Ukraine wirft russischen Besatzern Folter von Kindern vor
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Ein Kind spielt mit einer ukrainischen Flagge im Hof eines Familienhauses in dem kürzlich befreiten Dorf Kyseliwka am Stadtrand von Cherson.
© Quelle: Bernat Armangue/AP/dpa
Kiew. Ukrainische Behörden haben nach eigenen Angaben in zeitweise von der russischen Armee besetzten Gebieten Beweise für das Foltern von Kindern gefunden. In zurückeroberten Gebieten im Nordosten und im Süden der Ukraine seien Folterkammern für Kinder entdeckt worden, sagte der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Kiew. „Wir haben in der Region Cherson zehn Folterkammern gefunden, vier davon in der Stadt Cherson.“
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In einer Folterkammer sei ein separater Raum gefunden worden, in dem Kinder festgehalten worden sein sollen. „Die Besatzer nannten sie eine Kinderzelle“, sagte Lubinez. Im ukrainischen Sprachgebrauch werden alle Minderjährigen unter 18 Jahren als Kinder bezeichnet.
In dieser Zelle seien Minderjährige gequält worden, denen Widerstand gegen die russischen Truppen vorgeworfen worden sei. Der Raum sei mit dünnen Matten ausgelegt gewesen. Die Kinder hätten nur unregelmäßig Wasser und praktisch kein Essen bekommen. Zudem sei psychologischer Druck auf sie ausgeübt worden, erklärte Lubinez.
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© Quelle: dpa
Lubinez: Junge wurde 90 Tage festgehalten und gefoltert
„Der Zynismus der Russischen Föderation hat keine Grenzen“, sagte der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte. Er habe mit einem Jungen gesprochen, der ihm erzählt habe, die Besatzer hätten ihn 90 Tage festgehalten, mit einem Messer geschnitten, Verbrennungen zugefügt und mit Scheinhinrichtungen malträtiert. Unter den Festgehaltenen sei auch ein 14-Jähriger gewesen, der zerstörte russische Technik fotografiert habe. Derartige Vorfälle habe es auch in Balaklija im ostukrainischen Gebiet Charkiw gegeben.
Beweise für die Existenz der Folterkammern legte er auf der Pressekonferenz nicht vor. Russland bestritt in der Vergangenheit die Folterung von ukrainischen Zivilisten.
Lubinez wirft Moskau Deportation von Kindern vor
Dazu warf Lubinez Moskau erneut die Deportation von Kindern vor. „Wir haben mehr als 12.000 Kinder festgestellt, von denen etwa 8600 zwangsweise auf das Territorium der Russischen Föderation deportiert wurden“, sagte der Ombudsmann. Das seien lediglich die verifizierten Fälle. Die ukrainischen Behörden hätten dabei noch keine Bestätigung für Adoptionen dieser Kinder in Russland.
Russland ist Ende Februar in die Ukraine einmarschiert. Die südukrainische Großstadt Cherson war von März bis Anfang November von russischen Truppen besetzt, Balaklija von März bis Anfang September.
RND/seb/nis/dpa