens langfristig gestärkt werden, meint Wolkow: „Ein Waffenstillstand würde eine erneute Annexion formalisieren und eine mehrjährige Pause einräumen, um sich auf die nächste Phase des Krieges vorzubereiten.“ Putin werde nirgendwo hingehen und wieder Kraft für „den nächsten tödlichen und blutigen Angriff in ein paar Jahren“ sammeln. Bis dahin würden weite Teile der Ukraine besetzt bleiben, Millionen ihrer Bewohner vertrieben, und die Kriegsverbrechen in der Ukraine ungestraft bleiben, mahnt Wolkow auf Twitter.

Sorge vor Manipulation im Westen

Die Achillesferse der Ukraine liege aktuell in ihrer Abhängigkeit vom Westen. Putin werde versuchen, die Gesellschaften im Westen gegen ihre Staatschefs aufzubringen, heißt es im Bericht des russischen Analysten. „Putins Botschaft im Juni war simpel: ‚Lieber Scholz, Macron, Draghi, entweder Sie zwingen Selenskyj, den Frieden zu akzeptieren, oder ich lasse Nordafrika aushungern. Sie bekommen Millionen neuer Flüchtlinge in Europa, und Ihre Regierungen werden von Rechtsradikalen übernommen (die ich selbst finanziere)‘“, warnt Wolkow.

Die westlichen Staatschefs seien vom Volkswillen abhängig, betont Wolkow. Und eine drohende Gaskrise spiele Putin in die Karten. Putin werde alles dafür tun, die weitere Unterstützung der Ukraine unter dem Vorwand einer drohenden Wirtschaftskrise im Westen zu beenden. Dafür habe der Kremlchef über Jahre korrupte Politiker und Journalisten, Randgruppen und „Experten“ zusammengetragen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich zuletzt immer wieder gegen einen Diktatfrieden in der Ukraine ausgesprochen. Allerdings sorgt sich die deutsche Bevölkerung aktuell mehr um die steigenden Preise.

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Die nächsten Monate werden vermutlich die schwierigsten für Europa, warnt Wolkow zuletzt. „Wir müssen durch diesen Winter kommen.“ Am vergangenen Montag wurde die russische Gaspipeline Nord Stream 1 wegen planmäßiger Wartungs­arbeiten abgestellt. Seitdem hat Russland seine Gaslieferungen an Deutschland um fast 85 Prozent gedrosselt. In der Bevölkerung wächst indes die Sorge vor der wachsenden Inflation. Der Ukraine-Krieg wurde in der kollektiven Aufmerksamkeit vorerst verdrängt.

RND/hyd

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