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Vorwürfe von Aktivistin Ngozi Fulani

„Wo kommen Sie her?“: Der neue Rassismuseklat im britischen Königshaus

Die damalige Hofdame der Queen (links), Lady Susan Hussey (rechts), tritt nach dem Eklat zurück.

Die damalige Hofdame der Queen (links), Lady Susan Hussey (rechts), tritt nach dem Eklat zurück.

„Wo kommen Sie her?“: Auf den ersten Blick ist das eine harmlose Frage, ein Ausdruck von Interesse. Für viele schwarze Menschen steht sie aus dem Mund von Weißen in Großbritannien kommend jedoch für etwas anderes, erst recht, wenn sie mit Nachdruck gestellt wird: für „Du gehörst nicht dazu, auch wenn du hier geboren wurdest.“ Dementsprechend groß war der Aufschrei, als die Aktivistin Ngozi Fulani am Mittwoch von einem entsprechenden Erlebnis im Buckingham-Palast berichtete. Der Skandal prägte am Donnerstag die Titelseiten der Zeitungen im Land. Der „Daily Mirror“ sprach von einer „Schande“. Die „Daily Mail“ von einer „königlichen Katastrophe“.

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Was war passiert? Fulani war am Dienstag als Gast bei einem Empfang von Queen Camilla eingeladen. Eine Mitarbeiterin, sie nannte sie „Lady SH“, sei auf sie zugekommen und habe sie gefragt, aus welchem Teil von Afrika sie stamme. Ein Vorfall, der bei Fulani „gemischte Gefühle“ ausgelöst habe, wie sie auf Twitter schrieb. Sie entgegnete, dass sie in Großbritannien geboren und aufgewachsen sei. Die Mitarbeiterin habe sich mit dieser und weiteren Antworten jedoch nicht zufriedengeben wollen und hakte immer wieder nach. Die Aktivistin zitierte das Mitglied des Hofstaates aus dem Gedächtnis mit dem Satz: „Ach, ich verstehe. Ich werde es schwer haben, herauszufinden, woher Sie kommen.“

Kommentar kam von enger Begleiterin der Queen

Später wurde bekannt, dass es sich bei „Lady SH“ um die 83-jährige Lady Susan Hussey handelt. Sie ist die Taufpatin von Prinz William und war eine enge Begleiterin von Königin Elizabeth II. Fulani habe zunächst viele Gründe für das Verhalten von Hussey an dem besagtem Tag in Erwägung gezogen: den Kontext, die Tatsache, dass die Mitarbeiterin eine ältere Frau war. Am gestrigen Donnerstag fand die Gründerin der Organisation „Sistah Space“, die sich gegen Gewalt gegen Frauen einsetzt, jedoch klare Worte: „Hier geht es nicht um ihr Alter“ oder „einzelne Personen“, sagte sie. „Das ist, was es ist. Das nennen wir Rassismus.“

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Der Palast kritisierte in einer raschen Stellungnahme die „inakzeptablen und sehr bedauerlichen Kommentare“. Die Hofdame sei zurückgetreten und man habe sich mit Fulani in Verbindung gesetzt, um mit ihr persönlich zu sprechen. Die Aktivistin bestritt dies: „Ich habe von niemandem etwas gehört.“ William, der derzeit mit seiner Frau Catherine in den USA unterwegs ist, ließ verlauten, dass Rassismus keinen Platz in der Gesellschaft habe. Das Paar wurde bei einem Basketballspiel in Boston am gestrigen Donnerstag mit Buhrufen begrüßt. Ob dies mit den Vorfällen zusammenhängt, ist allerdings unklar.

Schlagzeilen erinnern an Meghans Vorwürfe gegen Königshaus

Die Schlagzeilen erinnern an die Rassismusvorwürfe gegen das Königshaus, die schon Meghan im März 2021 vorgebracht hatte – im Rahmen des Skandalinterviews mit der US-Talkshowikone Oprah Winfrey. Meghan berichtete damals, dass in den Kreisen der Royals die Sorge darüber geäußert worden sei, wie dunkel die Haut ihres Sohnes womöglich wird. Queen Elizabeth II. reagierte auf die Anschuldigungen damals zurückhaltend. In einer öffentlichen Erklärung verkündete sie, dass man die Angelegenheit innerhalb der Familie kläre.

Neuer Vorfall im Royals-Haus entzündet Rassismusdebatte
 Royal Visit Boston - Day One The Prince and Princess of Wales together with Mayor Wu and Ambassador Kennedy at Speakers Corner outside City Hall, Boston, where they formally kick off the Earthshot celebrations by lighting up Boston City Hall and landmarks across the city green. Credit: Doug Peters/EMPICS PUBLICATIONxNOTxINxUKxIRL Copyright: xDougxPetersx 70042829

Erst seit wenigen Monaten ist König Charles III. im Amt, schon haben Rassismus-Vorwürfe die britische Royal Family eingeholt.

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Jetzt sieht sich König Charles III. selbst nach nur wenigen Wochen auf dem Thron mit dem ersten großen Skandal dieser Art konfrontiert. Er wollte das Königshaus reformieren, frischen Wind durch den Buckingham-Palast ziehen lassen. Davon sei es er aber weit entfernt, wie eine Journalistin der Tageszeitung „The Independent“ am gestrigen Donnerstag betonte: Der Palast murmle „hohle Entschuldigungen“ statt etwas zu ändern. Fulani habe ihr Leben anti-rassistischem Aktivismus und dem Schutz von Frauen gewidmet. „Dass sie in angeblicher Anerkennung dieser Arbeit in den Palast eingeladen und dann rassistischer Gewalt ausgesetzt wurde, ist eine verdrehte Ironie“, kommentierte die Journalistin.

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