Marineinspekteur warnt: Dürfen russische Flotte nicht unterschätzen
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Das russische Kriegsschiff "Admiral Makarow" der russischen Schwarzmeerflotte liegt vor der Hafenstadt Sewastopol. (Archivbild)
© Quelle: Ulf Mauder/dpa
Berlin. Russlands Flotte sollte nach Meinung von Deutschlands oberstem Marinesoldaten auch nach den Angriffen der ukrainischen Militärs mit maritimen Drohnen im Hafen von Sewastopol nicht unterschätzt werden. „Diese Seedrohnen sind eine einfach anzuwendende Waffe mit erheblicher Durchschlagskraft“, sagte Marineinspekteur Jan Christian Kaack im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag).
„Offenbar hat man sich auf russischer Seite nicht auf diese hybriden Vorgänge eingestellt, und das ist schon etwas erstaunlich.“ Dies dürfe aber „nicht dazu verleiten, die russische Flotte zu unterschätzen“, so Kaack.
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„Wir sehen ein ungebrochenes Bauprogramm von modernen Einheiten, die auch mit Waffen bestückt werden, die nicht zu unterschätzen sind, Hypersonic-Waffen zum Beispiel und ballistische Flugkörper“, betonte der Vizeadmiral. Die Flotte nehme in Moskaus Militärdoktrin weiterhin einen wichtigen Platz ein.
Ukrainische Militärs hatten am vergangenen Wochenende die russische Schwarzmeerflotte auf deren Stützpunkt in Sewastopol auf der Halbinsel Krim angegriffen. Offiziell spricht Moskau von geringen Schäden durch den Angriff der Kampfdrohnen zur See und aus der Luft. Das genaue Ausmaß ist nicht bekannt.
Kaack: Deutsche Marine dauerhaft aktiver an Nato-Nordflanke
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung geht der Marineinspekteur von einer dauerhaft erhöhten Präsenz der deutschen Seestreitkräfte an der Nato-Nordflanke aus. „Unsere Partner erwarten von uns, dass wir unserer Verantwortung in der Ostsee gerecht werden. Das entspricht auch der Nato-Doktrin, die regionalen Ansätze zu stärken. Also werden wir dort Präsenz zeigen müssen“, sagte Kaack der NOZ. Derzeit habe die Deutsche Marine dort „im Mittel immer drei bis acht Boote und Schiffe im Einsatz“.
Auf die Frage, wie lange die Marine dieses Engagement trotz anhaltender Materialmängel durchhalten kann, ohne woanders Schiffe abzuziehen, sagte Inspekteur Kaack: „Die Durchhaltefähigkeit muss sich auf Dauer in der Verfügbarkeit des Materials zeigen. Unser Ziel ist es, immer 66 Prozent der Kräfte verfügbar, sprich in voller Einsatzbereitschaft oder zur Ausbildung zu haben. Da sind wir inzwischen auf einem guten Weg.“
Deutsche Marine beschafft 3D-Drucker
Am Tag des russischen Einmarsches in die Ukraine am 24. Februar hätten demnach 55 Prozent der deutschen Marineschiffe und -boote in der Werft gelegen. Inzwischen seien es 45 Prozent. „Wir haben also eine höhere Verfügbarkeit“, sagte der Vizeadmiral. Dies sei unter anderem dadurch gelungen, dass man die Eigenverantwortung an Bord gestärkt habe.
„Früher durften Besatzungsmitglieder bestimmte Reparaturen nicht durchführen, auch wenn sie die entsprechende fachliche Expertise hatten. Es mussten immer Firmen ran. Das ist inzwischen anders. Dazu nutzen wir auch digitale Videoberatung, um die Dinge vor Ort zu regeln.“ Zudem laufe die Anschaffung von 3-D-Druckern auf Hochtouren, um Ersatzteile vor Ort auf hoher See herstellen zu können.
RND/dpa