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Marine Le Pen und Éric Zemmour

Wahlkampf in Frankreich und Russlands Krieg: Putin-Bewunderer in Erklärungsnot

Marine Le Pen und andere Präsidentschaftskandidierende in Frankreich müssen sich nach Putins Angriff auf die Ukraine erklären.

Marine Le Pen und andere Präsidentschaftskandidierende in Frankreich müssen sich nach Putins Angriff auf die Ukraine erklären.

Paris. Eigentlich ist die Pariser Landwirtschaftsmesse eine beliebte Gelegenheit für Politikerinnen und Politiker, ihre Bodenständigkeit und Liebe zu regionalen Erzeugnissen Frankreichs zu zeigen. Manche von ihnen haben dort schon halbe Tage verbracht, um in Begleitung eines Journalistentrosses Kuhhintern zu tätscheln.

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Doch als Emmanuel Macron die Großveranstaltung am Wochenende eröffnete, blieb er nur kurz und hatte einen besorgten Gesichtsausdruck. Ihn trieb vor allem die Lage in der Ukraine um. „Dieser Krieg wird dauern“, sagte der Präsident.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf der Pariser Landwirtschaftsmesse.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf der Pariser Landwirtschaftsmesse.

Da Frankreich momentan turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft innehat, ist er, der schon lange nach einer starken Stimme für Europa und einer Bündelung der militärischen Kräfte rief, besonders exponiert. In knapp eineinhalb Monaten wird in Frankreich gewählt, doch seit Wochen heißt es aus seinem Umfeld, er habe keine Zeit für Wahlkampf. Bis 7. März, wenn die Namen aller Bewerberinnen und Bewerber im Amtsblatt erscheinen, muss er seine Kandidatur offiziell erklären.

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Der Spott ist vorbei

Seine Rolle als Krisenmanager verstärkt Macrons Position als Favorit mit 24 Prozent in den Umfragen. Der Spott darüber, dass er Russlands Präsidenten Wladimir Putin bis zuletzt mit Telefongesprächen und einem Besuch in Moskau zum Einlenken bewegen wollte, ist verstummt. Rechtspopulistin Marine Le Pen hatte Macron noch als „kleinen Telegrammboten“ von US-Präsident Joe Biden verspottet, der Rechtsextreme Éric Zemmour nannte ihn gar ein „Nichts“.

Nun geraten beide in Erklärungsnot und werden massiv geschwächt, waren sie doch bislang glühende Putin-Anhänger, die die Manöver des russischen Präsidenten bis zum Einmarsch in die Ukraine heruntergespielt hatten. Auch in Frankreich sind die Menschen schockiert über diese Entwicklungen.

Le Pen und der russische Präsident

Le Pen, die derzeit bei 18 Prozent liegt, nannte Putin jetzt „einen Feind Frankreichs und Europas“. Bis vor Kurzem warf sie aber noch den USA vor, einen künstlichen Konflikt als Vorwand für eine Nato-Aufnahme der Ukraine zu schaffen. Vor der Präsidentschaftswahl 2017 hatte Putin Le Pen in Moskau empfangen, wo sie erklärte, sie teile dessen Sicht auf die Ukraine. Da ihr französische Banken keinen Kredit gaben, finanzierte sie damals wie heute ihre Wahlkampagnen mit der Hilfe russischer Banken.

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Die französische Präsidentschafts­kandidatin Marine Le Pen bei einem Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin (Archivbild).

Die französische Präsidentschafts­kandidatin Marine Le Pen bei einem Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin (Archivbild).

Auch Éric Zemmour, derzeit bei 13 Prozent, verurteilte „uneingeschränkt den russischen Einmarsch“, doch noch vor einem Monat hatte er behauptet, dass Putin „kein Angreifer, sondern der Angegriffene“ sei. In den vergangenen Jahren nannte er den russischen Präsidenten „unseren zuverlässigsten Alliierten“ und schrieb 2016 in einem Buch, die Ukraine existiere nicht, sie sei „ein zusammengestückeltes Land“.

Viele Politiker müssen sich nun erklären

Nun hat er ebenso ein Glaubwürdigkeits­problem wie der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon (10 Prozent in Umfragen), der bis zuletzt Verständnis für den russischen Herrscher aufbrachte. Auch Mélenchon sah sich jetzt zu einer Kehrtwende gezwungen und nannte Putin verantwortlich „für einen schrecklichen Rückschritt der Geschichte“.

Die republikanische Kandidatin Valérie Pécresse (derzeit bei 15 Prozent) sagte, all jene, die Putin seit Jahren „grenzenlos bewunderten“, hätten sich diskreditiert, um Frankreich zu regieren. Sie selbst war allerdings zuletzt unter Druck geraten, weil der Präsidentschafts­kandidat ihrer Partei 2017, Ex-Premierminister François Fillon, mehrere Tage gewartet hatte, bevor er seine Ämter im Aufsichtsrat zweier russischer Unternehmen, Sibur und Zarubezhneft, niederlegte.

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