Ukrainischer Präsident vor Spaniens Parlament: Selenskyj erinnert an Guernica
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Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht per Videokonferenz im Plenarsaal des Kongresses der spanischen Abgeordneten.
© Quelle: R.Rubio.Pool/EUROPA PRESS/dpa
Madrid. „Wir befinden uns im April 2022″, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstagnachmittag in einer Videoansprache vor den vollbesetzten Reihen des spanischen Parlaments, „aber es ist wie im April 1937, als Guernica angegriffen wurde.“
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Die Bombardierung der baskischen Kleinstadt durch deutsche Flieger am 26. April 1937 ist durch das Picasso-Gemälde gleichen Namens zum Symbol der Kriegsschrecken für die Zivilbevölkerung im 20. Jahrhundert geworden. „Und nun stellen Sie sich normale Städte heute vor“, sagte Selenskyj, „stellen Sie sich vor: alles in Ruinen.“
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„Wir fühlen uns als Ukrainer“
Die etwa zehnminütige Rede des ukrainischen Präsidenten war keine ausgesprochen kämpferische, aber doch eine, die an die Emotionen der Abgeordneten appellierte, die Selenskyj stehend mit Applaus begrüßt hatten. Die Parlamentspräsidentin Meritxel Batet versicherte dem zugeschalteten Gast, dass nicht nur die anwesenden Abgeordneten, sondern „die ganze spanische Gesellschaft“ hinter dem leidenden ukrainischen Volk stehe. „Wir fühlen uns als Ukrainer.“
Selenskyj dankte höflich, versicherte den Friedenswillen der Ukraine, beklagte, dass „Russland nicht im Ernst den Frieden sucht“, und dass „wir nicht wissen, wie lange dieser Krieg dauern kann.“ Mit klaren Forderungen an seine Gastgeber hielt er sich zurück. Er fragte, wie es sein könne, dass es noch einige Banken gebe, die mit Russland Geschäfte machten.
Der ukrainische Präsident dankte den zahlreichen spanischen Unternehmen, die sich den Sanktionen angeschlossen haben, und benannte drei, die es noch nicht getan haben – darunter die Edelgeschirrmarke „Porcelanosa“. „Sie kennen die Namen derer, die weiter Geschäfte mit Russland machen besser als ich“, sagte er. Damit irrte er sich vielleicht: Der Hinweis auf „Porcelanosa“ machte in Spanien mehr Wirbel als der Rest der Rede.
Sánchez nimmt das Wort „Waffen“ nicht in den Mund
In einer kurzen Antwort an Selenskyj versicherte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez, dass „Putin seine Ziele nicht erreichen“ werde. Sánchez formulierte mehrere Versprechen, darunter „die Unterstützung Spaniens auf dem Weg der Adaptation“ der Ukraine beim Weg in die Europäische Union. „Und selbstverständlich werden wir weiter Militärausrüstung schicken.“
Das Wort „Waffen“ vermied Sánchez, vielleicht mit Rücksicht auf seinen linken Koalitionspartner Unidas Podemos, der Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt. Die Einheit der Spanier ist nicht so unverbrüchlich, wie die Parlamentspräsidentin zu versichern versucht hatte.
Am Dienstagmittag hatte Spaniens Außenminister José Manuel Albares die Ausweisung von 27 russischen Diplomaten und anderem Botschaftspersonal aus Madrid angekündigt, als Antwort auf das Massaker von Butscha, das nach jetzigem Kenntnisstand von russischen Soldaten verübt wurde. Bei seiner Ansprache vor dem spanischen Parlament ging Selenskyj auf dieses konkrete Verbrechen nicht ein.